Industrie vor der Messe: Elektrobranche erwartet Rückenwind |
21.04.2024 13:56:00 |
HANNOVER/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Elektro- und
Digitalindustrie sieht sich trotz aktueller Auftragsschwäche weiter
auf Wachstumskurs. "Wir haben drei Megatrends, die unsere Branche
auch langfristig vorantreiben werden: Elektrifizierung,
Automatisierung und Digitalisierung", sagte Gunther Kegel, Präsident
des Branchenverbandes ZVEI, der Deutschen Presse-Agentur. "Diese
Megatrends werden unserer Branche in den kommenden Jahren ganz klar
Wachstum bescheren."
Rückenwind verspricht er sich von der am Montag beginnenden Hannover
Messe (22. bis 26. April). Denn die weltgrößte Industrieschau rücke
in diesem Jahr diese Trends in den Mittelpunkt: "Die Hannover Messe
hat sich ebenfalls auf diesen Dreiklang - Elektrifizierung,
Automatisierung und Digitalisierung eingestellt."
Wachstumsdelle im laufenden Jahr
Mit Blick auf das laufende Jahr zeigte sich Kegel weniger
optimistisch. Man gehe weiter davon aus, dass die Produktion der
Branche gegenüber 2023 um zwei Prozent schrumpfen werde. "Im Moment
liegen wir zwar noch leicht darunter. Aber wir gehen davon aus, dass
sich die Auftragseingänge und dann auch die Produktionszahlen bis
zum Jahresende auf diese Größe einpegeln werden", sagte er.
Innerhalb der Branche gebe es große Unterschiede. "Alle Unternehmen,
die sich am Ausbau der Stromnetze beteiligen, haben nach wie vor
brummende Konjunkturen, zum Teil mit Lieferzeiten von einigen
Jahren, während die klassischen Industrieausrüster, allen voran die
Automatisierungstechnik, im Moment die Zurückhaltung bei
Investitionen spüren", so Kegel.
Vor allem in Deutschland und China sei eine deutliche Zurückhaltung
zu spüren. Das ändere aber nichts am langfristigen Aufwärtstrend,
zeigte sich Kegel überzeugt. "Natürlich wird es auch schwächere
Phasen wie die aktuelle Konjunkturdelle geben. Aber daran
anschließen werden sich Jahre, die uns ein deutlich größeres
Wachstum bringen werden."
Lob für Ansiedlungspolitik
Als großen Erfolg wertete Kegel die Neuansiedlungen von
Chipherstellern wie Intel in Magdeburg und TSMC
in Dresden. "Es ist richtig, dass die Bundesregierung
die entscheidenden Player der Halbleiterbranche nach Deutschland
holt. Wir brauchen diese Schlüsseltechnologie vor Ort, auch um
international mithalten zu können." Dass hierfür hohe Subventionen
gezahlt werden, sei zwar wenig erfreulich, aber unvermeidlich.
"Sonst klappt das nicht." Schließlich buhlten auch andere mit hohen
Subventionen um Neuansiedlungen. "Da bleibt uns nichts anderes
übrig, als es auch zu tun - oder wir verlieren in Europa eine
weitere Spitzentechnologie. So sind nun einmal die Spielregeln."
Kritik äußerte Kegel an den Energiepreisen. Trotz spürbarer
Entspannung seien diese für energieintensive Unternehmen weiter zu
hoch. "Für die allgemeine Industrie, bei der Energie vielleicht zwei
bis fünf Prozent der Gesamtkosten ausmacht, sind die Preise immer
noch hoch. Das tut weh, ist aber nicht existenzgefährdend." Bei
energieintensiven Unternehmen etwa aus der Chemieindustrie sehe dies
anders aus. "Da reicht das jetzt anvisierte Preisniveau nicht. Da
besteht die Gefahr, diese Industrien in Teilen zu verlieren." Hier
müsse die Politik gegensteuern. "Kurzfristig kann das sicher über
Subventionen erfolgen, langfristig aber nicht."
Warnung vor zu hohem Tempo beim Klimaschutz
Mehr Augenmaß forderte Kegel in der Klimapolitik. "Beim Klimaschutz
warne ich davor, das Tempo weiter anzuziehen. Es nützt uns gar
nichts, wenn wir in Deutschland als Erste und Einzige unsere
Klimaschutzaufgaben gelöst haben. Davon lässt sich das Weltklima
nicht beeindrucken", sagte der Verbandschef. "Es kann ja nicht das
Ziel sein, dass wir als Klassenbester durchs Ziel gehen und dann
alle möglichen Ausgleichsmechanismen wie etwa Zölle anwenden müssen,
um Wettbewerbsnachteile auszugleichen."
Besser sei es, sich beim Klimaschutz enger mit anderen Ländern
abzustimmen. "Es ist viel wichtiger, dass wir das im Gleichschritt
mit anderen großen Weltregionen tun", sagte Kegel. "Wenn wir unser
Tempo fünf Jahre verlangsamen und dafür die Chinesen ihr Tempo fünf
Jahre beschleunigen, dann hat das Weltklima davon wesentlich
mehr."/fjo/DP/jha
ISIN US4581401001 TW0002330008
AXC0010 2024-04-21/13:56
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Autor: - dpa-AFX
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