Allianz zu Baltimore-Unglück: Große Schiffe bergen große Risiken |
04.04.2024 06:13:00 |
UNTERFÖHRING (dpa-AFX) - Nach dem Brückeneinsturz von Baltimore
warnt die Allianz-Versicherung vor den Risiken immer
größerer Containerschiffe. Die Zahl schwerer Schiffsunglücke hat in
den vergangenen Jahrzehnten demnach zwar insgesamt abgenommen, doch
Zwischenfälle mit großen Containerschiffen und Autotransportern
verursachen außergewöhnlich hohe Schäden. Das schreiben die
Fachleute des Industrieversicherers Allianz Commercial in einer
neuen Einschätzung zu Schifffahrtsrisiken.
Am 26. März hatte das knapp 300 Meter lange Containerschiff "Dali"
die Francis Scott Key-Autobahnbrücke in Baltimore zum Einsturz
gebracht, an diesem Freitag will US-Präsident Joe Biden die
Unglücksstelle besuchen.
Die finanziellen Schäden können extrem teuer werden, wenn große
Schiffe verloren gehen und verschrottet werden müssen, heißt es nun
in der Allianz-Einschätzung: "Die Beseitigung eines Wracks kann
mittlerweile leicht mehre hundert Millionen Dollar kosten, in
manchen Fällen über 500 Millionen." Seit Ende der 1960er Jahre sei
die Ladekapazität von Containerschiffen um 1500 Prozent gestiegen -
von gut 1500 Standardcontainern (TEU) im Jahr 1968 auf bis zu 24 000
zu Beginn dieses Jahrzehnts.
"Wenn es einen Zwischenfall mit einem großen Schiff gibt, sind die
Kosten sehr hoch", sagt Rahul Khanna, Leiter der globalen
Risikoberatung für die Schifffahrtsversicherung bei Allianz
Commercial in New York. "Und wenn es einen Schiffsunfall in einem
unter Umweltgesichtspunkten bedeutsamen Gebiet gibt, wird es noch
einmal teurer." Die "Dali" sei mit einer Kapazität von 10 000 TEU
nach heutigem Maßstab ein normal großes Schiff, so der frühere
Seekapitän.
Wie teuer die Bergung der "Dali" und Folgekosten des Unglücks werden
könnten, ist noch unklar. Khanna geht davon aus, dass das Schiff
möglicherweise nicht komplett entladen werden muss, um es wieder
flott zubekommen. "Die Kosten für den Wiederaufbau der Brücke werden
auf jeden Fall ein Mehrfaches teurer als die Reparatur des Schiffs",
sagt der Schifffahrtsfachmann.
Als Beispiel für ein sehr teures Unglück mit einem großen
Frachtschiff verweist das Unternehmen auf den Autotransporter
"Golden Ray", der 2019 vor dem US-Hafen Brunswick gekentert war.
"Die Beseitigung des Wracks und die Sanierung des umliegenden
Gebiets kosteten an die 800 Millionen Dollar", sagt Khanna. "Das war
sehr viel teurer, als das Schiff und seine Fracht wert gewesen
waren."
Der Hafen von Baltimore ist vor allem für die Einfuhr von Autos in
die USA bedeutend. Der ebenfalls zum Münchner Dax-Konzern gehörende
Kreditversicherer Allianz Trade geht davon aus, dass die
gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des Brückeneinsturzes begrenzt
sein werden. Im vergangenen Jahr wurden laut offiziellen US-Daten
weniger als zwei Prozent des gesamten Autoabsatzes in den USA über
Baltimore importiert, was etwa 300.000 Fahrzeugen entspricht. Daher
sollten die Auswirkungen auf den Automobilsektor laut Allianz Trade
beherrschbar sein./cho/DP/zb
ISIN DE0008404005
AXC0035 2024-04-04/06:13
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Autor: - dpa-AFX
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