ROUNDUP 3: Neuer Anlauf für Wachstumspaket - Einigung bei Kliniken |
21.02.2024 21:07:00 |
(neu: Einigung bei Kliniken, 1./2. Abs.)
BERLIN (dpa-AFX) - Im Streit um das blockierte Wachstumspaket der
Ampel-Koalition haben Bund und Länder einen Anlauf für eine Einigung
unternommen. Vertreter von Bundestag und Bundesrat kamen am
Mittwochabend im Vermittlungsausschuss in Berlin zusammen. Die
Co-Vorsitzende, Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela
Schwesig (SPD), pochte zum Sitzungsbeginn auf eine Lösung. "Ich
werde sehr dafür werben, dass wir zu einer Einigung kommen." Auch
FDP-Fraktionschef Christian Dürr mahnte Bewegung an. Eine
Verständigung gab es bei einem vom Bundesrat zunächst ausgebremsten
Kliniken-Gesetz.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte, nun stehe einer
Beschlussfassung im Bundesrat nichts mehr im Wege. Die Länderkammer
hatte das vom Bundestag beschlossene Transparenzgesetz zunächst
gestoppt. Es soll einen Online-Atlas zu Leistungsangebot und
Behandlungsqualität von bundesweit 1700 Klinikstandorte schaffen.
Der Start ist weiter zum 1. Mai geplant. Das Gesetz sieht auch
Regelungen zu zusätzlicher Liquidität in Milliardenhöhe für die
Klinken vor. Die Kliniken sollten zudem einen "Transformationsfonds"
mit Blick auf eine geplante große Krankenhausreform bekommen, für
den 50 Milliarden Euro von 2025 an für zehn Jahre geplant seien. Die
Summe sollten sich Bund und Länder je zur Hälfte teilen.
Schwesig hatte vor der Sitzung betont: "Bürgerinnen und Bürger,
Krankenhäuser, die Wirtschaft erwarten wenig Streit und viele
Lösungen." Größter Streitpunkt war das vom Bundestag beschlossene
Wachstumschancengesetz, das steuerliche Erleichterungen für Firmen
und eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren vorsieht. Der
Bundesrat hatte es mit dem Argument gestoppt, die Länder müssten
einen Großteil der Kosten tragen. Dazu wurde bereits ein Kompromiss
entwickelt, der das Volumen der Entlastungen von einst geplanten
sieben Milliarden Euro jährlich auf 3,2 Milliarden Euro senkt. Die
unionsgeführten Länder wollten dem aber auch nur zustimmen, wenn die
Ampel auf die vom Bundestag beschlossene Streichung von
Steuervergünstigung beim Agrardiesel für Bauern verzichtet.
Dürr sagte vor der Sitzung, er könne nicht nachvollziehen, dass die
Union den Agrardiesel mit in die Debatte ziehe. "Sachfremde Dinge zu
vermischen, verbietet sich ja in diesem Verfahren." Auch Schwesig
betonte: "Wenn die Union gewollt hätte, dass der Agrardiesel heute
im Vermittlungsausschuss ist, hätte sie der Aufsetzung im letzten
Bundesrat zustimmen müssen." Das Gesetz war in der Länderkammer
Anfang Februar nicht auf die Tagesordnung gesetzt worden. Dürr sagte
vor dem Vermittlungsausschuss mit Blick auf die Konjunkturflaute:
"Deutschland braucht jetzt ein starkes Signal für einen guten
Standort."
Kurz vor der Sitzung schienen die Fronten verhärtet. Finanzminister
Christian Lindner (FDP) forderte die Union erneut auf, ihre Blockade
des Pakets aufzugeben. Er sei gern bereit über eine
Unternehmenssteuerreform zu sprechen, sagte er im Bundestag auf die
Frage eines Unions-Abgeordneten. "Damit Sie diese Forderung
glaubwürdig erheben können, sollte die Union aber damit beginnen,
dem Wachstumschancengesetz zuzustimmen." Hessens Ministerpräsident
Boris Rhein (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir erwarten
ein Stärkungspaket für Wirtschaft und Landwirtschaft. Der Bund muss
sich stärker engagieren, um die Wirtschaft zu unterstützen."
Konjunkturpolitik sei Aufgabe des Bundes.
Im Vermittlungsverfahren wurde unter anderem eine Prämie für
Investitionen in den Klimaschutz gekippt, die ursprünglich als Kern
des Gesetzes galt. Lindner betonte, die Idee einer Prämie werde
weiter verfolgt. "So wie es den Eindruck hat, muss hier noch weitere
Überzeugungsarbeit geleistet werden, dass ein solches Instrument
besonders bürokratiearm und berechenbar für die Betriebe ist. Diese
Anstrengungen werden wir weiter unternehmen."
Das Gesetz beinhaltet zudem Steueranreize, um den kriselnden
Wohnungsbau anzukurbeln. Zur Förderung von Investitionen soll eine
degressive Abschreibung eingeführt werden, durch die bestimmte
Kosten leichter steuerlich abgeschrieben werden können. Für kleine
und mittlere Unternehmen soll die Sonderabschreibung substanziell
verbessert werden.
Eine Einigung im Vermittlungsausschuss wurde zu Vorschriften
erwartet, die Besitzer von Aufsitzrasenmähern, Staplern und anderen
fahrbaren Arbeitsmaschinen mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis
zu 20 Kilometern pro Stunde betrifft. Für diese Maschinen soll nach
dpa-Informationen auch in Zukunft generell keine
KfZ-Haftpflichtversicherung erforderlich sein. Von einer solchen
Änderung hatte der Bundesrat Anfang Februar die Zustimmung zu dem
Vorhaben abhängig gemacht. Da die Bundesregierung Strafzahlungen
vermeiden will, die wegen der fehlenden Umsetzung einer
EU-Richtlinie drohen, ist ihr an einem raschen Abschluss des
Gesetzgebungsverfahrens gelegen./tam/DP/he
AXC0332 2024-02-21/21:07
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Autor: - dpa-AFX
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