ROUNDUP 2: Razzia gegen Klima-Blockierer - Gruppe: 'Einschüchterungsversuch' |
13.12.2022 15:39:00 |
(neu: Mehr Details.)
BERLIN/NEURUPPIN (dpa-AFX) - Fast klang es wie eine Drohung, was die
Innenminister der Bundesländer kürzlich zu den Stör- und
Blockadeaktionen der Klimaschutz-Demonstranten sagten. Man sei sich
in der Innenministerkonferenz einig, dass "erhebliche Straftaten"
von Anhängern der Gruppe "Letzte Generation" bekämpft werden
müssten, betonte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
Scharfe Töne kamen auch aus Brandenburg von Innenminister Michael
Stübgen (CDU). Die Staatsanwaltschaft im brandenburgischen Neuruppin
war es nun auch, die am Dienstag eine Razzia in mehreren
Bundesländern anstieß und den Vorwurf einer kriminellen Vereinigung
in den Raum stellte.
Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten am frühen Dienstagmorgen
elf Wohnungen und Räume von Mitgliedern der "Letzten Generation" in
mindestens sechs Bundesländern. Grund seien mehrere Attacken von
Klimaaktivisten auf Anlagen der Raffinerie PCK Schwedt, sagte
Staatsanwalt Cyrill Klement im brandenburgischen Neuruppin am
Dienstag. Dabei sei unter anderem die Ölzufuhr unterbrochen worden.
In einigen Fällen sei es beim Versuch geblieben.
Die Gruppe "Letzte Generation" sprach von einem
"Einschüchterungsversuch", der sie nicht stoppen werde. "Wir stehen
mit Gesicht und Namen für das, was wir tun - wenn der Wunsch nach
Informationen besteht, braucht es keine Hausdurchsuchung."
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird ermittelt wegen Störung
öffentlicher Betriebe und des Verdachts der Bildung einer
kriminellen Vereinigung. Der Verdacht könne gegeben sein, wenn sich
Beschuldigte wiederholt zu Straftaten verabredeten, erläuterte
Klement. Das Gesetz spricht von einem längeren, organisierten
Zusammenschluss von mindestens drei Menschen, dessen Zweck oder
Tätigkeit "auf die Begehung von Straftaten gerichtet ist".
Brandenburgs Justizministerin Susanne Hoffmann (CDU) erklärte: "Eine
Gruppierung, die gemeinschaftlich darauf ausgerichtet ist, planmäßig
Straftaten zu begehen, erfüllt den Tatbestand einer kriminellen
Vereinigung, auch wenn die Straftaten einem vermeintlich
höherwertigen Ziel dienen sollen."
Durchsuchungen gab es laut der Gruppe in Bayern, Baden-Württemberg,
Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. In
Ermittlerkreisen wurde auch Brandenburg genannt. Als konkrete Orte
wurden Leipzig, Cottbus und Mannheim bekannt.
Mitglieder der Gruppe hatten seit dem Frühjahr mehrfach an
Pumpstationen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg die
Erdölzufuhr zur Raffinerie PCK Schwedt unterbrochen. Dafür waren sie
auf das Betriebsgelände der Pumpstationen eingedrungen.
PCK Schwedt ist mit 1200 Arbeitsplätzen die wichtigste Raffinerie
zur Versorgung der ostdeutschen Tankstellen. Wegen des geplanten
Öl-Embargos gegen Russland bemühen sich Bundes- und Landesregierung
seit Monaten um alternative Versorgungswege für die Raffinerie.
Die "Letzte Generation" teilte mit: "Seit einem Jahr sehen wir
Einschüchterungsversuche, Versuche unser Handeln zu unterbinden,
Versuche uns mundtot zu machen. Wir wurden beschimpft, verurteilt,
ins Gefängnis gesperrt." Das eigentliche Problem sei aber das
Handeln der Regierung in der Klimakrise: "Das ist Rechtsbruch. Das
ist verfassungswidrig. Das ist kriminell."
Laut der Gruppe hätten fünf ihrer Mitglieder, bei denen die Polizei
durchsuchte, schon zuvor in Gefängnissen im sogenannten präventiven
Gewahrsam gesessen. Der kann angeordnet werden, um weitere Taten zu
verhindern.
Seit Anfang 2022 blockiert die "Letzte Generation" immer wieder
Autobahnausfahrten und Straßenkreuzungen in Berlin und anderen
Städten, in dem sich Mitglieder auf dem Asphalt festkleben. Dazu
kamen Störaktionen in Museen und zuletzt Blockadeaktionen auf dem
Berliner und Münchner Flughafen. In Berlin gibt es mehr als 1500
Anzeigen und mehr als 700 Ermittlungsverfahren. Die Justiz hat etwa
350 mutmaßliche Blockierer namentlich erfasst. In Berlin und München
wurden inzwischen viele Geldstrafen verhängt.
Unterstützung kam am Dienstag bei Twitter hingegen von anderen
linken Umweltinitiativen wie Fridays for Future, Extinction
Rebellion und Attac, die die Durchsuchungen verurteilten.
Mehrfach hatte die "Letzte Generation" eine "maximale Störung der
öffentlichen Ordnung" angekündigt. Man ziele auf die "Adern der
Gesellschaft", etwa Verkehrsverbindungen - und "dort wird es weiter
an allen Ecken und Enden Unterbrechungen geben", sagte einer der
Mitgründer der Gruppe Anfang Dezember. Eine Sprecherin betonte
damals: "Der Widerstand wird stärker werden. Und er hört auch nicht
an Weihnachten auf, und auch nicht im neuen Jahr." Daran werden sich
auch jetzt nichts ändern, betonte die Gruppe nach den Durchsuchungen
am Dienstag./rab/DP/men
AXC0230 2022-12-13/15:39
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Autor: - dpa-AFX
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