613 Tage lang Corona: Seltener Infektionsfall vorgestellt |
21.04.2024 14:35:00 |
BARCELONA/AMSTERDAM (dpa-AFX) - Forschende aus den Niederlanden
berichten von einer extrem langen Coronainfektion eines im
vergangenen Jahr gestorbenen Mannes - und warnen vor der Entstehung
gefährlicherer Varianten. Der aufgrund von Vorerkrankungen
immungeschwächte ältere Mann sei im Februar 2022 mit einer
Sars-CoV-2-Infektion in eine Klinik in Amsterdam eingeliefert
worden, hieß es in einer Mitteilung. Bis zu seinem Tod im Oktober
2023 sei er ununterbrochen coronapositiv gewesen - insgesamt 613
Tage lang. Zuvor waren bereits andere Fälle sehr langer Infektionen
bei Menschen bekannt geworden, deren Immunsystem das Virus nicht
ausreichend bekämpfen konnte.
Die Ergebnisse wollen die Forscher um Magda Vergouwe von der
Universität Amsterdam Ende April auf einem Kongress der Europäischen
Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten
in Barcelona vorstellen. Der Fall ist für Forscherinnen und Forscher
auch deshalb interessant, weil sich das Coronavirus in solchen
Langzeit-Infizierten besonders stark verändern kann. Das birgt die
Gefahr, dass Varianten des Virus entstehen, die das Immunsystem von
gesunden Menschen leichter überwinden können.
Die Forschenden in den Niederlanden hatten immer wieder Proben von
dem Mann genommen, um das Erbgut des Coronavirus zu untersuchen.
Dabei stellten sie insgesamt mehr als 50 Mutationen im Vergleich zu
der zu jener Zeit kursierenden Omikron-Variante BA.1 fest, darunter
auch solche, mit denen das Virus der Immunabwehr entgehen könne.
Bereits 21 Tage, nachdem der Mann ein bestimmtes Coronamedikament
bekommen hatte, entwickelte das Virus zudem Merkmale einer Resistenz
dagegen.
Der Mann starb schließlich am Wiederaufflammen einer seiner
Vorerkrankungen. Mit seiner mutierten Version des Coronavirus hatte
er, nach allem was bekannt ist, niemanden angesteckt.
"Dieser Fall unterstreicht das Risiko, das von andauernden
Sars-CoV-2-Infektionen bei immungeschwächten Personen ausgeht",
werden die Forscher in der Mitteilung zitiert. Durch die
umfangreiche Entwicklung des Virus bei einem einzelnen Patienten
könnten sich einzigartige Varianten herausbilden. Es sei wichtig,
die Evolution des Coronavirus in immungeschwächten Personen genau zu
überwachen. Es bestehe die Gefahr, dass Varianten entstehen und sich
in der Gesellschaft verbreiten, denen das Immunsystem gesunder
Menschen weniger anhaben kann./vf/DP/jha
AXC0030 2024-04-21/14:35
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Autor: - dpa-AFX
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