ROUNDUP 3: Trump provoziert mit Gewaltfantasie zu Kritikerin Liz Cheney |
01.11.2024 21:01:00 |
(Aktualisierung: Die Reaktion von Kamala Harris wurde als neuer
zweiter Absatz ergänzt.)
WASHINGTON/GLENDALE (dpa-AFX) - Im Endspurt des
US-Präsidentschaftswahlkampfes sorgt der Republikaner Donald Trump
mit der Verbreitung einer Gewaltfantasie über eine seiner größten
Kritikerinnen für Aufsehen. Bei einer Wahlkampfveranstaltung im
Bundesstaat Arizona sprach Trump darüber, seine parteiinterne
Widersacherin Liz Cheney bei einem Feuergefecht in neun schießende
"Gewehrläufe" blicken zu lassen. Der republikanische
Präsidentschaftskandidat argumentierte, Cheney sei selbst schnell
bereit, die Lösung für Konflikte in Kampfhandlungen zu suchen, daher
würde er sie gerne selbst mit einer Waffe in einem Gefecht erleben.
Trumps demokratische Kontrahentin Kamala Harris bezeichnete ihn
daraufhin als ungeeignet für das Präsidentenamt. "Er hat seine
gewaltverherrlichende Rhetorik verstärkt", sagte sie zu Reportern im
Bundesstaat Wisconsin. "Das muss disqualifizierend sein. Jeder, der
Präsident der Vereinigten Staaten werden will und diese Art von
gewaltverherrlichender Rhetorik anwendet, ist eindeutig ungeeignet,
Präsident zu sein."
Ein bekanntes Muster in einer brenzligen Lage
Trump ist bekannt dafür, politische Gegner zu beschimpfen,
lächerlich zu machen und verbal hart anzugreifen. Er nutzt
regelmäßig hasserfüllte Sprache und ist ein Meister der
Mehrdeutigkeit, um gezielt Verwirrung zu stiften - um etwa
gewaltverherrlichende Aussagen von sich zu geben und im Nachhinein
jede Grenzüberschreitung von sich zu weisen. Die Äußerung zu Cheney
nur wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl am Dienstag sticht aber
auch für seine Verhältnisse heraus.
Sie fällt noch dazu in eine Zeit, in der bereits große Angst umgeht,
dass es rund um die Wahl zu politischer Gewalt kommen könnte. Trump
war selbst im Wahlkampf Opfer eines Attentats geworden, bei dem er
leicht verletzt wurde. Die Stimmung in den USA ist extrem
angespannt.
Die frühere republikanische Kongressabgeordnete Cheney, die Tochter
des früheren Vizepräsidenten Dick Cheney, gehört zu Trumps härtesten
innerparteilichen Kritikern. Ihr Widerstand gegen den Ex-Präsidenten
kostete sie 2022 die Wiederwahl ins Repräsentantenhaus, da Trump
sich im Wahlkampf offensiv gegen sie stellte und allerlei Strippen
zog. Cheney hat mit ihrer Kritik seither nicht nachgelassen, sondern
unterstützt inzwischen Harris im Wahlkampf und ist bereits mehrfach
gemeinsam mit ihr aufgetreten.
"Wenn ihr die Waffen ins Gericht gerichtet sind."
Bei seinem Auftritt in Glendale im politisch umkämpften Bundesstaat
Arizona nannte Trump Cheney eine "radikale Kriegstreiberin" und
schlug dann vor, sie in eine Situation zu bringen, in der sie "mit
einem Gewehr dasteht, während neun Gewehrläufe auf sie feuern". Dann
fuhr er fort: "Lasst uns sehen, wie sie das findet, wenn die Waffen
ihr ins Gesicht gerichtet sind." Politiker wie sie seien
Kriegstreiber, wenn sie in ihren netten Gebäuden in Washington säßen
und sich entschieden, 10.000 Soldaten "ins Maul des Gegners zu
schicken", sagte Trump weiter.
Auf der Plattform X teilte Liz Cheney einen Ausschnitt des Videos
und schrieb dazu: "So zerstören Diktatoren freie Nationen. Sie
bedrohen diejenigen, die gegen sie sprechen, mit dem Tod." Trump
nannte sie einen "kleinen, rachsüchtigen, grausamen, instabilen
Mann", der ein Tyrann sein wolle. Mit dem Hashtag "#VoteKamala" rief
sie außerdem erneut zur Wahl von Harris auf.
Auch Harris' Wahlkampfteam verbreitete auf X einen Ausschnitt mit
den zwei am schlimmsten klingenden Sätzen Trumps über Cheney. Trumps
Team warf Harris' Kampagne daraufhin vor, die Äußerung aus dem
Kontext zu reißen. Dies ist eine bekannte Strategie nach provokanten
Ansagen des Ex-Präsidenten.
Trumps Äußerungen fielen bei einem Gespräch mit dem rechten
Moderator Tucker Carlson. Dabei sprach der Republikaner mit Blick
auf seine politischen Gegner auch abermals vom "inneren Feind" und
von "Feinden des Volkes".
Nachdem Trump im Juli nur knapp ein Attentat überlebt hatte - die
Kugel streifte sein Ohr - machten einige Politiker der Republikaner
dafür die Rhetorik der Demokraten verantwortlich, die ihn als eine
Gefahr für die Demokratie darstellten. Dabei teilt Trump selbst
regelmäßig gegen seine Widersacher aus. Über Harris sagte er in
Arizona, sie sei "dumm wie ein Stein", und die Demokraten
bezeichnete er als Gefahr für die Demokratie.
Die Mär vom Wahlbetrug
Trump verbreitete außerdem erneut - allerdings nun intensiver als
zuletzt - das Narrativ, dass ihm ein Wahlsieg nur durch Betrug zu
nehmen sei. "Das Einzige, was uns stoppen kann, ist Betrug", sagte
der Ex-Präsident. Er behauptete, er führe in jedem der sieben
umkämpften Bundesstaaten - den sogenannten Swing States, die die
Wahl entscheiden werden. Umfragen geben das nicht her - sie deuten
aber insgesamt auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin. Trump behauptete
auch ohne jeden Beleg, man habe bereits verschiedene Betrugsversuche
aufgedeckt.
Auch vor der Wahl 2020, die der damalige Amtsinhaber gegen den
Demokraten Joe Biden verlor, hatte Trump ohne Unterlass solche
Darstellungen verbreitet. Nach der Abstimmung gab er damals vor, die
Demokraten hätten ihm den Sieg durch großangelegten Wahlbetrug
genommen. Dutzende Klagen des Trump-Wahlkampfteams scheiterten
jedoch vor Gerichten. Es gab nie Hinweise auf Unregelmäßigkeiten,
die den Ausgang der Abstimmung verändert hätten. Trump blieb dennoch
bei seiner Erzählung.
Sein Feldzug gegen den Wahlausgang gipfelte damals am 6. Januar 2021
im Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol in Washington, den Sitz des
US-Kongresses. Trump hatte seine Unterstützer an jenem Tag zuvor mit
den Wahlbetrugsbehauptungen angestachelt und sie unter anderem
aufgerufen, zum Kapitol zu marschieren und "wie der Teufel" zu
kämpfen.
Harris setzt auf Kontrastprogramm
Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Harris bemüht sich im
Wahlkampfendspurt um einen größtmöglichen Kontrast zu Trump. Der
Ex-Präsident wolle die Amerikaner spalten, sagte sie bei einer
Kundgebung. Aber sie setze auf Einheit: "Wir haben so viel mehr
gemeinsam." Zu Trumps jüngster Äußerung, er werde Frauen beschützen,
egal "ob es den Frauen gefällt oder nicht", sagte sie, der
Republikaner sei jemand, der die Freiheit der Frauen einfach nicht
respektiere./jac/DP/he
AXC0178 2024-11-01/21:01
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Autor: - dpa-AFX
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