ROUNDUP/Eurozone: Inflation schwächt sich deutlich ab - Kernrate auf Rekord |
31.03.2023 11:50:00 |
LUXEMBURG (dpa-AFX) - Dank sinkender Energiepreise hat sich die hohe
Inflation in der Eurozone im März deutlich abgeschwächt. Die
Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,9
Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg nach
einer ersten Schätzung mitteilte. Im Februar hatte die Rate noch bei
8,5 Prozent gelegen. Im Monatsvergleich stiegen die Preise um 0,9
Prozent. Hier war ein Anstieg um 1,1 Prozent erwartet worden.
Volkswirte hatten einen weniger deutlichen Rückgang der
Inflationsrate erwartet. Sie prognostizierten für März eine Rate von
7,1 Prozent. Die Teuerung lag erstmals seit Februar 2022 unter der
Marke von sieben Prozent. Im Oktober hatte sie einen Rekordwert von
10,7 Prozent erreicht.
Gedrückt wird die Inflationsrate durch die Energiepreise. Sie sind
im März im Jahresvergleich sogar um 0,9 Prozent gesunken. Im Vorjahr
war es in Folge des russischen Angriffskrieges zu einem deutlichen
Anstieg der Energiepreise gekommen. Im Februar waren die
Energiepreise noch um 13,7 Prozent gestiegen. Getrieben wird die
Gesamtinflation mittlerweile durch gestiegene Preise für Lebens- und
Genussmittel.
Die Kernjahresinflationsrate, bei der schwankungsanfällige Preise
für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, stieg auf 5,7
Prozent. Das ist ein Rekordniveau. Im Februar hatte sie noch bei 5,6
Prozent gelegen. Der Anstieg war so erwartet worden.
"So schön sich der Inflationsrückgang liest, er ist mit Haken und
Ösen versehen", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP
Bank. Angesichts der gestiegenen Kerninflation könne von
nachlassendem Teuerungsdruck keine Rede sein. "Das
Inflationsgeschehen erfasst immer mehr den Dienstleistungssektor -
darunter vor allem den Hotel- und Gaststättensektor und die
Tourismus- und Veranstaltungsbranche."
Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater bewertet die Daten positiver:
"Man sollte nicht kleinreden, dass Energiepreise und
Lieferkettenprobleme sich wieder deutlich beruhigt haben." Dies
werde in den kommenden Monaten zu weiteren Erleichterungen bei der
Inflation führen. "Schwieriger wird es mit den hartnäckigen
Preissteigerungen, die etwa durch die starken Lohnsteigerungen
weiter angefacht werden."
Das Preisziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von mittelfristig
zwei Prozent wird weiterhin klar überschritten. Die Notenbank hatte
Mitte März den Leitzins erneut um 0,50 Prozentpunkte angehoben.
Allerdings hatte sie das weitere Vorgehen angesichts der jüngsten
Finanzmarktturbulenzen offen gelassen.
"Die EZB hat zuletzt wiederholt betont, dass sie aktuell vor allem
auf die Kernteuerungsrate schaut", kommentierte Commerzbank-Ökonomen
Christoph Weil. "Insofern steht die Notenbank weiter unter Druck,
die Leitzinsen weiter anzuheben."
Die Inflationsentwicklung in den einzelnen Mitgliedsländern bleibt
sehr unterschiedlich. Die höchsten Raten gibt es im Baltikum. Aber
in allen drei baltischen Ländern ist die Inflationsrate mittlerweile
zumindest unter die Marke von zwanzig Prozent gefallen. Am
niedrigsten ist die Rate in Luxemburg (+3,0 Prozent) und in Spanien
(+3,1 Prozent). In Deutschland lag der nach europäischer Methode
berechnete Anstieg der Verbraucherpreise mit 7,8 Prozent über dem
Niveau der Eurozone.
Die Finanzmärkte reagierten kaum auf die Daten. Schließlich waren
viele Daten aus den einzelnen Mitgliedsländern schon vorher bekannt
gewesen./jsl/jkr/mis
AXC0175 2023-03-31/11:50
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Autor: - dpa-AFX
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