WOCHENAUSBLICK: Gespanntes Warten auf US-Notenbank und Europäische Zentralbank |
09.06.2023 14:38:00 |
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer lethargischen Phase könnte der Dax
in der neuen Woche wieder in Schwung kommen. Mit den
Zinsentscheiden der US-Notenbank Fed am Mittwoch und der
Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag stehen frische Impulse
an, auf welche die Anleger sehnlichst zu warten scheinen. Der
deutsche Leitindex hatte sich zuletzt an der Charthürde von 16 000
Punkten festgelaufen, konnte sich damit aber immerhin auf hohem
Niveau halten.
Steigende Anleiherenditen hatten den Investoren jüngst die Lust auf
Aktien etwas vermiest. Der Markt setzt auf weiter steigende
Leitzinsen zumindest bei der EZB - umso mehr, nachdem die
australische und die kanadische Notenbank bereits mit Zinserhöhungen
überrascht hatten. Mit Blick auf die Fed ist es ungewiss, ob sie
eine Zinspause einlegt.
"Eigentlich müsste die US-Notenbank den Leitzins anheben, denn die
Finanzierungsbedingungen sind dank starker Aktienmärkte und
niedriger Spreads von Unternehmensanleihen sehr locker, der
Arbeitsmarkt ist stark und die Kerninflation immer noch viel zu
hoch", kommentierte Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset
Management.
Wahrscheinlich werde die Fed auf ihrer Sitzung am Mittwoch aber erst
einmal eine Zinspause einlegen, da die Datenlage zuletzt eher
widersprüchlich gewesen sei. Sie dürfte aber die Möglichkeit einer
Leitzinserhöhung im Juli ins Spiel bringen, ergänzte Walk.
Schon am Dienstag, also noch vor dem Zinsentscheid der Fed, werden
die US-Verbraucherpreise für Mai veröffentlicht. "Diese Daten
könnten dann bereits Hinweise darauf liefern, wie sich die Fed auf
der Juli-Sitzung und im weiteren Jahresverlauf verhalten könnte",
schrieb Konstantin Oldenburger, Marktanalyst von CMC Markets.
"Wunschdenken ist sicherlich die Ankündigung von Zinssenkungen, auch
wenn die Inflation bei den US-Amerikanern deutlich geringer ist als
in Europa", konstatierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von
RoboMarkets. Die US-Inflation war im April auf 4,9 Prozent gesunken.
Details zur Inflation in der Eurozone im Mai stehen am Freitag auf
der Agenda. Ersten Schätzungen zufolge ist die Jahresrate von 7,0
Prozent im Vormonat auf 6,1 Prozent gefallen.
Von der EZB erwarten die Analysten auf dieser Basis in jedem Fall
noch weitere Zinserhöhungen. "In Europa wird die Europäische
Zentralbank wohl noch zweimal anpassen", schrieb Ulrich Kater,
Chefvolkswirt der Dekabank. Dann sei aber die Zinsschraube fest
genug angezogen, um die Inflation in den kommenden Quartalen in den
Griff zu bekommen. Die gute Nachricht sei, dass der große Absturz
der Konjunktur in der Eurozone nach den massiven Zinssteigerungen
dieses Jahres ausgeblieben sei, so Kater.
Ein genaueres Bild zur Lage der Wirtschaft in Europa und Deutschland
zeichnen im Wochenverlauf diverse Konjunkturdaten: Am Dienstag
werden die ZEW-Konjunkturerwartungen für Juni veröffentlicht, am
Mittwoch stehen Zahlen zur Industrieproduktion in der Eurozone im
April an. Die deutsche Industrie konnte ihre Produktion im April
leicht ausweiten, zog aber weniger neue Aufträge an Land. "Zuletzt
enttäuschten die Auftragseingänge und der Pessimismus in der
Industrie nahm weiter zu", bilanzierten die Experten der Helaba.
Unternehmensseitig dürfte es weiterhin ruhiger zugehen. Weltweit
standen zuletzt vor allem Technologieaktien im Zuge des Hypes um
Künstliche Intelligenz im Fokus. "Im deutschen Aktienmarkt ist
dieser Sektor unterrepräsentiert", kommentierte Marktbeobachter
Andreas Lipkow. Die einzigen Technologiekonzerne im Dax hätten kaum
bis keine Berührungspunkte mit der KI-Branche. "Das ist derzeit ein
klarer Bremsklotz für die weitere Aufwärtsdynamik des Dax."
Einige Kurskapriolen könnten am kommenden Freitag auf die Anleger
zukommen. Am großen Verfallstag laufen Terminkontrakte auf Aktien
und Indizes an den Terminbörsen aus. Aktienkurse und auch Indizes
können dann auch ohne wesentliche Unternehmens- oder
Konjunkturnachrichten spürbar schwanken./niw/mis/jha/
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0162 2023-06-09/14:38
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Autor: - dpa-AFX
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