| ROUNDUP 2: Bundeshaushalt 2026 mit noch höheren Schulden |
| 14.11.2025 13:50:00 |
(neu: u.a. Klingbeil; AfD-Haushälter)
BERLIN (dpa-AFX) - Der Bundesetat für das nächste Jahr ist bereit
für die endgültige Abstimmung im Parlament. Der Haushaltsausschuss
beschloss in der Nacht letzte Änderungen an den Budgets der
Ministerien. In der mehr als 15-stündigen Bereinigungssitzung
mussten die Ministerinnen und Minister der schwarz-roten Koalition
selbst vorsprechen - und teils stundenlang vor der Tür warten. Das
Ergebnis: noch höhere Schulden als bisher gedacht.
Die Eckdaten
Geplant sind nun Ausgaben von rund 524,5 Milliarden Euro - das sind
vier Milliarden mehr als die Bundesregierung vorgesehen hatte.
Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) sagte: "Diese Koalition
liefert." Man investiere massiv in neue wirtschaftliche Stärke und
Sicherheit. Das zeige sich auch in besseren Wachstumsaussichten ab
dem nächsten Jahr. "Und das gibt Zuversicht."
Größere Änderungen gab es nun noch bei der Neuverschuldung: Der
Ausschuss gab grünes Licht für Kredite von fast 98 Milliarden Euro
allein im Kernhaushalt - acht Milliarden mehr als im ersten
Regierungsentwurf geplant. Dazu kommen Milliardenkredite aus
Sondertöpfen für die Bundeswehr und die Infrastruktur, so dass am
Ende neue Schulden von mehr als 180 Milliarden Euro stehen. Die im
Grundgesetz verankerte Schuldenbremse wird wegen der schon in diesem
Jahr beschlossenen Lockerungen trotzdem eingehalten.
Grünen-Chefhaushälter Sebastian Schäfer sagte, die neuen
Möglichkeiten würden viel zu wenig für zusätzliche Investitionen
genutzt. "Damit werden Wachstumschancen sträflich vergeigt."
Linke-Haushälter Dietmar Bartsch beklagte, mit Mega-Schulden werde
nur Mini-Wachstum produziert. "Für die Mehrheit der Bürger und
Unternehmen bringt dieser Haushalt verdammt wenig. Finanziell
gepusht wird allein die Rüstung." AfD-Haushälter Michael Espendiller
sprach von "gigantischen Schulden", die nun noch erhöht würden.
Die Koalition spricht indes von einer Investitionsoffensive, mit
118,2 Milliarden Euro seien die geplanten Ausgaben dafür auf einem
historischen Höchststand. SPD-Haushälter Thorsten Rudolph sagte:
"Mit dem Bundeshaushalt 2026 geht die Koalition ihren Weg konsequent
weiter: Rekordinvestitionen für mehr Wachstum, Verantwortung für die
innere und äußere Sicherheit unseres Landes und kluge Maßnahmen für
den gesellschaftlichen Zusammenhalt."
Endgültig entscheiden über den Haushalt 2026 entscheiden soll der
Bundestag in der Sitzungswoche vom 25. bis 28. November. Die
"Bereinigungssitzung" des mächtigen Haushaltsausschusses gilt dafür
schon als entscheidende Etappe.
Die letzten Änderungen
Die größte Änderung hat das Finanzministerium selbst vorgeschlagen:
Die Ukraine bekommt drei zusätzliche Milliarden für Artillerie,
Drohnen, gepanzerte Fahrzeuge, aber auch für die Wiederbeschaffung
zweier Patriot-Systeme. Damit wird die Hilfe für die Ukraine von 8,5
Milliarden auf 11,5 Milliarden Euro aufgestockt. Laut
Verteidigungsministerium ist das der bisher höchste Beitrag zur
Ertüchtigung des von Russland angegriffenen Landes. Das kann
finanziert werden, weil die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben
gelockert wurde.
Rund 800 Millionen Euro fließen in ein Förderprogramm für Eigenheime
mit klimafreundlicher Heizung, 50 Millionen in ein Programm für
altersgerechten und barrierefreien Umbau.
Nur eine Stunde vor Sitzungsbeginn einigten sich Union und SPD auch
auf ein Milliarden-Darlehen für die Pflegeversicherung. So soll eine
Beitragserhöhung verhindert werden. Zusätzlich zu bereits geplanten
1,5 Milliarden Euro fließen nun weitere 1,7 Milliarden Euro. Auch
Darlehen zählen bei der Schuldenbremse nicht mit. Wie und wann die
Pflegeversicherung einmal wieder genug Plus machen könnte, um das
Geld zurückzuzahlen, ist aber völlig offen.
Die Besonderheit des 2026er-Etats
Im Bundeshaushalt hat jedes Ministerium einen sogenannten Einzelplan
mit einer Nummer. In der Nachtsitzung wurde erstmals auch das neue
Digitalministerium in den Etat aufgenommen - dafür hatte man beim
ersten Haushaltsentwurf kurz nach der Wahl nicht genügend Zeit
gehabt.
Im kommenden Jahr hat das neue Ministerium ein Budget von 1,36
Milliarden Euro - viel davon wurde umgeschichtet aus den Etats von
Ministerien, deren Aufgaben es übernimmt. Unions-Chefhaushälter
Christian Haase (CDU) betonte, jetzt gehe es "nicht mehr um neue
Klingelschilder, sondern um Strukturen, Zuständigkeiten und Mittel,
die Verwaltung zukunftsfähig zu machen". Der Einzelplan bekam die
Nummer 24. Früher hieß so der Etat des Bundesschatzministers, den es
aber schon seit 1970 nicht mehr gibt.
Die Sorgen der Koalition
Für Klingbeil waren es die zweiten Haushaltsverhandlungen in kurzer
Zeit. Und auch wenn er milliardenschwere Mehrforderungen abwehren
musste, waren sie wahrscheinlich deutlich einfacher, als alles, was
ihm nun noch bevorsteht. Denn in den Haushaltsplänen für 2027 und
die Folgejahre gibt es riesige Lücken - so groß, wie sie noch keine
Regierung je schließen musste.
Im Haushalt für 2027 fehlen nach der jüngsten Steuerschätzung noch
22 bis 23 Milliarden Euro. Auch mit Blick darauf entschieden die
Koalitionshaushälter, eine größere bestehende Rücklage 2026 zu
schonen. Rund um den Jahreswechsel will Klingbeil gemeinsam mit
Kanzler Friedrich Merz (CDU) und CSU-Chef Markus Söder ein Sparpaket
festzurren. Aktuell werden Ideen gesammelt, im Raum stehen auch
Kürzungen von Subventionen und Förderprogrammen./tam/sam/DP/jha
AXC0168 2025-11-14/13:50
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Autor: - dpa-AFX
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