WOCHENAUSBLICK: Verkürzte Osterwoche könnte Dax Vierzehnmonatshoch bescheren |
31.03.2023 16:52:00 |
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem schwankungsreichen, spektakulären
Börsenmonat März trauen Marktbeobachter dem Dax zum
Auftakt in den April ein Jahreshoch zu. Das aber wäre dann zugleich
auch ein Vierzehnmonatshoch und könnte laut Portfolio-Manager Thomas
Altmann von QC Partners "Höhenangst" auslösen. Denn Ostern steht vor
der Tür und damit eine verkürzte Handelswoche. Außerdem ist
Ferienzeit, sodass viele Anleger den Aktienmärkten fern bleiben
dürften und zuvor Risiken im Portfolio reduzieren könnten.
Schließlich ist die neue Woche gespickt mit einigen sehr wichtigen
Wirtschaftsdaten, die zuvorderst aus den USA kommen. Vor allem der
Arbeitsmarktbericht für März rückt in den Fokus. Aufschlussreiche
Konjunkturdaten stehen zudem aus Deutschland an. Die Berichtssaison
der 40 Dax-Konzerne ist unterdessen beendet und "besser gelaufen als
gedacht", wie die Experten der Landesbank Baden-Württemberg
schreiben.
Seit vor drei Wochen die Silicon Valley Bank mit ihrem Zusammenbruch
Turbulenzen im US-Bankensektor verursachte und in der Schweiz
innerhalb weniger Tage eine Zwangsehe zwischen der schwer
angeschlagenen Credit Suisse und UBS
vereinbart wurde, scheint für die Märkte das Gröbste überstanden.
"Das Ausbleiben neuer Hiobsbotschaften aus dem Bankensektor reichte
offensichtlich für eine Entspannung an den Finanzmärkten aus",
kommentiert Helaba-Stratege Christian Apelt. Die Börsen jedenfalls
erholten sich deutlich. Der Dax ist wieder dicht unter sein
Jahreshoch bei 15 706 Punkten gestiegen und nimmt laut Jochen
Stanzl, Marktanalyst bei CMC Markets, damit auch Kurs auf sein
Rekordhoch. Das liegt seit November 2021 bei 16 290 Punkten.
Wie es jedoch tatsächlich weitergeht, hängt von vielen Faktoren ab.
Die Unsicherheiten im Bankensektor "bleiben schwelend, und neue
Unruhen sind jederzeit denkbar", warnt nicht nur Marktbeobachter
Timo Emden. Doch aktuell ist die Aufmerksamkeit wieder auf die
Notenbanken gerichtet - und damit auch auf jene Konjunkturdaten, mit
denen die Zentralbanken ihre geldpolitischen Entscheidungen
begründen.
Daher wird der US-Arbeitsmarktbericht am Karfreitag zentral sein,
auch wenn die Börsen nicht sofort reagieren können, da weder in
Europa noch in den USA gehandelt wird. Dennoch: Es ist der letzte
Jobbericht vor der nächsten US-Notenbanksitzung am 3. Mai. An den
Märkten wird nach den Worten von Deutsche-Bank-Analystin Galina
Pozdnyakova "auf Anzeichen einer Abkühlung geachtet", nachdem die
Fed über den Zeitraum von fast einem Jahr die Zinsen um 4,75
Prozentpunkte angehoben hat. "Ob diese Erwartungen durch die Daten
gerechtfertigt werden, wird entscheidend sein, da die Marktpreise
für die nächste Sitzung derzeit zwischen einer Pause und weiteren
0,25 Prozentpunkten schwanken."
Die vorherrschende Erwartung scheint allerdings eine andere zu sein.
Übereinstimmend rechnen die Experten von Deutsche Bank, Bankhaus
Metzler, Helaba und Commerzbank mit einem starken Jobbericht.
"Bisher gab es keine Anzeichen einer nennenswerten Abschwächung",
schreibt Volkswirt Edgar Walk von Metzler. Ähnlich formuliert es
Amerikaexperte Patrick Franke von Helaba und kommt dann zu dem
Schluss: "Unter dem Strich sollten die Daten bestätigen, dass das
Ende der Zinserhöhungen näher rückt, aber noch nicht erreicht ist."
Der Fokus der Fed dürfte Franke zufolge klar auf der
Preisniveau-Stabilität bleiben und dafür sei eine
Wirtschaftsabkühlung "wohl unausweichlich". Diese zeige sich bisher
neben dem Immobilienmarkt auch im Verarbeitenden Gewerbe. "Der beste
sektorale Stimmungsindikator, der nationale
ISM-Einkaufsmanagerindex, liegt seit einiger Zeit unterhalb der
Marke von 50, die Expansion von Kontraktion trennt. Auch um den
Sondereffekt der Lieferkettenprobleme bereinigt, zeigt sich hier
eine eindeutige Verlangsamung."
Anders jedoch sehe das für den Dienstleistungsbereich aus, der das
Gros der gewerblichen US-Wirtschaft ausmache, schreibt er. Nachdem
der ISM-Dienste-Index im Dezember unter 50 gesunken war, war er im
Januar über 55 gestiegen, weshalb am Montag und Mittwoch auch diesen
US-Daten besondere Aufmerksamkeit zukommen dürfte.
In Deutschland stehen vor allem die Auftragseingänge der Industrie
im Fokus, die am Mittwoch veröffentlicht werden, sowie am Donnerstag
die Daten zur Industrieproduktion im Februar. Beide dürften im
Monatsvergleich leicht rückläufig gewesen sein./ck/jsl/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0297 2023-03-31/16:52
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