ROUNDUP/TV-Streit: DAZN zieht vor Gericht und droht mit Bundesliga-Aus |
26.04.2024 14:05:00 |
BERLIN (dpa-AFX) - Im Milliardenstreit um die TV-Rechte-Auktion
zwischen der Deutschen Fußball Liga und DAZN droht ein zähes
juristisches Ringen. Das weltweit tätige Medien-Unternehmen kündigte
am Freitag den Gang vor Gericht an. "Angesichts der mangelnden
Reaktion der DFL auf unsere Beschwerde über die unrechtmäßige
Vergabe von Rechtepaket B wird DAZN den Rechtsweg beschreiten, um
die Vergabe des Pakets zu erreichen", sagte ein
Unternehmens-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.
Der Internet-Sportsender DAZN beabsichtigt nach dpa-Informationen
sogar, sich komplett aus der TV-Ausschreibung der Fußball-Bundesliga
zurückzuziehen, wenn er das Paket B nicht bekommt. Das
Verkaufsverfahren für die audiovisuellen Medienrechte der 1. und 2.
Bundesliga war in der Vorwoche am Montag zunächst unterbrochen
worden, weil eine Bankgarantie von DAZN fehlte. Für das lukrative
TV-Rechte-Paket hat nach Informationen der dpa dann am Dienstag der
Pay-TV-Sender Sky den Zuschlag erhalten, der deutlich weniger als
DAZN geboten haben soll. Danach wurde das gesamte Verfahren vorerst
gestoppt
DAZN will nun in der Auseinandersetzung mit der DFL alle
juristischen Mittel ausschöpfen - und droht dabei unverhohlen. "Der
Rechtsweg kann sich über Jahre hinziehen, beginnend mit einer Klage
vor einem Schiedsgericht und möglicherweise über mehrere Instanzen
vor deutschen Zivilgerichten, gegebenenfalls unter Einbeziehung des
Europäischen Gerichtshofs", sagte der Unternehmens-Sprecher.
In dem Streit geht es um das Paket B für Live-Spiele im Pay-TV. Es
ist das größte Paket mit den Begegnungen am Samstag um 15.30 Uhr und
am Freitagabend sowie den Relegations-Partien. Dieses Paket umfasst
insgesamt 196 Live-Spiele. Die anderen Live-Spiele sind in den
Pay-TV-Paketen C mit den Topspielen am Samstag um 18.30 Uhr und dem
Supercup sowie D mit den Sonntagsspielen enthalten. Zusammen sind
das 113 Live-Spiele.
DAZN hatte nach dpa-Informationen rund 400 Millionen Euro jährlich
für das Paket B geboten - also rund 1,6 Milliarden Euro für die
Rechteperiode 2025/26 bis 2028/29. Über diesen Zeitraum von vier
Jahren gerechnet soll das Angebot sogar rund 300 Millionen Euro über
dem der Konkurrenz gelegen haben. DAZN hatte beklagt, dass die
geforderte Bankbürgschaft nicht innerhalb von 24 Stunden zu erlangen
sei und sie in dieser Woche nachgereicht. Nach Ansicht der DFL war
das zu spät: "Ein Nachreichen von Unterlagen nach dem gemäß den
Auktionsregeln erteilten Zuschlag über ein Rechtepaket hat keine
Wirkung." Die DFL hat bereits Erfahrung mit TV-Streitigkeiten und
der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit. Vor vier
Jahren zogt sich die Auseinandersetzung mit Discovery/Eurosport
wegen ausbleibender Millionen-Zahlungen über mehrere Monate hin.
Ende des Jahres 2020 verkündete der damalige DFL-Geschäftsführer
Christian Seifert: "Wir haben den Rechtsstreit umfassend gewonnen,
und das Geld fließt in der Höhe wie geplant."
Nun aber droht der Liga auch im Falle eines juristischen Sieges
gegen DAZN ein weiteres Problem. Denn das Unternehmen würde sich dem
Vernehmen nach in diesem Fall komplett aus der
Bundesliga-Ausschreibung zurückziehen, weil das Verhalten der DFL
völlig irrational und intransparent sei.
Der Verlust der Bundesliga, die DAZN auch in der kommenden Saison
noch freitags und sonntags zeigen darf, würde das Unternehmen
schmerzen. Aber der kostenpflichtige Internet-Sender hat zumindest
bis 2027 umfassende TV-Rechte für die Champions League sowie für
andere Fußball-Ligen, darunter die spanische La Liga und die
italienische Serie A.
Für die DFL wäre der Ausstieg von DAZN aus dem Bieterverfahren ein
deutlich größeres Problem. Bei der Auktion der weiteren Pakete würde
ein finanzstarker Konkurrent fehlen, der im Wettbieten die Preise in
die Höhe treiben kann. Ob die Liga dann - wie bei der bislang
letzten TV-Rechte-Ausschreibung - 4,4 Milliarden Euro für vier Jahre
erlösen kann, erscheint fraglich./mrs/DP/jha
ISIN US0231351067 US20030N1019
AXC0205 2024-04-26/14:05
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Autor: - dpa-AFX
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