WOCHENAUSBLICK: Iran-Israel-Konflikt als dunkle Wolke über dem Dax |
15.04.2024 05:50:00 |
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der am Wochenende deutlich verschärfte
Konflikt zwischen Israel und Iran dürfte zumindest zum Beginn der
neuen Woche die Stimmung am deutsche Aktienmarkt belasten. Die
iranische Armee griff am Samstag israelische Ziele mit rund 300
Raketen und Drohnen an. Das israelische Militär wehrte nach eigenen
Angaben die Attacke erfolgreich ab. Israel hatte Unterstützung der
USA, Großbritanniens, Frankreichs und Jordaniens. Mit einer
militärischen Antwort Israels ist zu rechnen. Weltweit gab es
Warnungen vor einer weiteren Eskalation des Konflikts.
Das Ausmaß der Belastung für den deutschen Aktienmarkt dürfte
entscheidend davon abhängen, ob es bei zeitlich beschränkten
Aktionen bleibt oder ob es zu einem Krieg zwischen Israel und Iran
kommt. In diesen könnten dann weitere Länder des Nahen und Mittleren
Ostens hineingezogen werden. Die Region ist insbesondere wegen ihres
Ölreichtums von hoher Bedeutung für die Weltwirtschaft.
Der Konflikt ist geeignet, selbst das bisher am Aktienmarkt
bestimmende Thema Zinsentwicklung zumindest vorübergehend in den
Hintergrund zu drängen. Auch die Quartalsberichterstattungssaison,
die mit der Zahlenvorlage mehrerer US-Banken am Freitag inoffiziell
begonnen hat, könnte zunächst nicht die übliche große Rolle spielen.
Hinzu kommt, dass Börsenexperten nach dem starken ersten Quartal und
einem bisher schwachen April ohnehin von einer vorerst launisch
bleibenden Stimmung am Aktienmarkt ausgehen. Sie sehen den Dax daher
weiter im Korrekturmodus. Die Optimisten unter ihnen sprachen am
Freitag vor der Eskalation des Israel-Iran-Konflikts von einer
"Schaukelbörse" und einer "Verschnaufpause". Einen raschen neuen
Versuch des Dax , wieder in Richtung des nach Ostern
erreichten Rekordhochs von 18 567 Punkten zu klettern, erwartete da
so schnell schon niemand. Eine Kurskorrektur in Richtung 17 700
Punkte hielten Experten bei entsprechender Nachrichtenlage dagegen
für durchaus möglich. Am Wochenende verfügbare Kursindikatoren
zeigen, dass diese Prognose wohl zumindest zum Handelsstart der
neuen Woche noch unterboten wird.
Ganz verschwinden dürften die Themen Zinsentwicklung und
Quartalszahlen aber trotz des Konflikts nicht aus den Köpfen der
Anleger. In den USA sind nach den März-Inflationsdaten, so glaubt
zumindest Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets, "sowohl
der Juni- als auch der Juli-Termin für eine Zinssenkung vom Tisch".
Dies habe nur deshalb nicht zu einer größeren Talfahrt an den Börsen
geführt, da die Mehrheit am Markt davon ausgehe, dass die
US-Wirtschaft höhere Zinsen für einen längeren Zeitraum vertragen
könne. "Nun muss die Berichtssaison zeigen, ob das auch für einzelne
Unternehmen gilt".
Die Probe aufs Exempel lässt nicht mehr lange auf sich warten: Die
US-Investmentbank Goldman Sachs legt am Montag Zahlen
vor und Morgan Stanley , die Bank of America
sowie das Pharma- und Konsumgüterunternehmen Johnson
& Johnson am Dienstag.
In Europa wird der Auftakt von Chipindustrie-Ausrüster ASML
am Mittwoch gemacht und hierzulande vom Dax-Konzern
Sartorius . Der Pharma- und Laborausrüster will seine
Quartalsbilanz am Donnerstag veröffentlichen. Zuvor berichtet am
Dienstag der Konsumgüterhersteller Beiersdorf über
seine Umsatzentwicklung. So richtig Fahrt aber nimmt die
Berichtssaison erst in der darauf folgenden Woche auf. Das
Enttäuschungspotenzial könnte dabei in den USA höher sein, denn
während in der weltgrößten Volkswirtschaft die Messlatte hoch hängt,
haben die Analysten in Europa ihre Erwartungen bereits etwas
heruntergeschraubt, wie Analyst Frank Klumpp von der LBBW
konstatiert.
Konjunkturseitig gilt in den USA in der neuen Woche vor allem den zu
Wochenbeginn anstehenden Einzelhandelsdaten für März die
Aufmerksamkeit. Es geht immerhin um die Frage, ob "der
US-Verbraucher unverwüstlich ausgabefreudig" geblieben ist, wie
Christian Apelt von Helaba schreibt. Er und Christoph Balz von der
Commerzbank rechnen zwar nicht mehr mit demselben starken Anstieg
wie zuvor, aber immerhin noch mit einem moderaten. Unter den
weiteren wichtigen US-Daten rückt am Dienstag vor allem die
Industrieproduktion in den Blick. Sollten beide Daten stärker als
erwartet ausfallen, dürfte dies das derzeitige US-Zinsszenario
"höhere Zinsen für längere Zeit" weiter anheizen, erwartet
LBBW-Experte Klumpp.
Hierzulande könnten zuvor noch die ZEW-Konjunkturerwartungen
bewegen. LBBW und Helaba rechnen nach zuletzt positiven
Überraschungen bei den Frühindikatoren für die deutsche Wirtschaft
und global mit einem leichten Anstieg. Der erwartete
Konjunkturaufschwung scheine sich nun durchzusetzen, schreibt
Helaba-Analyst Stefan Mütze. Der jüngste Anstieg der Produktion auch
in der deutschen energieintensiven Industrie zeige, dass diese trotz
der schwierigen Rahmenbedingungen konjunkturell nicht abgeschrieben
werden sollte./ck/jsl/he/he
--- Von Claudia Müller und Stefan Heider, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0025 2024-04-15/05:50
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