ROUNDUP 2: US-Finanzinvestor KKR will Encavis kaufen - Auch Viessmann beteiligt |
14.03.2024 16:08:00 |
(neu: Aussagen aus Gesprächen mit Management, Aktienkurs, Analysten)
HAMBURG (dpa-AFX) - Der US-Finanzinvestor KKR will
den Hamburger Wind- und Solarparkbetreiber Encavis
übernehmen. Ein von KKR geführtes Konsortium biete den
Encavis-Aktionären 17,50 Euro je Aktie, teilte das Unternehmen am
Donnerstagmorgen mit. Als Co-Investor ist auch das
Familienunternehmen Viessmann beteiligt. Die Encavis-Aktie sprang um
ein Viertel an. Die Offerte bewertet das Hamburger Unternehmen mit
insgesamt gut 2,8 Milliarden Euro.
KKR habe verbindliche Vereinbarungen mit Ankeraktionären von Encavis
vereinbart, die fast ein Drittel an dem Unternehmen halten, hieß es
weiter. Die Encavis-Führungsgremien haben der Investorenvereinbarung
laut Mitteilung zugestimmt und befürworten das Angebot.
Mit einem Kurs von zuletzt 16,87 Euro notierte das Papier knapp
unter dem in Aussicht gestellten Übernahmepreis. Bevor erstmals
Berichte über das mögliche Kaufinteresse aufkamen, stand die Aktie
bei 11,35 Euro.
Der gebotene Preis bedeutet für die Encavis-Anleger einen Aufschlag
von 54 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom 5. März. Tags darauf
hatten die Hamburger die Verhandlungen über eine mögliche Übernahme
durch den US-Finanzinvestor bestätigt. Zuvor hatte bereits die
Nachrichtenagentur Bloomberg über das bestehende Kaufinteresse
berichtet.
Viessmann werde 25,1 Prozent an Encavis halten, sagte Boris Scukanec
Hopinski, der im Führungsteam des Familienunternehmens für das
operative Geschäft zuständig ist, der Finanz-Nachrichtenagentur
dpa-AFX am Donnerstag. Der 1917 gegründete hessische Heizungsbauer
hatte im vergangenen Jahr seine Klimasparte für rund 12 Milliarden
Euro an den US-Konkurrenten Carrier Global veräußert. Die übrigen
Aktivitäten erwirtschaften rund eine Milliarde Euro Jahresumsatz.
Hopinski kann sich gut vorstellen, dass es auch über das finanzielle
Engagement hinaus zwischen Encavis und Viessmann Zusammenarbeit
geben wird: "Wir denken unternehmerisch und wollen uns auch in das
Konsortium entsprechend einbringen", sagte der Manager. "Unser
Portfolio an existierenden Unternehmen wird sicherlich den ein oder
anderen Verknüpfungspunkt mit Encavis in Zukunft anbieten."
Weiterhin soll Abacon in Zukunft circa 12,5 Prozent an Encavis
halten, sagte der leitende Manager Tobias Krauss im Interview. Die
Vermögensverwaltung der Hamburger Milliardärs-Familie Büll hielt
bislang gut ein Viertel an dem MDax -Konzern.
Familienoberhaupt Albert Büll gilt als persönlich verbunden. Dieser
sei mit der gefundenen Lösung sehr glücklich, sagte Krauss.
Das Übernahmeangebot für Encavis unterliegt der Mitteilung zufolge
einer Mindestannahmeschwelle von gut 54 Prozent. Das Ziel gelte
unter Berücksichtigung von Wandelanleihen. Die Transaktion soll im
vierten Quartal 2024 abgeschlossen werden. KKR will Encavis von der
Börse nehmen.
"Wir können uns als nicht börsennotiertes Unternehmen schneller
weiterentwickeln", sagte Encavis-Chef Christoph Husmann. Die
Energiebranche habe sich verändert. Durch den Einstieg von
Private-Equity-Investoren und das zunehmende Engagement großer
Energiekonzerne in Europa. "Da sind wir dann nur noch ein
vergleichsweise kleines Unternehmen", sagte der Manager. Die nun
getroffene Entscheidung hält er für nötig, um mit dem Marktumfeld
Schritt halten zu können. Den Angestellten versprach Husmann:
"Encavis bleibt Encavis - das haben wir uns von den Partnern
versichern lassen."
JPMorgan-Analyst Martin Comtesse verwies darauf, dass es für KKR
nicht die einzige Transaktion im europäischen Energiesektor
innerhalb weniger Monate sei. Im Dezember griffen die Amerikaner
bereits nach dem britischen Energieinfrastruktur Smart Metering
Sytems Plc sowie dem portugiesischen Energieunternehmen Greenvolt.
"Es ist damit zu rechnen, dass wir noch aktiver werden im
erneuerbaren Energiesektor", sagte KKR-Manager Vincent Policard im
Interview. Die Branche gehöre neben der digitalen Infrastruktur zu
den Hauptthemen, mit denen sich KKR seit 15 Jahren engagiere.
Zeitgleich mit der Veröffentlichung der Offerte gab Encavis
vorläufige Zahlen für 2023 sowie einen Ausblick auf 2024 und die
Jahre darüber hinaus bekannt. In den kommenden Jahren soll das
Portfolio aus Wind- und Solarparks stärker wachsen als bislang
geplant. Bis Ende 2027 sollen die Erzeugungskapazitäten bei 7
Gigawatt liegen. Bislang hatte das Management 5,8 Gigawatt avisiert.
Für das laufende Jahr rechnet Encavis mit einem Rückgang des
operativen Gewinns, vor allem wegen geringerer
Stromgroßhandelspreise in einem herausfordernden Marktumfeld, wie es
hieß. Das Unternehmen strebt für 2024 einen leichten Umsatzanstieg
auf 460 Millionen Euro an. Davon sollen mehr als 300 Millionen als
bereinigter Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda)
verbleiben.
Vergangenes Jahr erzielte Encavis Erlöse von gut 449 Millionen Euro.
Der operative Gewinn belief sich auf gut 319 Millionen und lag damit
rund neun Prozent unter dem Vorjahreswert./lew/niw/jha/
ISIN DE0006095003 US48251W1045
AXC0306 2024-03-14/16:08
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Autor: - dpa-AFX
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