| ROUNDUP/Frust in den Betrieben: DIHK sieht noch lange Durststrecke |
| 06.11.2025 13:41:00 |
Betriebe im Stimmungstief, Zurückhaltung bei
Investitionen und Pessimismus für die Konjunktur: Die Deutsche
Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht noch eine lange
Durststrecke, bis die deutsche Wirtschaft aus der Krise kommt. Auch
im Handwerk und Mittelstand macht sich Frust über die
wirtschaftliche Lage und die Politik der Bundesregierung breit - der
Ruf nach schneller Entlastung wird lauter.
Nur 15 Prozent der Betriebe erwarten in den kommenden zwölf Monaten
eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, zeigt eine neue
DIHK-Konjunkturumfrage unter 23.000 Betrieben aus allen Branchen.
Jedes vierte Unternehmen rechnet mit einer Verschlechterung. "Die
Stimmung hat sich seit Regierungsantritt nicht verbessert, sondern
im Gegenteil leicht eingetrübt", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin
Helena Melnikov in Berlin.
"Zuversicht ist weitgehend aufgebraucht"
Ähnlich äußerte sich Holger Schwannecke, Generalsekretär des
Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). "Die Zuversicht, die
in weiten Teilen des Handwerks mit dem Regierungswechsel verbunden
war, ist weitgehend aufgebraucht", sagte er der Deutschen
Presse-Agentur.
Kanzler Friedrich Merz (CDU) hatte bei seinem Amtsantritt im Mai auf
einen baldigen Stimmungsumschwung in der Wirtschaft gesetzt. Doch
anfänglichem Optimismus etwa wegen der staatlichen
Milliardenausgaben für Infrastruktur und Verteidigung ist
Ernüchterung gewichen, auch wegen Uneinigkeit in der schwarz-roten
Regierungskoalition.
Pessimistischer als die Bundesregierung
Die DIHK ist bei ihren Konjunkturerwartungen pessimistischer als die
Bundesregierung und erwartet für 2026 nur ein Mini-Wachstum von 0,7
Prozent. Die Bundesregierung sowie führende Ökonomen rechnen nach
einer Stagnation oder allenfalls einem Mini-Wachstum im laufenden
Jahr für 2026 mit einem Plus von 1,3 Prozent.
Melnikov begründete die schlechtere Prognose mit schwachen
Aussichten für den Export sowie der Investitionszurückhaltung bei
Firmen. "Was heute nicht investiert wird, ist morgen nicht da." Laut
Umfrage plant nur jedes fünfte Unternehmen höhere Investitionen,
jedes dritte will sie kürzen. Nach wie vor bremsten vor allem
strukturelle Probleme die Betriebe: Laut Umfrage sehen 56 Prozent in
den hohen Arbeitskosten eines ihrer größten Geschäftsrisiken - dies
sei ein Rekord.
Auch Handwerk in Stimmungstief
Auch im Handwerk ist die Stimmung trüb. "Die Betriebe warten noch
immer auf das Ende der konjunkturellen Tristesse", sagte
ZDH-Generalsekretär Schwannecke. Nach dem neuen Konjunkturbericht
bewerteten die Betriebe ihre aktuelle Lage etwas schlechter als im
Vorjahr. Die Erwartungen für die kommenden Monate seien verhalten.
"Sinkende Auftragsbestände, schwache Umsätze und eine anhaltend
niedrige Investitionsneigung prägen das Bild." Gleichzeitig
belasteten steigende Material-, Energie- und Lohnkosten das
Handwerk. Weder der Export noch der private Konsum gäben derzeit
Impulse, so Schwannecke. Auch der Wohnungsbau komme nicht wieder in
Gang. Schwannecke kritisierte eine überbordende Bürokratie, lange
Genehmigungsverfahren, hohe Energiepreise, eine hohe Steuer- und
Abgabenlast.
Mittelstand investiert vorsichtiger
Auch Mittelständler in Deutschland halten sich mit Investitionen
zurück, wie eine Umfrage des Mittelstandsverbundes unter seinen
Mitgliedsfirmen zeigt. Demnach investierten 26 Prozent im dritten
Quartal stärker als im Vorjahreszeitraum - 24 Prozent investierten
weniger. "Viele Unternehmen investieren deutlich vorsichtiger - und
das nicht aus Mangel an Ideen", sagte Hauptgeschäftsführer Henning
Bergmann. Politik und Verwaltung müssten den Mut haben, Bürokratie
konsequent zu streichen.
Enttäuschung wegen fehlender Stromsteuersenkung
DIHK-Hauptgeschäftsführerin Melnikov nannte zwei Maßnahmen für einen
Stimmungsumschwung: Die Abschaffung des Lieferkettengesetzes, mit
dem Unternehmen etwa die Einhaltung von Umweltschutz und
Menschenrechten bei ihren Lieferanten nachweisen müssen, sowie die
Senkung der Stromsteuer für alle. Die Stromkosten in Deutschland
seien drei- bis viermal so hoch wie in den USA und zweimal so hoch
wie in Frankreich.
CDU, CSU und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, die
Stromsteuer für alle zu senken. Beschlossen wurde aber mit Blick auf
Haushaltszwänge, die Stromsteuer nur für die Industrie sowie die
Land- und Forstwirtschaft zu reduzieren. Das sorgte vor allem im
Mittelstand für große Enttäuschung. "Das hallt bis heute nach",
sagte Melnikov./als/hoe/DP/jha
AXC0260 2025-11-06/13:41
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Autor: - dpa-AFX
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