Überbau-Problem beim Internet: Behörde äußert sich zurückhaltend |
11.04.2024 15:47:00 |
BONN (dpa-AFX) - In der Debatte über den umstrittenen Doppelausbau
von Glasfaser-Internet bleibt es der Deutschen Telekom
vorerst erspart, dass der Staat durchgreift. Die
Bundesnetzagentur veröffentlichte am Donnerstag einen
Zwischenbericht zu der Praxis, die auch Überbau genannt wird. In dem
Schreiben äußert sich der Regulierer zurückhaltend. Gravierende
Verfehlungen des Konzerns sieht er nicht.
Es geht um 427 Gegenden, in denen erst eine Firma
Glasfaser-Ausbaupläne bekanntgegeben hat und danach eine zweite
Firma das Gleiche tut. Dann drohen doppelte Bauarbeiten am selben
Ort. Dies gilt in Zeiten knapper Baukapazitäten als problematisch.
Schließlich kann der Bagger dort fehlen, wo noch keine Glasfaser
liegt. Außerdem verschlechtern sich die Geschäftsaussichten der
ersten, "überbauten" Firma - schließlich muss sie damit rechnen,
dass ein Teil der Haushalte in einer Straße keinen Vertrag haben
will und stattdessen zur Konkurrenz geht.
Für Telekom-Wettbewerber - etwa die Branchenverbände Breko, Anga und
VATM - ist das Thema ein rotes Tuch. Sie werfen der Telekom vor, den
Überbau strategisch einzusetzen und dadurch den Glasfaser-Ausbau
insgesamt in Deutschland zu verlangsamen. Die Telekom wiederum weist
die Vorwürfe von sich und betont, dass so ein
Infrastruktur-Wettbewerb normal sei und lokale Monopole nicht im
Sinne der Verbraucher wären. Konzernchef Tim Höttges merkt in der
Debatte immer wieder an, dass man auch selbst überbaut werde - etwa
in Bonn, wo Westconnect Ausbaupläne verkündete, obwohl die Telekom
dort längst mit Glasfaser präsent war. Klar ist aber auch: Als
großer Konzern kann die Telekom es besser wegstecken, überbaut zu
werden als ihre kleinen Wettbewerber.
Bei den 427 Fällen, die der Bericht enthält, hält sich die Zahl der
Gegenden, in denen die Telekom die Wettbewerber überbaut und die
Zahl der Gegenden, in denen sie überbaut wird, etwa die Waage. Die
Autoren merken kritisch an, dass die Telekom häufiger kurzfristig
auf den Vertriebsstart eines Wettbewerbers reagiert habe - nach
Lesart der Magenta-Konkurrenten ist das besonders fragwürdig. Diese
Passage des Berichts interpretiert der Verband Anga als Beleg für
Handlungsbedarf seitens des Staates.
Allerdings schwächen die Autoren ihre zarte Kritik an der Telekom
mit dem Hinweis ab, dass die analysierten Fälle von den
unterschiedlichen Firmen gemeldet seien. Diese Angaben ließen sich
häufig nicht gänzlich verifizieren. Eine belastbare wettbewerbliche
Bewertung sei auf Basis der Meldungen noch nicht möglich, erklärte
Behördenchef Klaus Müller. "Es besteht weiterhin ein hoher
Informationsbedarf."
Während die Telekom-Konkurrenten den Zwischenbericht als Bestätigung
ihrer Vorwürfe deuten, zieht der Marktführer eine andere
Schlussfolgerung: "Die Überbau-Vorwürfe brechen ein wie ein
Kartenhaus", erklärte ein Sprecher. "Erstens sind die Fallzahlen
angesichts von 11 000 Kommunen in Deutschland niedrig, zweitens wird
in der Hälfte der Fälle die Telekom überbaut." Außerdem finde kein
strategischer Überbau durch die Telekom statt./wdw/DP/ngu
ISIN DE0005557508
AXC0209 2024-04-11/15:47
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Autor: - dpa-AFX
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