| Bestechungsskandal bei ukrainischem Atomkonzern |
| 10.11.2025 18:22:00 |
In der Ukraine ist von Behörden für den Kampf gegen
Korruption ein Bestechungsskandal in Millionenhöhe beim staatlichen
Betreiber der Atomkraftwerke, Energoatom, aufgedeckt worden. "Die
Haupttätigkeit der kriminellen Organisation bestand darin,
systematisch unrechtmäßige Vorteile von Vertragspartnern von
Energoatom in Höhe von 10 bis 15 Prozent des Vertragswerts zu
erlangen", teilten das Nationale Antikorruptionsbüro (NABU) und die
Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAP) bei Telegram mit. Dabei sei
es vor allem um Schutzbauten für Energieanlagen gegen russische
Raketen- und Drohnenangriffe gegangen.
Insgesamt seien so mit Beteiligung im Ausland ansässiger Firmen
Gelder von umgerechnet rund 86 Millionen Euro "gewaschen" worden.
Der Staatskonzern Energoatom bestätigte Hausdurchsuchungen in einer
Mitteilung und versicherte, mit den Behörden zu kooperieren. Weitere
Details zum Umfang der Razzien und eventuellen Festnahmen machte er
nicht.
Gegen den Ex-Chef von Energoatom, Petro Kotin, waren bereits im
Januar Ermittlungen wegen des Kaufs einer Villa bei Kiew eingeleitet
worden. Er hat das Land laut Medienberichten nach seinem Rauswurf
erlassen.
Umfeld von Präsident Selenskyj verwickelt?
Insgesamt ist nach Angaben der Antikorruptionskämpfer 15 Monate lang
ermittelt worden, es seien rund 1.000 Stunden an Gesprächen
mitgeschnitten worden. Namen nannten NABU und SAP nicht. Laut
Medienberichten soll aber einer der Verdächtigten der Hauptaktionär
des von Präsident Wolodymyr Selenskyj gegründeten Filmstudios
"Kwartal 95" sein. Selenskyj war vor seiner Wahl 2019 Schauspieler
und Komiker. Sein Vertrauter soll den Berichten zufolge das Land
ebenfalls verlassen haben. Wegen eines möglichen Tipps von
Behördenmitarbeitern an den Verdächtigen leitete SAP interne
Ermittlungen ein.
Im Juli hatte Selenskyj noch versucht, über ein eilig
verabschiedetes Gesetz die Kontrolle über die unabhängig
ermittelnden Antikorruptionsbehörden zu erlangen. Nach
Straßenprotesten und einer Intervention der Europäischen Union
musste er jedoch zurückrudern und deren Unabhängigkeit
wiederherstellen. Bereits damals wurde der Verdacht laut, dass es
einen Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Selenskyjs Umfeld
geben könnte.
Die Ukraine wird in ihrem seit Februar 2022 andauernden Abwehrkampf
gegen Russlands Angriffskrieg mit Milliarden aus dem Westen
unterstützt. Immer wieder gibt es in dem in die EU strebenden Land
Finanzskandale. Trotz eines seit dem prowestlichen Umsturz von 2014
aufgebauten Netzes an Behörden zur Bekämpfung von Korruption ist das
osteuropäische Land den Experten von Transparency International
zufolge weiter einer der korruptesten Staaten Europas./ast/DP/nas
AXC0226 2025-11-10/18:22
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Autor: - dpa-AFX
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