AUSBLICK 2024: Aussicht auf sinkende Zinsen treibt den Goldpreis |
15.12.2023 10:05:00 |
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Spekulation auf sinkende Zinsen und
Goldkäufe durch Zentralbanken sind nach Einschätzung von Experten
treibende Kräfte für den Goldpreis im Jahr 2024. Viele Analysten
gehen davon aus, dass der Preis für das Edelmetall an die Gewinne
der vergangenen Monate anknüpfen kann. Der Goldpreis dürfte Ende
2024 über der Marke von 2000 US-Dollar je Feinunze (rund 31,1 Gramm)
liegen. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten
erwarten den Goldpreis Ende 2024 im Schnitt bei 2015 Dollar.
Zeitweise dürften aber auch höhere Notierungen bis hin zu
Rekordwerten beim Goldpreis drin sein.
Zuletzt hatte der Goldpreis Anfang Dezember ein Rekordhoch bei 2135
Dollar erreicht. Die Bestmarke habe deutlich gemacht, "wie
optimistisch die Händler waren", sagte Analyst Craig Erlam vom
britischen Handelshaus Oanda. Es war vor allem die Spekulation auf
sinkende Leitzinsen wichtiger Notenbanken, die den Goldpreis auf
einen neuen Höchststand getrieben haben. Mit der Aussicht auf
sinkende Zinsen fielen die Renditen an den Märkten für
Staatsanleihen, was als wesentlicher Preistreiber beim Gold gilt. Da
Gold keine Rendite abwirft, machen niedrigere Kapitalmarktzinsen das
Edelmetall für Investoren attraktiver, was für eine höhere Nachfrage
sorgt.
Nach dem Rekordhoch hat sich der Goldpreis im Dezember die meiste
Zeit über der Marke von 2000 Dollar halten können, nur zeitweise
hatten Gewinnmitnahmen den Preis für das Edelmetall unter die Marke
gedrückt. Damit wurde Gold an der Börse in London zum Ende des
Jahres deutlich höher gehandelt als Anfang 2023. Damals hatte eine
Feinunze etwa 1800 Dollar gekostet.
Auch wenn die Nachfrage zum Jahreswechsel zeitweise schwächelte,
bleiben Experten für 2024 optimistisch. "Die Zinsen werden im
nächsten Jahr zum wesentlichen Treiber für die
Goldpreisentwicklung", sagte Henrik Marx, Leiter Edelmetallhandel
bei Heraeus Precious Metals. Sollte sich die konjunkturelle Lage im
kommenden Jahr weiter eintrüben, dürften die Notenbanken zum Handeln
gezwungen sein.
Auf ihrer letzten Zinsentscheidung 2023 hatte die US-Notenbank Fed
den Leitzins noch unverändert belassen. Sie hatte aber durchblicken
lassen, dass die Leitzinsen im kommenden Jahr sinken werden. Laut
den jüngsten Prognosen der US-Notenbanker sind Zinssenkungen in
einem Volumen von insgesamt 0,75 Prozentpunkte zu erwarten.
"Eine frühzeitige Zinssenkung könnte Gold den entscheidenden Impuls
für neue Höchststände geben", sagte Heraeus-Experte Marx. Seiner
Einschätzung nach sind mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank Fed
noch nicht vollständig am Goldmarkt eingepreist.
Während die US-Notenbank zuletzt schon Signale für sinkende Zinsen
lieferte, gab es von der Europäischen Zentralbank (EZB) noch keine
Hinweise auf künftige Zinssenkungen. Aus der Stellungnahme zur
Zinssitzung im Dezember lässt sich nicht ableiten, dass die EZB
einen raschen geldpolitischen Kurswechsel vornehmen möchte.
Etwas zurückhaltender zeigte sich daher auch Carsten Fritsch,
Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. "Wir teilen die Erwartungen von
Zinssenkungen der Fed und der EZB bereits in der ersten Jahreshälfte
2024 nicht und erachten den Goldpreisanstieg daher als überzogen."
Nach Einschätzung von Fritsch drohe zu Beginn des Jahres 2024 ein
Preisrückgang, wenn die voreiligen Zinserwartungen zurückgeschraubt
werden müssen. Der Commerzbank-Experte rechnet daher erst in der
zweiten Jahreshälfte mit "einem nachhaltigen Preisanstieg auf 2100
Dollar je Feinunze". Dies werde erst eintreten, wenn die Fed die
Zinsen tatsächlich zu senken beginne.
Neben der Zinsentwicklung gelten auch Goldkäufe durch Zentralbanken
als wichtiger Preistreiber beim Gold. Vor allem die chinesische
Notenbank hat nach Angaben des Branchenverbands World Gold Council
(WGC) in den vergangenen Monaten ihre Goldbestände deutlich
aufgestockt. Wie aus dem jüngsten Monatsbericht des Verbands
hervorgeht, hatte die Zentralbank in Peking die Goldbestände im
Oktober den zwölften Monat in Folge erhöht, um 23 Tonnen auf
insgesamt 2215 Tonnen. Darüber hinaus habe laut dem WGC auch die
türkische Notenbank ihre Goldbestände weiter "signifikant"
aufgestockt.
Nach Einschätzung des Heraeus-Experten dürfte sich diese Entwicklung
im kommenden Jahr fortsetzen. "Es ist kein Nachlassen der
Zentralbankkäufe in Sicht", sagte Marx. Als ein mögliches Ziel für
die verstärkten Goldkäufe durch die chinesische Notenbank gilt, dass
China seine Reserven ein Stück weit vom US-Dollar auf Gold
umschichten will, um damit die Abhängigkeit von der amerikanischen
Währung zu verringern.
Zudem hat die Preisentwicklung 2023 gezeigt, dass auch geopolitische
Entwicklungen immer wieder starken Einfluss auf den Goldpreis nehmen
können. So war der Preis für das Edelmetall im Oktober stark
gestiegen, nachdem der Krieg zwischen Israel und der islamistischen
Terrororganisation Hamas begonnen hatte.
Wenn es zu einer stärkeren Nachfrage auf dem Goldmarkt kommt, zeigt
sich das vor allem anhand höherer Handelsvolumen bei Gold-ETFs, also
Fonds, die an der Börse gehandelt werden und mit physischem Gold
hinterlegt sind. Die stärkere Nachfrage kann sich aber auch in
verstärkten Käufen von Schmuck zeigen. Und hier sehen Experten beim
vergleichsweise starken Wirtschaftswachstum in Indien einen weiteren
möglichen Preistreiber am Goldmarkt. Obwohl der Goldpreis zuletzt
auf einem hohen Niveau lag, war die Schmucknachfrage in Indien 2023
nach wie vor robust. Nach Einschätzung der Heraeus-Experten könnte
Indien 2024 "zum Lichtblick für die Schmucknachfrage
werden"./jkr/jsl/men/jha/
--- Von Jürgen Krämer, dpa-AFX ---
ISIN XC0009655157
AXC0093 2023-12-15/10:05
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Autor: - dpa-AFX
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