| ROUNDUP/Mögliches Shutdown-Ende: US-Senat nimmt erste Hürde |
| 10.11.2025 06:35:00 |
Erstmals seit Beginn des erbitterten
Haushaltsstreits in den USA haben Republikaner und Demokraten einen
konkreten Schritt zur Beendigung des Teilstillstands der
Regierungsgeschäfte getan. Der Senat votierte am späten Sonntagabend
(Ortszeit) mit Stimmen der Demokraten dafür, über einen aus dem
Repräsentantenhaus stammenden Übergangsetat zu beraten. Damit ist
eine erste wichtige Hürde im Parlament zur Beendigung des längsten
Shutdowns in der Geschichte der Vereinigten Staaten überwunden.
Allerdings ist die seit Anfang Oktober anhaltende politische Krise
noch keineswegs beendet. Und selbst der nun angestrebte Deal - für
den es weiterer Schritte im Senat und im Repräsentantenhaus bedarf -
sähe am Ende nur einen Übergangshaushalt bis 30. Januar 2026 vor.
Der Streit könnte also schon bald aufs Neue entflammen.
Demokraten sind gespalten
Nach langem Ringen konnten sich die konkurrierenden politischen
Lager im Senat auf Eckpunkte eines Kompromisses verständigen. Fast
alle Republikaner sowie 7 Demokraten und ein unabhängiger Vertreter
in der Kongresskammer stimmten nun dafür, den nächsten
Verfahrensschritt zu billigen, den es für eine Einigung braucht. Nur
einer der 53 Republikaner stimmte mit Nein, mindestens 60 Stimmen
waren insgesamt notwendig.
Dutzende Demokraten hielten bis zuletzt eisern an ihrem Veto fest.
So stimmte etwa der einflussreiche Minderheitsführer der Demokraten
im Senat, Chuck Schumer, mit Nein.
Am Ende hing es am republikanischen Senator John Cornyn aus Texas,
der lange auf sich warten ließ und seine Stimme erst mit deutlicher
Verzögerung abgab. Mit seinem Votum erreichte die Abstimmung um kurz
vor 23:00 Uhr (Ortszeit) die notwendige 60-Stimmen-Marke.
Shutdown beeinflusst Alltag in den USA
Weil sich beide Parteien im Kongress nicht auf einen Haushalt
einigen können, ist der reguläre Regierungsbetrieb seit Anfang
Oktober in großen Teilen lahmgelegt. Viele Bundesbedienstete
erhalten derzeit kein Gehalt, Programme zur Versorgung
einkommensschwacher Haushalte mit Lebensmitteln sind ebenso
betroffen wie Abläufe an Flughäfen. In den vergangenen Tagen kam es
zu Tausenden Flugausfällen und Verspätungen.
Beide Lager werfen sich gegenseitig vor, aus politischem Kalkül
drastische Folgen für die Bevölkerung in Kauf zu nehmen. Die
öffentliche Stimmung haben sie dabei aber genau im Blick. Derzeit
zeigen Umfragen, dass die Amerikaner tendenziell eher US-Präsident
Donald Trump und seine Republikaner für den Shutdown verantwortlich
machen. Auch deshalb können einige Demokraten in beiden
Parlamentskammern nicht verstehen, warum manche ihrer Parteikollegen
der politischen Konkurrenz entgegenkommen.
Zankapfel Krankenversicherung
Beim aktuellen Streit geht es im Kern darum, ob bestimmte
finanzielle Zuschüsse für die Krankenversicherung verlängert werden.
Die Demokraten wollen verhindern, dass für Millionen Menschen die
Kosten steigen. Die Republikaner lehnten eine Verlängerung bislang
ab, weil das Auslaufen der Zuschüsse im großen Steuergesetz
vorgesehen ist, das Trump jüngst durchsetzte und zu seinen zentralen
politischen Projekten zählt. Entsprechend ungern würde seine Partei
wenige Monate nach dessen Verabschiedung Teile davon wieder
aufgeben.
Der nun angestrebte Deal sieht dem demokratischen Senator Tim Kaine
zufolge unter anderem eine Abstimmung über die Verlängerung der
Zuschüsse für Krankenversicherungsbeiträge vor, auf die die
Demokraten gepocht hatten - allerdings erst im Dezember, wie
Reporter aus dem Kongress berichteten.
Zudem soll sichergestellt werden, dass während des Shutdowns
entlassene Bundesbedienstete wieder eingestellt und ausstehende
Gehälter nachträglich ausgezahlt werden. Auch die staatliche
Unterstützung für den Lebensmittelkauf über das Snap-Programm
("Supplemental Nutrition Assistance Program") soll bis Ende
September 2026 finanziert werden.
Debatte im Kongress geht weiter
Nach dem ersten Verfahrensschritt muss sich der Senat nun auf ein
entsprechendes Paket einigen. Wenn diese Einigung erzielt ist,
wandert der Entwurf erneut ins Repräsentantenhaus, wo er ebenfalls
gebilligt werden muss. Dieser Prozess könnte sich - je nach
Widerstand in beiden Parteien - über Tage hinziehen.
Zwar sieht der von Kaine gepriesene Kompromiss eine Abstimmung über
die Verlängerung bestimmter Zuschüsse zur Senkung von
Krankenversicherungsbeiträgen vor. Eine Garantie für deren
Fortbestand ist das jedoch nicht. Der demokratische Senator Chris
Murphy erklärte auf X, es sei ein schwerer Fehler, den Shutdown zu
beenden, ohne vorab sicherzustellen, dass die Hilfen auch
tatsächlich erhalten bleiben.
Der Minderheitsführer der Demokraten im Repräsentantenhaus, Hakeem
Jeffries, hatte vor der Abstimmung im Senat erklärt, er werde kein
Gesetz unterstützen, welches das Auslaufen der Zuschüsse in Kauf
nimmt. Der junge Abgeordnete Maxwell Frost bezeichnete das Vorhaben
als "inakzeptabel": Ohne die Verlängerung müssten in seinem
Wahlkreis fast 200.000 Menschen "50 bis 300 Prozent mehr für die
gleiche oder sogar schlechtere Krankenversicherung
bezahlen"./gei/DP/zb
AXC0029 2025-11-10/06:35
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Autor: - dpa-AFX
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