Munich Re: KI lässt Cybergefahr wachsen - Schutzschirm nötig |
04.04.2024 09:39:00 |
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die potenziellen Schäden von Cyberattacken sind
nach Einschätzung des Rückversicherers Munich Re
mittlerweile so groß, dass vorbeugende Schutzschirme sinnvoll wären.
Die von "katastrophalen systemischen Ereignissen" - etwa Cyberkrieg
oder der Ausfall kritischer Infrastruktur - verursachten Schäden
würden die Kapazitäten der Versicherungsbranche übersteigen,
schreiben die Fachleute des Münchner Dax -Konzerns in
einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht zur Cyberkriminalität.
Da derartige Szenarien demnach die makroökonomische Stabilität
bedrohen könnten, plädiert das Unternehmen für die Einbindung von
Regierungen, um die Risiken beherrschbar zu halten. Die Munich Re
verweist auf Schätzungen der Statistikplattform Statista, wonach die
von Cyberkriminalität verursachten weltweiten Schäden von gut 8
Billionen Dollar im Jahr 2023 bis 2028 auf 13,8 Billionen Dollar
steigen könnten.
Zu den steigenden Risiken tragen demnach zwei Faktoren bei: Der
technische Fortschritt inklusive Künstlicher Intelligenz (KI)
erleichtere den Tätern das Geschäft. Zudem seien manche Staaten an
Cyberangriffen direkt beteiligt oder unterstützten zumindest
kriminelle Banden. Das Unternehmen nannte keine bestimmten Staaten,
Sicherheitsfachleute beschuldigen häufig Russland und China.
Phishing Mails als Einfallstor für Cyberangriffe
"Die Ära der generativen künstlichen Intelligenz hat gerade erst
begonnen", sagt Munich Re- Cyberfachmann Martin Kreuzer. "Die
Nutzung von Künstlicher Intelligenz erlaubt auch den kriminellen
Akteuren Skaleneffekte durch einen qualitativ neuen Grad der
Automatisierung, beispielsweise bei Phishing Mails. Diese sind auch
im Jahr 2024 immer noch das mit Abstand häufigste Einfallstor für
Cyberangriffe."
Im legalen Geschäftsleben bedeutet der Begriff "Skaleneffekt"
Vorteil durch Größe - je mehr ein Unternehmen von einem Produkt
produzieren kann, desto günstiger im Verhältnis die
Herstellungskosten. Ein ähnlicher Mechanismus wirkt nach Kreuzers
Einschätzung aber auch bei kriminellen Geschäften.
Phishing Mails sollen die Empfänger animieren, bösartige Links zur
Installation von Computerviren anzuklicken, Daten preiszugeben oder
sich auf persönlichen Kontakt mit Betrügern einzulassen. "KI
erleichtert auch das Personalisieren solcher Nachrichten und hilft
Angreifern zu erkennen, wie sie welche Personen mit welchen Themen
zielgerichtet adressieren können", sagte Kreuzer. Als Beispiel
nannte der Cyberexperte automatisiertes Monitoring von
Social-Media-Accounts, mit dem die Täter Informationen über
potenzielle Adressaten sammeln können.
KI auf beiden Seiten nützlich
Große Hackergruppen würden künftig auch eigene generative KI
entwickeln und für böswillige Zwecke trainieren, sagte Kreuzer -
"etwa um Schwachstellen in der IT-Sicherheit zu entdecken".
Kreuzer betonte jedoch, dass KI nicht einseitig nur für die Täter
nützlich sei, sondern auch die Abwehr erleichtern könne. "KI erlaubt
andererseits aber auch effektivere Cyberverteidigung, etwa bei der
Detektion von Anomalien und über automatisierte Rückmeldungen."
Generell ist der Schutz vor Cyberangriffen nach Einschätzung des
Rückversicherers nach wie vor unzureichend. "Expertise im Bereich
der IT-Sicherheit ist nach wie vor dünn gesät", sagte Kreuzer.
"Darüber hinaus braucht es entsprechende Investitionen in die
Technologien, und als dritten Schritt auch die Prozesse, um die
Technologie abgestimmt auf die jeweiligen Bedürfnisse wirksam
einzusetzen."
Deutschland sei "nicht das Land mit dem höchsten
Digitalisierungsgrad", sagte der Cyberexperte. "Die Politik hat die
Bedeutung von KI erkannt, aber noch bleibt offen, ob Wille und
Budget für eine schnelle Umsetzung in Deutschland gegeben
sind."/cho/DP/mis
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AXC0084 2024-04-04/09:39
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Autor: - dpa-AFX
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