ROUNDUP: Sieben Prozent mehr für Beschäftigte der Chemieindustrie gefordert |
10.04.2024 15:35:00 |
ERFURT/HANNOVER (dpa-AFX) - Mit der Forderung nach sieben Prozent
mehr Geld geht die Gewerkschaft IG BCE in die Tarifrunde für die
rund 585 000 Beschäftigten in der deutschen Chemie- und
Pharmaindustrie. Zudem will sie sich für tarifliche Vorteile für
ihre Mitglieder sowie eine Modernisierung des Entgelttarifvertrages
einsetzen. Einen entsprechenden Beschluss fasste am Mittwoch die
Bundestarifkommission der IG BCE in Erfurt einstimmig.
Die Verhandlungen in den bundesweit neun Tarifbezirken sollen in
kommende Woche beginnen - mit Start am 15. April in Frankenthal
(Rheinland-Pfalz). Die erste Verhandlungsrunde auf Bundesebene ist
für den 14. und 15. Mai in Teistungen in Thüringen geplant.
Der derzeitige Tarifvertrag und mit ihm die Friedenspflicht läuft
nach Gewerkschaftsangaben am 30. Juni aus. "Wenn wir bis Ende Juni
nicht in die Nähe eines Abschlusses kommen, dann können wir unsere
Forderungen auch anders deutlich machen", sagte IG-BCE-Tarifvorstand
und Chemie-Verhandlungsführer Oliver Heinrich der "Süddeutschen
Zeitung". "Arbeitskämpfe zählen zu unserem Werkzeugkasten." Die
Warnung ist für die Chemiebranche ungewöhnlich offen: Streiks hat es
hier seit mehr als 50 Jahren nicht mehr gegeben.
Die Chemie- und Pharmabranche ist Deutschlands drittgrößte
Industriebranche nach dem Auto- und Maschinenbau. Sie steckt wegen
gestiegener Energiepreise und der schwachen Konjunktur in der Krise.
Im vergangenen Jahr sank der Umsatz laut dem Branchenverband VCI um
gut zwölf Prozent zum Vorjahr auf 229,3 Milliarden Euro.
"Das Jahr 2024 haben viele Unternehmen aufgrund fehlender Aufträge
bereits abgeschrieben", hatte der Hauptgeschäftsführer des
Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC), Klaus-Peter Stiller, jüngst
erklärt. "Eine Branche in der Krise braucht einen Tarifabschluss für
die Krise." Der Schutz des Standorts habe oberste Priorität.
Nach einer Branchenumfrage des BAVC rechnen 63 Prozent der
Unternehmen nicht vor 2025 mit einer Entspannung der
wirtschaftlichen Lage. Jeder zwölfte Betrieb gehe davon aus, dass
sich wesentliche Teile seines Geschäfts in Deutschland nicht mehr
erholen werde.
Tarifliche Vorteile für IG-BCE-Mitglieder könnten für einen höheren
Organisationsgrad der Beschäftigten und eine bessere Tarifbindung
sorgen, erklärte die Tarifkommission. Das könnten mehr Freizeit,
mehr Geld oder eine bessere soziale oder gesundheitliche Absicherung
für Gewerkschaftsmitglieder sein. "Seit Jahren reden wir über
spürbare Differenzierungsregelungen für unsere Leute, seit Jahren
halten uns die Chemie-Arbeitgeber hin", sagte Heinrich. Die
Entgeltforderung berücksichtige die differenzierte Lage der
Unternehmen - die Personalkosten machten im Schnitt nur ein Siebtel
des Umsatzes aus.
Heinrich warnte die Arbeitgeber davor, die Lage der Branche
systematisch schlechtzureden und dadurch eine Verschärfung des
Konflikts zu provozieren. "Wir erleben keine branchenweite Krise von
Chemie und Pharma - wir erleben eine gesellschaftliche Krise aus
Reallohnverlusten und fehlender Binnennachfrage", so der
Verhandlungsführer der Gewerkschaft. Der Attraktivitätsverlust der
Branche als Arbeitgeberin müsse gestoppt werden. "Das geht nur mit
mehr Geld und Wertschätzung - und nicht mit Schwarzmalerei."
Bei der verlangten Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags aus
dem Jahr 1987 gehe es unter anderem um mehr Fairness, bessere
Aufstiegschancen und weniger Bürokratie./rot/als/DP/stw
ISIN DE000BAY0017 DE000BASF111 DE0005470405 DE000EVNK013 DE0006062144
AXC0208 2024-04-10/15:35
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 18.118,32 | -42,69 | -0,24% |
TecDax | 3.309,23 | -13,26 | -0,40% |
MDAX | 26.344,50 | 169,02 | 0,65% |
Dow Jones (EOD) | 38.386,09 | 146,43 | 0,38% |
Nasdaq 100 | 17.782,72 | 64,42 | 0,36% |
S & P 500 (EOD) | 5.116,17 | 16,21 | 0,32% |
SMI | 11.332,36 | -11,96 | -0,11% |
|
EUR/US$ | 1,0716 | -0,00 | -0,04% |
EUR/Yen | 167,7331 | 0,15 | 0,09% |
EUR/CHF | 0,9762 | 0,00 | 0,01% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8533 | -0,00 | -0,01% |
Yen/US$ | 0,0064 | 0,00 | -0,19% |
CHF/US$ | 1,0977 | -0,00 | -0,02% |
|
baha Brent Indication | 88,11 | -0,94 | -1,06% |
Gold | 2.334,77 | -7,21 | -0,31% |
Silber | 27,38 | -0,24 | -0,87% |
Platin | 938,71 | 20,29 | 2,21% |
|
|
|