ROUNDUP: Boeing-Chef Calhoun tritt zum Jahresende ab - Aktie legt zu |
25.03.2024 15:07:00 |
ARLINGTON (dpa-AFX) - Der kriselnde Flugzeugbauer Boeing
leitet wenige Wochen nach einem Beinahe-Unglück einen
Wechsel an der Konzernspitze ein. Boeing-Chef Dave Calhoun gebe den
Posten Ende des Jahres ab, teilte der US-amerikanische Konkurrent
des europäischen Flugzeugherstellers Airbus am Montag
in Arlington mit. Der Flug einer Boeing 737-9 Max von Alaska
Airlines am 5. Januar sei für den Konzern ein
Wendepunkt gewesen, schrieb Calhoun an die Mitarbeiter. "Die Augen
der Welt sind auf uns gerichtet." Am Finanzmarkt kamen die
Neuigkeiten gut an.
Die Boeing-Aktie legte kurz nach Handelsbeginn in New York um rund
zwei Prozent zu. Seit dem Jahreswechsel hat sie jedoch mehr als ein
Viertel an Wert eingebüßt.
Neben Calhoun treten auch Verwaltungsratschef Larry Kellner und der
Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Stan Deal, ab. Während Kellner bei
der diesjährigen Hauptversammlung nicht mehr zur Wahl antritt,
übergibt Deal seinen Posten mit sofortiger Wirkung an Stephanie
Pope. Die Managerin hatte bei Boeing erst Anfang des Jahres die
Leitung des Tagesgeschäfts übernommen. Bei der Bekanntgabe ihres
Aufstiegs im Dezember wurde sie schon als mögliche Nachfolgerin
Calhouns an der Konzernspitze gehandelt.
Calhoun selbst war Anfang 2020 auf den Chefposten gewechselt,
nachdem sein Vorgänger Dennis Muilenburg infolge seines stark
kritisierten Krisenmanagements nach den Abstürzen zweier
737-Max-Jets den Hut genommen hatte. Calhoun betonte nun, dass sein
eigener Abschied seine persönliche Entscheidung gewesen sei. Er habe
den Verwaltungsrat informiert, dass 2024 sein letztes Jahr als
Konzernchef sein werde.
Wer Calhouns Nachfolge an der Spitze des Luftfahrt- und
Rüstungskonzerns übernimmt, steht noch nicht fest. Den
Auswahlprozess soll der neue Verwaltungsratschef Steve Mollenkopf
leiten. Der frühere Chef des Chipherstellers Qualcomm gehört dem
Gremium seit dem Jahr 2020 an.
Bei dem Jet von Alaska Airlines war im Flug ein türgroßer Teil des
Rumpfs herausgeflogen. Die mehr als 170 Insassen der Maschine kamen
mit dem Schrecken davon. Die US-Luftfahrtbehörde FAA nimmt die
Produktion von Boeing und seinem Rumpfzulieferer Spirit Aerosystems
unter die Lupe, die Unfalluntersuchungsbehörde NTSB und das
US-Justizministerium ermitteln. Die Ermittler vom NTSB geht nach
ersten Erkenntnissen davon aus, dass an dem Rumpf-Fragment vier
Befestigungsbolzen gefehlt hatten.
Auf Geheiß der FAA darf Boeing die Produktion der gesamten
737-Max-Reihe nun bis auf Weiteres nicht wie zuvor geplant
ausweiten. Wegen der Verzögerungen in Boeings Produktion haben
Fluggesellschaften wie der irische Billigflieger Ryanair und sein
US-amerikanisches Pendant Southwest schon ihre Flugpläne gekappt.
Der Mittelstreckenjet 737 Max ist die Neuauflage der seit den 1960er
Jahren gebauten Boeing 737 und das mit Abstand meistgefragte Modell
des Herstellers. Schon 2019 war Boeing mit dem Typ in die schwerste
Krise seiner Geschichte geraten. Nach den Abstürzen zweier
737-Max-Jets mit insgesamt 346 Toten hatten Luftfahrtbehörden in
aller Welt Flugverbote für das Modell erlassen. Erst nach einigen
technischen Verbesserungen wurde das Modell nach mehr als 20 Monaten
schrittweise wieder für den Flugverkehr freigegeben.
Den Hersteller kostete das Desaster Milliardensummen. Auf einen
Schlag verlor Boeing 2019 seine Position als weltgrößter
Flugzeughersteller an den europäischen Konkurrenten Airbus und hinkt
diesem seitdem weit hinterher. Inzwischen schrieb der US-Konzern
fünf Jahre in Folge rote Zahlen. Die Folgen des jüngsten
Zwischenfalls und die behördlichen Auflagen kosten Boeing weitere
Milliarden, wie Finanzchef Brian West vor wenigen Tagen erklärt
hatte.
Calhoun will den Konzern den Angaben zufolge nun weiter durch das
Jahr führen, um die die Stabilisierung des Unternehmens und seine
Positionierung für die Zukunft abzuschließen. "Wir müssen weiterhin
mit Demut und vollständiger Transparenz auf diesen Unfall
reagieren", schrieb der Manager an die Mitarbeiter. "Außerdem müssen
wir auf allen Ebenen unseres Unternehmens ein umfassendes Engagement
für Sicherheit und Qualität verankern."
Bei den jüngsten Untersuchungen hat Boeing laut der "New York Times"
von 89 Überprüfungen einzelner Prozesse nur 56 bestanden. Insgesamt
seien 97 Verstöße festgestellt worden, hatte die Zeitung Mitte März
unter Berufung auf eine interne Präsentation berichtet. Wie
schwerwiegend die Probleme waren, blieb dabei unklar. Die FAA teilte
bisher lediglich mit, sie habe mehrfach Verstöße
gefunden./stw/mne/mis
ISIN US0970231058 US0116591092 US8485741099
AXC0163 2024-03-25/15:07
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 18.738,81 | -130,55 | -0,69% |
TecDax | 3.444,03 | -17,59 | -0,51% |
MDAX | 27.508,47 | 57,09 | 0,21% |
Dow Jones (EOD) | 39.908,00 | 349,89 | 0,88% |
Nasdaq 100 | 18.596,65 | 273,88 | 1,49% |
S & P 500 (EOD) | 5.308,15 | 61,47 | 1,17% |
SMI | 11.946,66 | 47,40 | 0,40% |
|
EUR/US$ | 1,0872 | -0,00 | -0,11% |
EUR/Yen | 168,8641 | 0,28 | 0,17% |
EUR/CHF | 0,9837 | 0,00 | 0,18% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8579 | -0,00 | -0,01% |
Yen/US$ | 0,0064 | 0,00 | -0,66% |
CHF/US$ | 1,1052 | -0,01 | -0,45% |
|
baha Brent Indication | 82,75 | 0,22 | 0,27% |
Gold | 2.374,93 | 17,50 | 0,74% |
Silber | 29,71 | 0,89 | 3,08% |
Platin | 1.064,11 | 14,18 | 1,35% |
|
|
|