ROUNDUP: Novartis will Morphosys schlucken - Zugriff auf Hoffnungsträger |
06.02.2024 10:29:00 |
BASEL/PLANEGG (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern Novartis
greift nach dem Biotech-Unternehmen Morphosys aus
Planegg bei München. Die Schweizer sind vor allem am großem
Hoffnungsträger Pelabresib interessiert, denn das Krebsmittel der
Bayern könnte womöglich ein Kassenschlager werden. Novartis lässt
sich die Übernahme deshalb 2,7 Milliarden Euro kosten und bietet den
Morphosys-Aktionären damit eine satte Prämie. Auch Vorstand und
Aufsichtsrat von Morphosys unterstützen das Angebot. Die
Morphosys-Aktie näherte sich am Dienstagmorgen mit einem Kurssprung
der Offerte.
Kurz nach dem Handelsbeginn ging es für das im SDax notierte Papier
um fast ein Fünftel bis auf 66,58 Euro hoch, soviel hatte die Aktie
seit Juli 2021 nicht mehr gekostet.
Novartis bietet für eine Morphosys-Aktie 68 Euro, wie beide
Unternehmen am Vorabend mitteilten. Dies entspricht den Angaben
zufolge einem Aufschlag von 94 Prozent auf den volumengewichteten
Durchschnittskurs des letzten Monats vor dem 25. Januar 2024. Zu
diesem Datum kamen die ersten Übernahme-Spekulationen auf. Erste
Analysehäuser passten ihre Kursziele bereits entsprechend dem
Angebotspreis an - so auch die Experten der Citigroup, die zudem am
Dienstag ihr bisheriges Verkaufsvotum strichen.
Laut dem Marktexperten Andreas Lipkow findet zurzeit im
Onkologiebereich "eine wahre Jagd nach aussichtsreichen kleinen und
mittelgroßen Unternehmen" statt. Nach der Übernahmeofferte von
Pfizer an die Seagen-Aktionäre Anfang
des vergangenen Jahres sei zusätzliche Dynamik in den Sektor
gekommen.
Über das Novartis-Gebot für das SDax-Unternehmen Morphosys hatte am
Montagnachmittag bereits die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
Interesse an einem Kauf des bayerischen Antikörper- und
Krebsspezialisten hatte demnach auch Morphosys' bisheriger
Vertriebspartner, das US-amerikanische Pharmaunternehmen Incyte.
Novartis hat den Vollzug des Angebots abseits der üblichen
kartellrechtlichen Genehmigungen an eine Mindestannahme durch 65
Prozent des Aktienkapitals von Morphosys geknüpft. Der Konzern geht
davon aus, das Geschäft in der ersten Hälfte des Jahres abschließen
zu können. Nach dem Vollzug des Übernahmegebots soll Morphosys von
der Börse genommen werden.
Die Schweizer haben im vergangenen Jahr ihre Generikatochter Sandoz
abgespalten und fokussieren sich nunmehr auf neuartige Arzneimittel.
Mit der Übernahme von Morphosys wollen sie sich auf diesem Wege das
Krebsmittel Pelabresib sichern. Die Arznei wird im Kampf gegen
Myelofibrose eingesetzt, einen seltenen Blutkrebs, der seinen
Ursprung im Knochenmark hat, und für den es bislang kaum
Therapiemöglichkeiten gibt. Novartis verfüge über umfangreiche
Ressourcen, um "das Potenzial von Pelabresib auf globaler Ebene voll
zu entfalten und auszubauen", hieß es von beiden Unternehmen.
JPMorgan-Analyst James Gordon weist unterdessen darauf hin, dass für
die aktuelle Standardtherapie bei Myelofibrose - Jakafi - Incyte die
US-Rechte besitze und Novartis jene für die Märkte außerhalb der
USA. Deshalb sei eine Morphosys-Übernahme wohl nur im logischen
Interesse der größeren Konzerne. Auch könne das Potenzial eines
Unternehmens mit der Möglichkeit einer weltweiten Kommerzialisierung
nun "maximiert" werden, so der Experte.
Dazu dürfte Morphosys allein wohl nicht in der Lage sein, heißt es
von Branchenkennern. Das Unternehmen hatte die Rechte an Pelabresib
selbst durch eine teure Übernahme erworben: Dazu kauften die Bayern
mit finanzieller Unterstützung des US-Konzern Royalty Pharma im Jahr
2021 für 1,7 Milliarden Dollar den Krebsspezialisten Constellation
Pharmaceuticals. Die teure Forschung an dem Mittel trieb Morphosy
jedoch in die roten Zahlen und zwang die Unternehmensführung, einige
andere Forschungsprojekte zu beenden und am Stammsitz in Planegg bei
München Stellen abzubauen.
Morphoys traut Pelabresib einen Milliardenumsatz zu. Der
Zulassungsantrag soll bisherigen Angaben Mitte des Jahres bei den
Behörden in den USA und Europa eingereicht werden. Im vergangenen
November waren zunächst am Markt jedoch Zweifel an der
Zulassungsfähigkeit des Mittels aufgekommen, da es zwar die
wichtigsten Ziele der Studie erreichte, jedoch in einigen
Teilbereichen keinen statistisch bedeutsamen Nutzen zeigte.
Innerhalb von nur acht Handelstagen halbierte sich damals in der
Folge der Aktienkurs von Morphosys. Im Dezember dann sorgten
detaillierte Pelabresib-Studiendaten auf der Jahreskonferenz der
US-Hämatologen für neuen Auftrieb. Anleger setzten seither wieder
darauf, dass das Mittel die US-Zulassung gegen die
Blutkrebserkrankung erhält und weiter ein Kassenschlager werden
kann.
Wie es in der Mitteilung vom Vorabend nun weiter hieß, wird
Morphosys sich im Zuge des Deals vom Blutkrebsmedikament Tafasitamab
trennen. Das Mittel mit dem Handelsname Monjuvi ist bisher das
einzige eigene Medikament des Unternehmens mit einer Marktzulassung.
Morphosys wird nun alle weltweiten Rechte an Tafasitamab an den
US-Partner Incyte übertragen. Derzeit arbeiten beide Unternehmen
noch gemeinsam an der Entwicklung und Vermarktung von Tafasitamab.
In den USA teilten sich die Bayern mit Incyte bisher die Einnahmen
an dem Mittel, für das aktuell noch weit fortgeschrittene Studien
für weitere Indikationen laufen./tav/stk/mne/stk
ISIN CH0012005267 DE0006632003
AXC0120 2024-02-06/10:29
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Autor: - dpa-AFX
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