Kampf um Aleppo: Syrische Rebellen fordern Assad heraus |
30.11.2024 10:31:00 |
ALEPPO (dpa-AFX) - Syrische Rebellen kontrollieren Aktivisten
zufolge nach den schwersten Kämpfen seit Jahren mittlerweile große
Teile der Millionenstadt Aleppo. Das sagte Rami Abdel Rahman, der
Leiter der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle
für Menschenrechte, der Deutschen Presse-Agentur. Demnach drangen
die Aufständischen zum ersten Mal seit 2016 in Aleppo ein - und das
nur drei Tage nach dem Start ihrer überraschenden Offensive gegen
die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad. Berichten zufolge zieht
die Regierung ihre Streitkräfte im Osten der Stadt für einen
Gegenschlag zusammen.
Sollte Aleppo dauerhaft an die Aufständischen fallen, wäre das ein
herber Schlag für Präsident Assad, der seine Macht mit Hilfe
russischer und iranischer Unterstützung in den vergangenen Jahren
wieder festigen konnte. Die Offensive der Rebellen stellt eine
bemerkenswerte Entwicklung dar in dem seit 2011 andauernden
Bürgerkrieg, da sich die Fronten zuletzt wenig verändert hatten.
Russland teilte mit, es werde die syrischen Regierungstruppen
unterstützen.
Regierungstruppen unter Druck
Eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der
Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatte in dieser
Woche bei einer Offensive im Nordwesten des Landes überraschend
große Gebietsgewinne erzielt. Die Regierungstruppen und ihre
Verbündeten gerieten im Umland der Städte Idlib und Aleppo unter
Druck. Die Allianz islamistischer Rebellen nennt ihre neue Offensive
"Abschreckung der Aggressionen".
Am Freitag erreichten die Gefechte den Stadtrand Aleppos.
Augenzeugen zufolge waren Gefechtslärm und Explosionen weithin zu
hören. Ein Teil der Regierungstruppen verließ demnach seine
Stellungen. Nach Angaben eines dpa-Reporters vor Ort sind Tausende
Menschen auf der Flucht in ländliche Gebiete oder andere Städte. Die
Rebellenallianz verhängte nach eigenen Angaben eine Ausgangssperre
in der Stadt bis 8 Uhr morgens am Samstag.
Das syrische Verteidigungsministerium gab an, die Streitkräfte seien
mit massiven Angriffen im Umland Aleppos und Idlibs konfrontiert.
Die syrische Armee griff mit Unterstützung russischer Kampfjets
Dutzende Ziele in Idlib und im Umland von Aleppo an. Ein Sprecher
der russischen Armee teilte laut der staatlichen Nachrichtenagentur
Tass mit, mindestens 200 Rebellen seien bei russischen Angriffen
getötet worden.
Aleppo war in den ersten Jahren des syrischen Bürgerkriegs stark
umkämpft und wurde großflächig zerstört. Erschütternde Aufnahmen der
verwüsteten Stadt gingen damals um die Welt. 2016 wurden die
Aufständischen vom syrischen Militär und dessen Verbündeten
gewaltsam aus dem östlichen Teil der Stadt vertrieben. Die Schlacht
um Aleppo gilt bis heute als eine der schlimmsten in mehr als 13
Jahren Bürgerkrieg. Idlib ist seit Jahren in der Hand der
Aufständischen.
Russland griff 2015 ein - dann kam der Ukraine-Krieg
Seit Beginn der Rebellen-Offensive am Mittwoch wurden nach Angaben
der Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 300 Menschen getötet,
darunter mindestens zwei Dutzend Zivilisten. Die Organisation mit
Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen von einem Netz aus
Informanten vor Ort und gilt als verlässliche Quelle für Eindrücke
aus dem von jahrelanger Gewalt zerrütteten Land.
Russland griff 2015 in den syrischen Bürgerkrieg ein und trug mit
seiner überlegenen Luftwaffe dazu bei, dass Präsident Assad seine
wankende Machtstellung wieder festigen konnte. Inzwischen
kontrolliert seine Regierung wieder zwei Drittel des Landes. Wegen
des Ukraine-Kriegs verringerte Moskau aber ab 2022 seine
Truppenpräsenz in Syrien. Eine politische Lösung für den Konflikt
ist nicht in Sicht. Infolge des Bürgerkriegs sind Millionen Syrer
ins Ausland geflohen - viele auch nach Deutschland./hme/DP/mis
AXC0015 2024-11-30/10:31
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Autor: - dpa-AFX
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