ROUNDUP: Scholz und Habeck wollen Wirtschaftsbeziehungen zu Kanada stärken |
21.08.2022 15:11:00 |
BERLIN/MONTREAL (dpa-AFX) - Mit einem dreitägigen Kanada-Besuch
wollen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Vizekanzler Robert Habeck
(Grüne) die Wirtschaftsbeziehungen zum zweitgrößten Land der Welt
deutlich stärken. Im Mittelpunkt werden dabei Energie- und
Rohstofflieferungen nach Deutschland stehen. Bei den Gesprächen mit
Ministerpräsident Justin Trudeau wird es aber auch um die
Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine gehen und um
den Umgang mit China.
Habeck und Scholz wollten am späten Sonntagnachmittag nach Montreal
aufbrechen, anschließend geht es weiter in die Wirtschaftsmetropole
Toronto und nach Neufundland im Osten des Landes. Drei Stationen in
drei Tagen - das ist der bisher längste Antrittsbesuch des Kanzlers
in einem einzigen Land.
"Wir wollen ein verlässliches Netzwerk industrieller Zusammenarbeit
schaffen und dabei die Vorteile nutzen, die Kanada und Deutschland
mitbringen", hatte Scholz schon Anfang August in einem Interview mit
der kanadischen Zeitung "Globe and Mail" mit Blick auf die Reise
gesagt. "Wir brauchen jetzt konkrete Maßnahmen und ich denke, dies
ist für unsere beiden Länder wirtschaftlich sehr sinnvoll."
Die deutsche Wirtschaft erhofft sich vor allem durch die für den
Herbst erwartete Ratifizierung des Freihandelsabkommens Ceta
zwischen der Europäischen Union und Kanada durch den Bundestag
Impulse für die Handelsbeziehungen. "Sie gäbe in insgesamt
schwierigen handelspolitischen Zeiten ein wirksames Signal für
offene Märkte und regelbasierten Handel", sagte der Präsident des
Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Peter Adrian, vor
der Abreise.
An dem Abkommen gibt es aber auch heftige Kritik. Ein breites
Bündnis aus Gewerkschaften, Umweltschützern und
Menschenrechtsgruppen warnte den Bundestag am Wochenende vor einer
Zustimmung zu Ceta. Der Vertrag schütze einseitig Konzerninteressen,
indem es demokratische Willensbildung untergrabe und wirksame
Politik zum Schutz von Klima, Umwelt und sozialen Leistungen
verhindere, heißt es in einem Appell der Organisationen aus Europa
und Kanada.
Ceta lege dem angesichts der Klimakrise dringend notwendigen
Ausstieg aus fossilen Energien nur Steine in den Weg, hieß es. "Denn
die Einführung von Sonderrechten für Konzerne käme vor allem den
Öl-, Gas- und Rohstoffunternehmen zugute." Zu den Unterzeichnern
gehören unter anderem Attac, die Naturschützer von Greenpeace, Nabu
und Bund sowie der Paritätische Wohlfahrtsverband, Verdi, Foodwatch,
Climate Action Network Canada und Friends of the Earth Canada.
Auch Deutschland will dem Ceta-Vertrag zustimmen. Die Ratifizierung
ist für den Herbst geplant. Das Handelsabkommen war bereits 2017 in
Teilen in Kraft getreten - allerdings nur in den Bereichen, für die
unzweifelhaft allein die EU zuständig ist und nicht deren
Mitgliedstaaten. Die anderen Teile liegen auf Eis, bis die
Ratifizierung in allen Ländern abgeschlossen ist.
Scholz und sein Wirtschafts- und Klimaminister Habeck sind erst zum
zweiten Mal gemeinsam im Ausland unterwegs. Im Mai waren sie
zusammen bei einem Nordsee-Gipfel, bei dem es um die verstärkte
Nutzung der Windkraft ging.
Die politischen Gespräche mit Trudeau finden am Montag in Montreal
statt, wo der kanadische Ministerpräsident seinen Wahlkreis hat.
Anschließend geht es weiter in die Wirtschaftsmetropole Toronto, wo
Scholz, Habeck und Trudeau an einer deutsch-kanadischen
Wirtschaftskonferenz teilnehmen. Kanzler und Vizekanzler werden von
gut einem Dutzend Wirtschaftsvertretern begleitet.
Für Dienstagnachmittag ist dann noch ein Besuch in dem abgelegen Ort
Stephenville in Neufundland geplant. Dort wird es um die Entwicklung
von Wasserstofftechnologien und den Aufbau von Lieferketten für
Wasserstoff gehen. Dazu soll auch ein Abkommen unterzeichnet werden.
Mehr Flüssiggas (LNG) aus Kanada ist in den nächsten ein, zwei
Jahren noch nicht zu erwarten, weil die Infrastruktur dafür noch
fehlt. Bei der Zusammenarbeit im Rohstoffbereich geht es unter
anderem um Kobalt, Nickel, Grafit und Lithium - Mineralien, die man
für die Herstellung von Batterien braucht.
Kanada ist mit einer Fläche von fast einer Million Quadratkilometern
nach Russland das zweitgrößte Land der Welt, mit etwa 37 Millionen
Einwohnern aber vergleichsweise dünn besiedelt. Das Land ist Partner
Deutschlands in der G7 wirtschaftsstarker Demokratien und in der
Nato./mfi/DP/mis
AXC0042 2022-08-21/15:11
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Autor: - dpa-AFX
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