ROUNDUP: 'Der EnBW geht es gut' - Preise für Kunden steigen aber |
27.03.2024 12:54:00 |
KARLSRUHE/STUTTGART (dpa-AFX) - Nach einem dicken Plus im
vergangenen Jahr rechnet der Karlsruher Energiekonzern EnBW
2024 wegen sinkender Verkaufspreise mit einem
rückläufigen Ergebnis. Auch wenn der neue EnBW-Chef Georg
Stamatelopoulos Bezahlbarkeit zu den wichtigsten Zielen der
Energieversorgung zählt und bekundet, das Interesse der
Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Energiewende im Blick zu
haben, müssen diese schon bald höhere Rechnungen bezahlen.
Die Kundschaft
EnBW hatte schon angekündigt, die Strompreise zum 1. April um 15,9
Prozent anzuheben. Stamatelopoulos erklärte das am Mittwoch in
Stuttgart zu zwei Dritteln mit dem Wegfall des Zuschusses des Bundes
bei den Netzentgelten. "Sie können nicht erwarten, dass die EnBW
eine staatliche Subventionierung ersetzt." Während der Energiekrise
habe das Unternehmen die gestiegenen Preise nicht genutzt, um diese
unmittelbar weiterzugeben. Um die Sicherheit der Versorgung
gewährleisten zu können, kaufe EnBW im Voraus ein und könne so
Schwankungen ausgleichen. Dass aber teurer Strom gekauft wurde,
schlage nun zu Buche.
Hinzu kämen historisch hohe Investitionen auf dem Weg zu einer
bezahlbaren Energiewende, betonte Stamatelopoulos. Die EnBW hat mehr
als 5,5 Millionen Kundinnen und Kunden.
Die Zahlen
"Der EnBW geht es gut", sagte Stamatelopoulos, der jüngst nach dem
überraschenden Abgang Andreas Schells wegen
Meinungsverschiedenheiten mit dem Aufsichtsrat über die
Unternehmensstrategie an die Konzernspitze gerückt war. Das
Unternehmen stehe wirtschaftlich auf stabilen Beinen. "Es besteht
kein Grund für einen massiven Kurswechsel."
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(bereinigtes Ebitda) stieg - im siebten Jahr in Folge - den Angaben
nach 2023 um gut 60 Prozent auf 6,37 Milliarden Euro. Das liege vor
allem am Segment "Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur". Anders als
der Name vermuten lässt, ist das Gros des Ergebnisses hier von rund
4,6 Milliarden Euro auf den Bereich thermische Erzeugung - also
Kohle und Gas - und Handel zurückzuführen. Wegen gestiegener
Marktpreise und Schwankungen seien die erzeugten Strommengen im
Vergleich zu 2022 zu deutlich besseren Konditionen verkauft worden,
hieß es.
Dank eines Ausbaus bei Windkraft und Photovoltaik machen erneuerbare
Energien demnach inzwischen einen Anteil von 47 Prozent an der
installierten Gesamterzeugungsleistung aus. Bis zum Jahr 2030 soll
der Anteil grünen Stroms auf bis zu 80 Prozent steigen.
Verglichen mit 2022 muss man zudem berücksichtigen, dass dieses Jahr
von der Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs gegen die
Ukraine geprägt war. So wirkte sich seinerzeit negativ aus, dass
Russland Gaslieferungen einstellte und für die fehlenden Mengen bei
der Gas-Tochter VNG Ersatz beschafft werden musste. Wiederum drückte
2023 unter anderem die Schieflage beim Biogashändler BMP Greengas
aufs Ergebnis.
Die Prognose
Weil der erzeugte Strom in diesem Jahr voraussichtlich zu
niedrigeren Preisen verkauft werde, schraubte Finanzvorstand Thomas
Kusterer die Erwartungen für 2024 runter. Gerade im Bereich der
thermischen Erzeugung und im Handel lasse sich die Entwicklung des
vergangenen Jahres nicht einfach fortschreiben. Daher erwarte EnBW
nun ein bereinigtes Ergebnis von 4,6 Milliarden bis 5,2 Milliarden
Euro. Die Entwicklung trifft auch andere Energiekonzerne. Eon
und RWE etwa erwarten nach einem Plus
2023 nun einen Rückgang.
Die Investitionen
Stamatelopoulos erklärte, aufgrund des sehr guten Ergebnisses werde
EnBW die Investitionen in die Energiewende in den kommenden Jahren
nochmals deutlich erhöhen. Bis 2030 seien Bruttoinvestitionen von 40
Milliarden Euro vorgesehen, rund 90 Prozent davon in Deutschland.
Laut Finanzvorstand Kusterer sind das netto rund 22 Milliarden Euro.
Im Fokus stehen laut Konzernchef unter anderem der Ausbau
erneuerbarer Energien und der Netzinfrastruktur, aber auch Themen
wie Ladeinfrastruktur für Elektromobilität und Energiewende zu
Hause. "Damit gehört die EnBW hierzulande zu den größten Investoren
in die Umsetzung der Energiewende", sagte er. Ziel sei, "die drei
großen übergeordneten Ziele der Energieversorgung - Nachhaltigkeit,
Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit - wirkungsvoll und im
Interesse der Energiewende und der Verbraucherinnen und Verbraucher
zu verbinden".
Die Politik
Der EnBW-Chef betonte, dass stabile Rahmenbedingungen für die
Energiewende wichtig seien. Die Eckpunkte der Kraftwerksstrategie
etwa seien noch zu schemenhaft. Die Bundesregierung hatte Anfang
Februar kurzfristig vorgesehene Ausschreibungen von zehn Gigawatt
wasserstofffähigen Gaskraftwerken angekündigt. "Wenn die Kraftwerke
schnell kommen sollen, brauchen wir schnell Klarheit und erste
Ausschreibungen noch in diesem Jahr", sagte Stamatelopoulos. Der
Plan sei ambitioniert, aber es könne gelingen.
Davon und vom geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien hänge auch
ab, ob der im vergangenen Jahr angekündigte Ausstieg der EnBW aus
Kohle schon 2028 klappe.
Die EnBW ist seit dem Jahr 2011 größtenteils im Besitz der
öffentlichen Hand. Das Land Baden-Württemberg sowie der
Zusammenschluss OEW von neun oberschwäbischen Landkreisen halten je
fast 47 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten stieg im Laufe eines
Jahres um mehr als sechs Prozent auf 28 630 (Stand: 31. Dezember).
In den kommenden Jahren sollen 9600 weitere eingestellt werden -
teils als Ersatz für ausscheidende Kolleginnen und Kollegen, sagte
Stamatelopoulos. Einige Tausend Stellen würden aber auch neu
geschaffen./kre/DP/ngu
ISIN DE000ENAG999
AXC0194 2024-03-27/12:54
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Autor: - dpa-AFX
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