| ROUNDUP 2/Puma versucht Neustart: Zu 'kommerziell' geworden - Markt skeptisch |
| 30.10.2025 11:38:00 |
(neu: Details aus der Pressekonferenz, Analysten, Hintergrund)
HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der neue Chef des schwächelnden
Sportartikelkonzerns Puma , Arthur Hoeld, hat nach
zuletzt deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgängen ein
Restrukturierungsprogramm angestoßen. Die Konzentration auf
Kernsportarten, weniger Produkte, der Ausbau des Direktgeschäfts mit
den Konsumenten sowie zielgerichteteres Marketing sollen den
Lokalrivalen von Adidas wieder auf Kurs bringen. Dazu
sollen die Kosten runter. Dies wird auch zu einem weiteren
Stellenabbau führen.
Die im MDax notierte Aktie, die im bisherigen
Jahresverlauf bereits kräftig Federn lassen musste, gab am
Donnerstag weiter nach. Nach einem Plus in den ersten Handelsminuten
drehte der Kurs schnell ins Minus. Zuletzt gab das Papier knapp zwei
Prozent auf 20,19 Euro nach. Damit liegt die Aktie rund 55 Prozent
unter dem Niveau von Ende 2024 und 80 Prozent unter dem Rekordhoch
von etwas mehr als 115 Euro aus dem Herbst 2021. Nach dem
Kurseinbruch ist Puma an der Börse nur noch rund drei Milliarden
Euro wert.
Marktexperten zeigten sich zunächst skeptisch. Die strategische
Neuausrichtung des Sportartikelherstellers beinhalte das Ziel,
diesen wieder unter die Top 3 der globalen Marken zu bringen - mit
Marktanteilsgewinnen und einer gesunden Gewinnentwicklung, notierte
James Grzinic vom Analysehaus Jefferies. Der Weg dazu sei aber
unsicher. Laut RBC-Analyst Piral Dadhania kämen die laufenden
Umstrukturierungen in eine entscheidende Phase. Auf diesem Weg
mangele es aber noch an strategischen Details. Das Management unter
dem neuen Chef habe noch einiges zu tun, um eine Trendwende zu
erreichen, kommentierte Wendy Liu von JPMorgan. Eine
Analystenkonferenz soll am Nachmittag stattfinden.
Insgesamt sei Puma "zu kommerziell" geworden, sagte Hoeld bei der
Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal in Herzogenaurach vor
Journalisten. Dies spiegele sich in einer niedrigeren
Markenbegehrlichkeit, einer geringeren Vertriebsqualität und einem
Produktangebot wider, das sich am Markt nicht durchsetzen könne.
Puma habe in der letzten Zeit zu viel Boden auf die Wettbewerber
verloren, so der Manager. Ziel sei es, die Marke mit der Raubkatze
wieder als Nummer Drei der Branche nach Umsatz zu etablieren.
2025 werde ein Jahr des "strategischen Resets", kündigte er an.
Kurz- und mittelfristig sollen dabei Kosten gesenkt werden. Dazu
will Puma bis Ende 2026 zusätzlich 900 der insgesamt 7.000 Stellen
in der Verwaltung streichen. Bislang hat Puma in diesem Jahr rund
500 Jobs abgebaut. Zudem soll das Produktsortiment verkleinert und
die Zahl der pro Saison neu eingeführten Artikel reduziert werden.
Dabei will sich Puma global auf die Kategorien Fußball, Training und
Laufen sowie auf Sportmode im Premiumsegment konzentrieren. Puma
werde zwar weiter in Sportarten wie Basketball, Golf oder Motorsport
investieren, Priorität hätten jedoch die Kernkategorien. Auch sei
nicht geplant, etwa das Golf-Geschäft abzustoßen.
Das Direct-to-Consumer-Geschäft (eigener Einzelhandel, E-Commerce)
soll stärker wachsen, da Puma bislang zu stark vom Großhandel
geprägt ist. So beträgt der Umsatzanteil des Vertriebsbereichs 70
Prozent. Branchenüblich seien 60 Prozent, so der Manager.
Hoeld sieht 2026 daher als Übergangsjahr. Erst ab 2027 soll Puma
wieder auf einen Wachstumskurs umschwenken. Details zu Kosten für
das Programm sowie Einsparungen machte Puma nicht. Diese sollen
später folgen. Finanzvorstand Markus Neubrand sagte lediglich, im
Schlussquartal würden Kosten für den Plan verbucht, erste Früchte
sollen die Maßnahmen ab dem zweiten Quartal kommenden Jahres tragen.
Hoeld übernahm das Ruder bei den Herzogenaurachern erst diesen Juli,
nachdem sich Puma Anfang April nach einer enttäuschenden
Geschäftsentwicklung von Arne Freundt getrennt hatte. Der neue
Konzernchef, der bis Oktober 2024 als Vorstandsmitglied von Adidas
für den weltweiten Vertrieb verantwortlich zeichnete,
tritt ein schweres Erbe an. Die internationalen Handelsspannungen
und vorsichtige Verbraucher belasteten schon länger, unverkaufte
Ware füllt zunehmend die Lager.
Im dritten Quartal verzeichnete Puma weitere Rückgänge. Der Umsatz
sank um 15,3 Prozent auf knapp 2 Milliarden Euro. Die bei Analysten
viel beachtete Rohertragsmarge nahm um 2,6 Prozentpunkte auf 45,2
Prozent ab. Dabei belasteten Rabatte im Großhandel, höhere
Frachtkosten sowie Rückstellungen wegen des Abbaus von
Lagerbeständen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach
daher um gut 87 Prozent auf 29,4 Millionen Euro ein. Die
Einmalkosten bezifferte Puma auf rund 10 Millionen Euro.
Die Vorräte stiegen um 17,3 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Dabei
hat Puma den Angaben zufolge die Bereinigung der Lagerbestände
eingeleitet und erwartet eine Normalisierung des Bestandsniveaus bis
Ende 2026. Unter dem Strich schrieb Puma einen Verlust von 62,3
Millionen Euro, nach einem Gewinn von 127,8 Millionen Euro im
Vorjahr. Die Ergebnisse lägen "im Rahmen der Erwartungen" so Hoeld.
Die im Sommer gesenkte Prognose bestätigte der Konzern. Er erwartet
weiterhin einen währungsbereinigten Umsatzrückgang im niedrigen
zweistelligen Prozentbereich sowie einen Verlust vor Zinsen und
Steuern (Ebit). Neben den hausgemachten Problemen dürften auch die
geopolitischen sowie konjunkturellen Unsicherheiten sowie die
Auswirkungen der US-Zölle belasten. Die Zoll-Politik dürfte Puma im
Bruttoergebnis rund 50 Millionen Euro kosten und damit weniger als
zuvor mit rund 80 Millionen Euro angenommen./nas/lew/zb/stk
ISIN DE000A1EWWW0 DE0006969603
AXC0210 2025-10-30/11:38
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Autor: - dpa-AFX
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