| Stillstand bei Top-Posten - Frauenanteil stagniert |
| 06.11.2025 07:19:00 |
Die deutsche Wirtschaft kommt bei der
Besetzung von Vorstandsposten mit Frauen nicht vom Fleck. Nach
Jahren einer positiven Entwicklung stagnierte zuletzt der
Frauenanteil in im Top-Management der 160 börsennotierten
Unternehmen auf niedrigem Niveau, wie aus einem Bericht der
gemeinnützigen deutsch-schwedischen AllBright Stiftung hervorgeht.
"Wenn die deutsche Wirtschaft endlich wieder Fahrt aufnehmen will,
muss sie das Potenzial der Frauen besser nutzen", erklärten Wiebke
Ankersen und Christian Berg, Geschäftsführerin und Geschäftsführer
der Stiftung.
Nur knapp jedes fünfte Vorstandsmitglied laut Bericht weiblich
Für den Bericht nimmt die Stiftung den Frauenanteil in den
Top-Etagen führender Unternehmen in Deutschland, Frankreich,
Großbritannien, Polen, Schweden sowie in den USA unter die Lupe. Am
1. September dieses Jahres war in Deutschland demnach wie schon zum
gleichen Stichtag des Vorjahres knapp jeder fünfte Vorstandsposten
der 160 in den Aktienindizes Dax , MDax
und SDax notierten Unternehmen mit einer Frau
besetzt.
Bei den neu hinzugekommenen Vorstandsmitgliedern betrug der
Frauenanteil nur noch 20 Prozent - vor zwei Jahren seien es noch 37
Prozent gewesen. "So kann Deutschland im internationalen Vergleich
nicht aufholen und fällt noch weiter hinter Spitzenreiter
Großbritannien zurück", erklärte die Stiftung.
Am besten hätten noch die 40 Dax-Konzerne abgeschnitten: Mit rund 40
Prozent Frauenteil in deren Aufsichtsräten sei ein ausgewogenes
Verhältnis von Männern und Frauen in den Aufsichtsgremien erreicht,
hieß es. In den Vorstandsetagen der Dax-Unternehmen dagegen lag der
Frauenanteil bei lediglich 25,7 Prozent - damit landete Deutschland
erneut auf dem vorletzten Platz vor Polen (18,8 Prozent
Frauenanteil). Bei Spitzenreiter Großbritannien betrug der
Frauenanteil 33,8 Prozent.
"Rückgriff auf ganz alte Muster"
Als Grund für die Stagnation sieht die Stiftung eine "Krisenlähmung"
der Wirtschaft. "Der Rückgriff auf ganz alte Muster bei der Wahl des
Führungspersonals ist ein Reflex, der schon in der Corona-Krise zu
beobachten war, aber keine Strategie für den Neustart", so Ankersen
und Berg. Benötigt würden jetzt die besten Köpfe an der Spitze -
"und das sind zur Hälfte Frauen."
Gerade die kriselnde deutsche Automobilindustrie sei "auffällig
schlecht" aufgestellt, sagte Ankersen: So finde sich im Vorstand von
Volkswagen , BMW und der Porsche AG
nur jeweils eine Frau. Bei ihren Geschäftsmodellen
komme die Branche nicht voran - und versuche, "auf allen Ebenen so
lange wie möglich weiterzumachen wie bisher. Und das zeigt sich ja
gerade, dass das natürlich überhaupt nicht geht."
Deutschland laut Statistik auch unter EU-Durchschnitt
Zuletzt hatte auch das Statistische Bundesamt berichtet, dass der
Frauenanteil in Führungspositionen in Deutschland deutlich unter dem
EU-Durchschnitt liegt - und sich seit 2014 praktisch nicht verändert
hat. Demnach war im vergangenen Jahr mit einem Frauenanteil von 29,1
Prozent weniger als jede dritte Führungskraft in Deutschland
weiblich. Der EU-Durchschnitt lag bei 35,2 Prozent. Erfasst wurden
die Geschäftsführung kleiner Unternehmen, die Geschäftsführung oder
Bereichsleitung großer Unternehmen sowie leitende Positionen im
Verwaltungsdienst.
Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch das Nürnberger Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in
einer bereits am Dienstag vorgestellten Studie, die auf dem
IAB-Betriebspanel beruht. Obwohl Frauen mit 45 Prozent fast die
Hälfte der Beschäftigten in der Privatwirtschaft stellen, seien
lediglich 29 Prozent der obersten Führungskräfte weiblich, hieß es
darin. Der Anteil habe sich seit mehr als 20 Jahren um lediglich 4
Prozentpunkte erhöht.
Zwar sei der Anteil von Frauen in Spitzenpositionen in Betrieben mit
familienfreundlichen Maßnahmen stärker gestiegen als in Betrieben,
die keine solchen Angebote haben, doch bleibe der "Gender Leadership
Gap" (deutsch etwa: Geschlechtsbedingte Führungslücke)
bestehen./csc/DP/mis
ISIN DE0008469008 DE0005190003 DE0008467416 DE0007664039 DE0009653386
AXC0071 2025-11-06/07:19
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Autor: - dpa-AFX
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