| GESAMT-ROUNUP/Noch mehr Hürden: Welche für Merz bis Weihnachten nun anstehen |
| 07.12.2025 12:05:00 |
Das Renten-Drama hat Bundeskanzler Friedrich Merz
überstanden. Auf ein geruhsames Weihnachtsfest kann er sich aber
noch lange nicht freuen. Denn in den nächsten beiden Wochen hat er
noch einiges zu regeln.
Und überhaupt ist die Frage: Kann sich so ein Tauziehen wie bei der
Rente aus anderem Anlass wiederholen? Es ist "ein Stück weit auch
ein Vorgang, der uns in dieser Legislaturperiode noch öfter ins Haus
stehen wird", sagt der Landesgruppenchef der
CSU-Bundestagsabgeordneten, Alexander Hoffmann, im Deutschlandfunk.
"Die ganze Legislaturperiode wird es so sein, dass wir Themen haben,
wo eine Mehrheit, die sich im Moment eben aus zwölf Abgeordneten
zusammensetzt, zwischendurch dahinzuschmelzen droht." Aber: "Das ist
ein normaler Prozess in einer so knapp genähten Koalition."
Ein Überblick über die Themen, die bis Weihnachten noch anstehen:
Krankenkassenbeiträge
Merz hat in Aussicht gestellt, dass die Krankenkassenbeiträge für
Millionen Versicherte zum 1. Januar 2026 nicht schon wieder steigen.
Den Druck dafür mindern soll ein Spargesetz mit Ausgabenbremsen vor
allem bei den Kliniken, doch es steckt fest. Der Bundesrat schickte
das vom Bundestag beschlossene Gesetz in den Vermittlungsausschuss -
doch die Zeit für Kompromisse ist knapp. Gesundheitsministerin Nina
Warken (CDU) mahnte schon, die Verzögerungen führten möglicherweise
zu höheren Zusatzbeiträgen im kommenden Jahr. Von Kassenvertretern
kommen ohnehin Warnungen vor Anhebungen 2026 auch mit Spargesetz, da
viele Kassen ihre Reserven auf Mindestwerte auffüllen müssen.
Heizungsgesetz
Es ist keine Reform, die sehr dringend ist - doch die Koalition
kommt bei dem von der Ampel-Regierung geerbten Heizungsgesetz
zunehmend unter Druck, denn Branchenverbände wollen
Planungssicherheit und warnen vor Unsicherheiten für Verbraucher.
Beim Koalitionsausschuss am Mittwoch soll das Heizungsgesetz erneut
auf der Tagesordnung stehen. Im Koalitionsvertrag wurde ein
grundlegender Kurswechsel angekündigt - aber wie hart soll der
Schnitt werden? Differenzen scheint es in der Bundesregierung vor
allem bei der zentralen Vorgabe zu geben, dass neue Heizungen nur
eingebaut werden dürfen, wenn sie zu mindestens 65 Prozent mit
erneuerbaren Energien betrieben werden sowie bei den
Übergangsfristen für Gasheizungen.
Sparpaket für 2027
Zwar nicht bis Weihnachten, aber "um den Jahreswechsel" wollen Merz,
SPD-Chef und Finanzminister Lars Klingbeil sowie CSU-Chef Markus
Söder eine Lösung für die Milliardenlücke in den Haushaltsplänen
vorlegen. Zwar dürfte das Loch für 2027 inzwischen auf unter 20
Milliarden geschrumpft sein, doch das für die Folgejahre ist enorm.
Gefragt ist ein Sparpaket, möglicherweise werden Förderprogramme und
Subventionen gestrichen, Steuern erhöht. Das klingt nach
Nachtsitzungen und heftigem Zoff - daher wird es Ergebnisse wohl
frühestens im Februar/März geben.
Rente und kein Ende
Auch nach der Verabschiedung ihres Rentenpakets im Bundestag stehen
Union und SPD bei der Rente heikle Debatten mit Sprengpotenzial
bevor. Zunächst soll noch vor Weihnachten geklärt werden, wer genau
in der Rentenkommission sitzt, die Vorschläge für eine Großreform
der Alterssicherung ausbrüten soll. Schon in der Besetzung liegt
Konfliktstoff, sollen doch die streitanfälligen Koalitionsparteien
dort repräsentiert sein - wohl inklusive der Unionsjungen, die ihren
Frust über die zuständige Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) nicht
mehr verbergen können. Bas zumindest geht davon aus, dass sie in der
Kommission vertreten sein werden, wie sie in der ARD sagte. In der
Kabinettssitzung am 17. Dezember könnte die Kommission eingesetzt
werden.
Dort kämen dann "alle Themen auf den Tisch", sagte Bas. "Da geht es
um das Renteneintrittsalter. Da geht es um die Verbreiterung - wer
soll einzahlen. Da geht es um Einkünfte. Und insofern wollen wir da
keine Denkverbote vorgeben." Die bereits im Raum stehende Erwägung,
etwa Rentenbeitrag auch auf Kapitalerträge zu erheben, dürfte in der
Union aber auf Widerstand stoßen.
Bürgergeld
Eifrig gesprochen wird hinter den Kulissen derzeit auch noch über
ein anderes, als große Reform angekündigtes Gesetzesvorhaben: die
Reform oder - geht es nach der Union - Abschaffung des Bürgergelds.
Die geplante neue Grundsicherung soll unter anderem durch schärfere
Sanktionen Beziehende der staatlichen Leistung zum Handeln, zum
Arbeiten, zur Befolgung der Regeln drängen. Noch gibt es zwei
reguläre Sitzungen des Bundeskabinetts, bei denen vor Weihnachten
der Reformentwurf von Bas auf den weiteren Weg ins parlamentarische
Verfahren gegeben werden könnte. Das ist geplant. Sicher scheint es
noch nicht, dass es dieses Jahr klappt.
Eingefrorenes russisches Vermögen
Auch in der Außenpolitik gibt es noch größere Baustellen für den
Kanzler. Am 18. Dezember will er beim EU-Gipfel in Brüssel eine
Einigung über die Verwendung des in der EU eingefrorenen russischen
Vermögens für die Unterstützung der Ukraine erzielen. Belgien, wo
mit etwa 185 Milliarden Euro ein Großteil der Vermögenswerte vom
Brüsseler Finanzinstitut Euroclear verwaltet werden, wehrt sich
gegen die Pläne wegen finanzieller Risiken. Ein Treffen des Kanzlers
mit dem belgischen Ministerpräsidenten Bart De Wever und
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitagabend
brachte noch keinen Durchbruch.
Europas größtes Rüstungsprojekt
Noch in diesem Jahr soll auch eine Entscheidung über Europas größtes
Rüstungsprojekt fallen, das unter vier Buchstaben bekannt ist: FCAS.
Sie stehen für "Future Combat Air System". Das Luftkampfsystem soll
von 2040 an einsatzfähig sein und den Kampfjet Eurofighter ablösen.
Es ist vor allem ein Projekt von Deutschland und Frankreich, aber
auch Spanien ist beteiligt. Es gibt aber seit Monaten massiven
Ärger, vor allem weil das französische Unternehmen Dassault eine
stärkere Rolle beansprucht, als es die Partner vertragen können. Ein
Scheitern würde nicht nur den deutsch-französischen Beziehungen
massiv schaden, sondern auch der Idee, bei der Verteidigung des
europäischen Nato-Gebiets stärker an einem Strang zu
ziehen./mfi/tam/bw/sam/hoe/DP/mis
AXC0029 2025-12-07/12:05
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Autor: - dpa-AFX
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