HINTERGRUND/Milliarden für die Wirtschaft: Deutsche Nebenwerte auf Überholspur |
05.07.2025 08:35:00 |
FRANKFURT (dpa-AFX) - Konjunkturhoffnungen rund um das
Milliarden-Infrastrukturpaket der neuen Bundesregierung treiben
deutsche Nebenwerte seit einigen Monaten stark an. Der SDax
der kleineren Nebenwerte bewegt sich bereits auf
Rekordniveau, und der MDax hat zumindest im
internationalen Vergleich einen sehr guten Jahresstart hingelegt.
Die Hoffnungen auf eine Belebung der deutschen Wirtschaft sind also
groß, ganz ohne Risiken ist das aber nicht.
"Wer heute in deutsche Nebenwerte investiert, setzt auf den
produktiven Kern der deutschen Wirtschaft - technologiegetrieben,
unternehmernah und oft unterschätzt", sagt Blanca Habbel,
Portfoliomanagerin bei der Vermögensverwaltung Habbel, Pohlig &
Partner.
Auf lange Sicht sind Aktienkäufer mit hiesigen Nebenwerten derweil
gut gefahren. Seit Einführung der Indizes SDax und MDax Ende der
90er-Jahre haben sie den deutschen Leitindex Dax
hinter sich gelassen. Am deutlichsten ist der Vorsprung beim MDax
der mittelgroßen Werte.
Der Hauptgrund dafür liege im stärkeren Wachstumspotenzial kleinerer
und mittelgroßer Unternehmen, erklärt Portfoliomanager Andreas
Feldmann von B&K Vermögen. Diese Firmen sind "oft agiler, können
sich schneller an neue Marktbedingungen anpassen und sind in vielen
Fällen hoch spezialisierte Nischenanbieter - sogenannte 'Hidden
Champions'".
In insgesamt schlechten Börsenjahren leiden kleinere Werte aber
oftmals deutlicher als große. Das wurde auch 2022 deutlich, das von
Inflationssorgen und dem russischen Überfall auf die Ukraine geprägt
war. In diesem Jahr büßten MDax und SDax stark ein. Neben dem damals
gestiegenen Zinsniveau verweist Feldmann auf eine konjunkturelle
Schwäche in Deutschland und Europa, strukturelle Probleme wie hohe
Energiepreise und Bürokratie sowie geopolitische Unsicherheiten.
Doch aktuell hat sich zumindest mit Blick auf die Inflation das
Blatt zum Besseren gewendet. Durch die niedrigeren Zinsen sind
Kredite nun günstiger zu haben. Dies weckt die Hoffnung, dass die
hiesigen Unternehmen mehr investieren und die Verbraucher mehr Geld
ausgeben. Beides würde die deutsche Wirtschaft ankurbeln.
Zusätzlichen Schub geben sollte das deutsche Milliardenpaket für die
Erneuerung der teils maroden Infrastruktur.
"Sinkende Zinsen, staatliche Investitionen und attraktive
Bewertungen wirken wie Dünger nach langer Dürre", sagt Experte
Arthur Enders von der RP Rheinische Portfolio Management GmbH. Dabei
liefere der MDax Stabilität, der SDax mehr Tempo. Wer aber in
SDax-Unternehmen investieren will, sollte Enders zufolge nicht nur
die Chancen sehen, sondern müsse auch Schwankungen aushalten.
Der Grund für die unterschiedlichen Risikoprofile der Indizes liegt
Fachleuten zufolge in ihrer Zusammensetzung. "Während der MDax
stärker international ausgerichtet ist und viele global tätige
Mittelständler umfasst, spiegeln die Unternehmen im SDax in größerem
Maße die Lage der deutschen Binnenwirtschaft wider", kommentiert
Harald Sporleder, Chefanlagestratege von Lingohr Asset Management.
Insofern reagiere der SDax besonders sensibel auf die konjunkturelle
Entwicklung in Deutschland selbst.
Entsprechend viel hängt daher von der Umsetzung der avisierten
staatlichen Milliardeninvestitionen etwa in Brücken, die Schiene
oder IT-Infrastruktur ab; sowie von den Versprechen der Regierung,
für weniger Bürokratie und schnellere Planungsverfahren zu sorgen.
Denn: Noch befindet sich die deutsche Wirtschaft laut den
"Wirtschaftsweisen" in einer "ausgeprägten Schwächephase". Ob
Deutschland mittel- und langfristig zurück in die wirtschaftliche
Erfolgsspur findet, ist aus Sicht dieser Experten alles andere als
sicher. Ihrer Auffassung nach bremsen bürokratische Anforderungen
und lange Genehmigungsverfahren das Wachstum./la/ag/mis
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 DE0008467416 DE0009653386
AXC0003 2025-07-05/08:35
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Autor: - dpa-AFX
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