Lindner will sich prüfen - wohin steuert die FDP? |
30.11.2024 10:28:00 |
BERLIN (dpa-AFX) - Die FDP muss sich für den Bundestagswahlkampf
einen neuen Generalsekretär suchen - und auch Parteichef Christian
Lindner will angesichts der Krise der Liberalen noch einmal in sich
gehen. "Natürlich musste und muss ich mich prüfen", sagte Lindner in
den ARD-"Tagesthemen". Er sei aber weiterhin von seiner Entscheidung
überzeugt, dass der Ausstieg aus der Ampel-Koalition mangels
Politikwechsel richtig gewesen sei. Daher mache er seiner Partei
"das Angebot, sie in die Bundestagswahl zu führen", entgegnete
Lindner im ZDF-"heute journal" auf die Frage nach einem möglichen
Rücktritt.
Das am Donnerstag nach vorherigen Medienrecherchen schließlich von
der FDP veröffentlichte Arbeitspapier seiner Partei, das den
möglichen Koalitionsausstieg der Liberalen mit militärischen
Begriffen wie "D-Day" und "offener Feldschlacht" beschrieb, nannte
Lindner in der ARD "stilistisch nicht überzeugend". Es sei auch nie
in politischen Gremien besprochen worden und er habe davon keine
Kenntnis gehabt. Den Mitarbeitern, die das Papier entworfen hätten,
mache er aber keinen Vorwurf. "Ich trage die Gesamtverantwortung für
die FDP und zu der bekenne ich mich auch."
Kanzler Olaf Scholz (SPD) war dem Ausstieg der FDP aus der Koalition
mit SPD und Grünen durch die Entlassung Lindners als Finanzminister
Anfang November zuvorgekommen.
Buschmann und Strack-Zimmermann äußern sich
Ex-Justizminister Marco Buschmann, der als möglicher Nachfolger des
am Freitag zurückgetretenen Generalsekretärs Bijan Djir-Sarai gilt,
zeigte sich auf der Plattform X bereits wieder im Wahlkampf-Modus:
"Gerade jetzt ist eine liberale Partei nötiger denn je", schrieb er.
Man müsse das Vertrauen zurückgewinnen.
Eine weitere prominente Vertreterin der Partei, die
Europa-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann, schrieb auf X: "Es
braucht eine starke FDP, die sich keine Clownerie leistet, sondern
sich ihrer Verantwortung bewusst ist." Dem WDR antwortete sie auf
die Frage, ob sie sich für einen Rücktritt Lindners ausspreche:
"Nein, ich wüsste nicht, warum." Für die Fehler im Umgang mit dem
"D-Day"-Papier seien der Generalsekretär und der
Bundesgeschäftsführer der Partei - Lindners inzwischen ebenfalls
zurückgetretener Ex-Büroleiter Carsten Reymann - verantwortlich. Das
Arbeitspapier nannte sie "intellektuell und sprachlich einfach
unterirdisch".
Eine Pyramide und die Phase IV
Die FDP hatte das Papier zum Ampel-Ausstieg auf ihrer Webseite
publik gemacht. Besonders ein Diagramm der "D-Day-Ablaufpyramide"
mit mehreren Stufen, die mit dem "Beginn der offenen Feldschlacht"
in "Phase IV" enden, führte zu öffentlicher Empörung - und Gespött
in den sozialen Medien. Mit dem "D-Day" wird üblicherweise die
Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg in
Verbindung gebracht.
Ausweislich mehrerer Umfragen drohte der FDP schon vor der Affäre
das erneute Ausscheiden aus dem Parlament nach der geplanten Neuwahl
des Bundestags am 23. Februar. An der Fünf-Prozent-Hürde war die
Partei 2013 schon einmal gescheitert. Lindner führte sie 2017 dann
wieder zurück in den Bundestag und 2021 in die Regierung mit SPD und
Grünen. Er ist seit fast elf Jahren Parteivorsitzender./mi/DP/mis
AXC0012 2024-11-30/10:28
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Autor: - dpa-AFX
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