KORREKTUR/ROUNDUP/MFE: ProSiebenSat.1 soll TV-Kerngeschäft vom Rest abspalten |
21.03.2024 18:25:00 |
(Im letzten Satz wurde die Bezeichnung der PPF Group korrigiert. Die
PPF Group ist eine Investmentfirma)
MAILAND/AMSTERDAM (dpa-AFX) - Der ProSiebenSat.1-Großaktionär
Media For Europe (MFE) aus Italien fordert die
Aufspaltung des Medienkonzerns. Das wichtige
Entertainment-Fernsehgeschäft solle von den "Randaktivitäten"
E-Commerce und Dating separiert werden, um den Fokus auf das
Kerngeschäft zu lenken, teilte der Mailänder Medienkonzern am
Donnerstag mit. In diesem Zuge plädiert das Unternehmen um die
Berlusconi-Familie auch für die Aufnahme eines auf Fusionen und
Übernahmen spezialisierten Experten in den Aufsichtsrat. An der
Börse langten Anleger kräftig zu: Die ProSiebenSat.1-Aktie
verteuerte sich am Vormittag um 6,7 Prozent und lag damit an der
Spitze des SDax .
Eine Abspaltung würden zu zwei börsennotierten Unternehmen führen.
Einen entsprechenden Vorschlag will MFE auf der
ProSiebenSat.1-Hauptversammlung am 30. April einbringen. Für den
"Beschluss zur Vorbereitung eines Abspaltungs- und
Übernahmevertrags" ist die Zustimmung von mindestens 75 Prozent des
bei der Beschlussfassung vertretenen Grundkapitals vonnöten.
"Der ProSiebenSat.1-Vorstand hat wiederholt seine Absicht zur
Separierung der Segmente geäußert, insoweit aber bislang keine
wesentlichen Fortschritte erzielt", begründete der Großaktionär sein
Anliegen. Bislang stand die schrittweise Trennung der
Zusatzgeschäfte auf der Agenda. Dabei wollten ProSiebenSat.1-Chef
Bert Habets und Finanzchef Martin Mildner ihre Portfoliostücke aber
nicht unter Wert verkaufen. Eine Anfrage zum MFE-Vorschlag bei
ProSiebenSat.1 blieb zunächst unbeantwortet.
Der Medienkonzern nahe München ist in drei Segmente gegliedert: Das
Entertainment-Geschäft mit dem Herzstück Joyn war 2023 für zwei
Drittel des Konzernumsatzes verantwortlich, vor allem durch Werbung
in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Rund 80 Prozent des um
Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnisses (Ebitda) kommen aus
dem Kerngeschäft. Mit einer Abspaltung würde ProSiebenSat.1 seine
Perle offenlegen, während MFE einer möglichen Übernahme näher kommen
würde.
Ein Dorn im Auge sind MFE dagegen die Dating-Sparte (ParshipMeet
Group) sowie das E-Commerce-Geschäft mit Unternehmen wie Flaconi,
Verivox und Jochen Schweizer Mydays - von all diesen soll sich
ProSiebenSat.1 nach dem Willen von MFE verabschieden. Dabei waren es
genau diese, die den Medienkonzern in der Corona-Pandemie über
Wasser gehalten hatten, als es mit Erlösen durch Werbekunden immer
schwieriger wurde.
Erst am Mittwoch hatte der ProSiebenSat.1-Aufsichtsratschef Andreas
Wiele für einen schnellen Konzernumbau mit Fokus auf das Fernsehen
und Streaming plädiert. "Ein Mischkonzern, der in vielen Bereichen
tätig ist, hat noch nie funktioniert, vor allem nicht im
Mediengeschäft", sagte Andreas Wiele im Interview mit der
"Süddeutschen Zeitung". Dabei betonte der Manager, dass eine
Zerschlagung nicht Gegenstand der derzeitigen Strategie sei. Auch
von dem nun vorgeschlagenen Weg in Richtung zweier börsennotierter
Unternehmen war nicht die Rede.
Seit Jahren wird darüber spekuliert, wie stark sich MFE in die
TV-Geschäfte von ProSiebenSat.1 einbringen will und wie viel
Einfluss das Unternehmen auf Unterföhring haben darf. Chef des
Mailänder Medienkonzerns ist Pier Silvio Berlusconi, Sohn des
früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. MFE
betreibt unter anderem TV-Geschäfte in Italien und Spanien.
MFE schlug ferner am Donnerstag einen "unabhängigen" M&A- und
Kapitalmarktexperten für die Wahl in den Aufsichtsrat vor. Zudem
solle das seit 2015 im Gremium vertretene Aufsichtsratsmitglied Rolf
Nonnenmacher durch einen "unabhängigen, erfahrenen
Wirtschaftsprüfer" ersetzt werden.
Seit vergangenem Jahr vertritt die MFE-Managerin Katharina Behrends
die Interessen der Mailänder in Unterföhring. Laut Website von
ProSiebenSat.1 hält MFE rund 26 Prozent der Anteile. Die
Investmentfirma PPF Group hat als
zweitgrößter ProSiebenSat.1-Aktionär Klara Brachtlova in den
Aufsichtsrat entsandt./ngu/rin/stk
ISIN DE000PSM7770
AXC0346 2024-03-21/18:25
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Autor: - dpa-AFX
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