Russland-Gas - Wifo-Chef: "Kein Anlass für Katastrophenstimmung" / Felbermayr: Auch ohne russisches Gas 2025 wäre Österreichs Gasversorgung gesichert - Österreich wird durch deutsche Gasspeicherumlage "kostenmäßig in russisches Gas reingetrieben" |
24.04.2024 12:21:00 |
Das Auslaufen des ukrainischen Transitliefervertrags
für russisches Gazprom-Gas Ende 2024 sieht Wifo-Chef Gabriel
Felbermayr relativ gelassen. "Es gibt keinen Anlass hier in
Katastrophenstimmung zu verfallen, selbst wenn kein Gas mehr aus
Russland kommen sollte", sagte Felbermayr am Mittwoch bei einer
Pressekonferenz der Deutschen Handelskammer in Wien. Im Jänner
stammten 97 Prozent der Gasimporte Österreichs aus Russland und im
Februar waren es 87 Prozent.
Für Felbermayr ist die aktuelle Lage nicht mit dem
Energiekrisen-Jahr 2022 vergleichbar, als "Mondpreise" zu bezahlen
waren: Es gebe genügend Gas auf der Welt, die Speicher seien voll
und die Gaspreise wieder deutlich gesunken. Selbst als 2022
zeitweise wenig Gas aus Russland nach Österreich geflossen sei, habe
man die notwendigen Mengen über die europäischen Netze bekommen.
"Über die Versorgung mache ich mir keine so großen Sorgen, auch die
Preislage weltweit ist eine ganz andere", sagte der Wifo-Chef. Es
gebe "auch Signale, dass durch vertragliche Kreativität" 2025 weiter
russisches Gas via der Ukraine nach Österreich geliefert werden
könne.
Alle EU-Staaten haben sich darauf verständigt, bis 2027 aus
russischem Gas auszusteigen. Energieministerin Leonore Gewessler
(Grüne) hat ihr Mitte Februar angekündigtes Gesetzespaket rund um
die Diversifizierungsverpflichtung für Gasversorger vor mehreren
Wochen an den Regierungspartner ÖVP geschickt. Beginnend mit dem
Gasjahr 2024/25 ist laut Gesetzesentwurf jeder Gasversorger in
Österreich verpflichtet, einen steigenden Anteil von
nicht-russischem Erdgas nachzuweisen. Im ersten Jahr muss dieser
Anteil 40 Prozent der gesamten an Kunden gelieferten Menge betragen.
Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) sieht noch Gesprächsbedarf,
ÖVP-Energiesprecherin Tanja Graf lehnt das vorgelegte Gesetzespaket
ab. SPÖ und FPÖ kritisieren, dass die ÖVP/Grünen-Regierung seit dem
russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 die Gas-Thematik
nicht gelöst hat.
Kritik übte der Wifo-Chef an der im Jahr 2022 eingeführten
Gasspeicherumlage in Deutschland. Österreich werde dadurch
"kostenmäßig in russisches Gas reingetrieben". Für Flüssiggas (LNG)
aus deutschen, niederländischen und belgischen Häfen ist Österreich
auf die Durchleitung durch das deutsche Pipelinesystem angewiesen.
Um die Gasdiversifizierung Österreichs voranzutreiben, müsse "diese
Art von Wegelagerei" durch die deutsche Gasspeicherumlage
eingestellt werden, so Felbermayr. Die Umlage sei auch "vermutlich
nicht kompatibel mit Binnenmarktrecht". Der Geschäftsführer der
Deutschen Handelskammer in Wien, Thomas Gindele, verwies auf die
Gesprächsbereitschaft der deutschen Regierung rund um die Gasumlage.
Eine Lösung für Österreich könne sich möglicherweise "in nächster
Zeit" abzeichnen, sagte Gindele am Mittwoch bei der Pressekonferenz
mit Felbermayr.
cri/ivn
ISIN AT0000743059
WEB http://www.gazprom.com/
http://www.omv.com
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Autor: - APA/cri/ivn
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