| AUSBLICK: Merck hat auch im dritten Quartal zu kämpfen |
| 10.11.2025 14:00:00 |
Der Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA
wird an diesem Donnerstag (13.11.) seine Zahlen für
das dritte Quartal präsentieren. Analysten rechnen im Schnitt mit
einem leichten Ergebnisrückgang.
DAS IST LOS BEI MERCK:
Bei Merck tut sich derzeit Einiges: Ende April 2026 wird
Konzern-Chefin Belen Garijo den Staffelstab an Kai Beckmann
übergeben, der derzeit noch die Elektronik-Sparte leitet. Ihrem
Nachfolger hat die scheidende Konzernlenkerin bereits klare
mittelfristige Wachstumsziele vorgegeben - diese klingen
optimistisch angesichts der zuletzt eher mau verlaufenen Quartale
und der kurzfristigeren Aussichten. Für 2025 musste Garijo wegen des
schwachen Dollar und Problemen in der Elektronik-Sparte bereits zwei
Mal ihre Ziele überarbeiten. Und für das kommende Jahr hat die
Managerin bisher lediglich stabile Margen prophezeit. Um künftig
wieder zu mehr Schwung zu finden, wird deshalb im Konzern kräftig
gewerkelt.
So hat etwa der neue Lenker der Laborsparte, Jean-Charles Wirth,
bereits einen organisatorischen Umbau angestoßen. Der erschien
nötig, nachdem der Geschäftsbereich einen Nachfrageknick nach dem
Boom in der Corona-Zeit erlebt hatte. Zuletzt belebten sich die
Geschäfte zwar wieder, doch noch längst nicht über das ganze
Portfolio hinweg. Dieses soll nun optimiert und durch Übernahmen
gestärkt werden. Beobachtern erscheinen auch Verkäufe nicht
ausgeschlossen.
Auch die Pharmasparte befindet sich im Umbruch. Mit der Übernahme
des US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics für rund drei
Milliarden Euro hat die studierte Ärztin Garijo dort einen
Strategieschwenk eingeläutet: Im Arzneimittelgeschäft will Merck
sich künftig auf seltene Krankheiten fokussieren. Das aktuelle
Portfolio mit Fruchtbarkeits- und Krebsarzneien sowie Medikamenten
bei Multipler Sklerose floriert zwar, doch ausgerechnet dank einiger
schon in die Jahre gekommener Arzneien. Der - ebenfalls neue -
Spartenchef Danny Bar-Zohar steht daher vor der Aufgabe, neue
Wachstumsbringer zu finden.
Größere Probleme macht derzeit die Elektroniksparte. Sie profitiert
zwar vom Boom rund um Künstliche Intelligenz, doch ließ der erhoffte
Aufschwung am breiteren Chipmarkt bisher auf sich warten. Für das
Gesamtjahr 2025 rechnet Merck hier inzwischen auch wegen einiger
Projektverzögerungen sogar mit Umsatzeinbußen und einem kräftigen
Ergebnisrückgang.
Für den Gesamtkonzern plant das Management mit einem Umsatz von 20,5
bis 21,7 Milliarden Euro, nach 21,2 Milliarden im Vorjahr. Das
bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(bereinigtes Ebitda) soll bei 5,9 bis 6,3 Milliarden Euro
herauskommen. 2024 waren es 6,1 Milliarden.
Hinzu kommt das Thema Zölle, denn der Konzern macht in den USA gut
ein Viertel seines globalen Umsatzes und beschäftigt rund 14 000
Menschen an mehr als 70 Standorten. Im Oktober schloss Merck ein
Abkommen mit der Trump-Regierung, das seine US-Tochter EMD Serono
von bestimmten Zöllen gemäß dem US-Gesetzt Section 232 befreien
soll. Im Gegenzug wird das Unternehmen bestimmte Behandlungen für
künstliche Befruchtung in den USA deutlich günstiger anbieten.
DAS ERWARTEN DIE ANALYSTEN:
Laut einer vom Unternehmen selbst in Auftrag gegebenen Umfrage
rechnen Branchenkenner für das dritte Quartal im Schnitt mit einem
nahezu stabilen Umsatz von gut 5,2 Milliarden Euro. Das bereinigte
Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda pre) dürfte
hingegen um rund 3,5 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro zurückgegangen
sein. Und der Gewinn wird abseits von Sondereffekten bei 2,19 Euro
je Aktie erwartet, ein Jahr zuvor waren es noch 2,30 Euro gewesen.
Für Falko Friedrichs von der Deutschen Bank sind das alles in allem
maue Quartalsergebnisse der Darmstädter, wenngleich das Geschäft der
Laborsparte weiter in Schwung gekommen sein sollte. Der Analyst geht
davon aus, dass Merck die Jahresziele bestätigen wird. Schließlich
habe der Konzern diese erst kürzlich auf dem Kapitalmarkttag im
Oktober untermauert. Dieser Einschätzung schließt sich auch Richard
Vosser von der US-Bank JPMorgan an, der anders als Friedrichs aber
"recht solide" Quartalsresultate erwartet.
Auch Matthew Weston von der Schweizer Bank UBS traut Merck eine
etwas bessere Entwicklung zu als der Konsens. So ließen etwa starke
Zahlen von Wettbewerbern Gutes für das in der Laborsparte
angesiedelte Geschäft rund um die Arzneimittelentwicklung und
-herstellung (Process Solutions) erwarten. Zudem weise die
Pharmasparte erstmals ihre Zahlen inklusive der beiden
Springworks-Medikamente Ogsiveo und Gomekli aus. Dagegen rechnet er
mit einer weiterhin gedämpften Entwicklung in der
Electronics-Sparte. Zudem fließe das inzwischen verkaufte
Farbpigmente-Geschäft nur mit dem Juli in das Quartal
ein./tav/lew/mis
ISIN DE0006599905
AXC0150 2025-11-10/14:00
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Autor: - dpa-AFX
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