Behörde will auf milliardenschwere Frequenzauktion verzichten |
30.04.2024 06:02:00 |
BONN (dpa-AFX) - Der Verzicht auf eine milliardenschwere Auktion von
Handynetz-Frequenzen rückt näher. Wie aus einem internen Schreiben
der Bundesnetzagentur hervorgeht, will die Behörde bestimmte
Nutzungsrechte verlängern, anstatt sie zu versteigern. Das Schreiben
liegt der dpa vor. Bislang ist es üblich, dass die
Regulierungsbehörde alle vier bis fünf Jahre Nutzungsrechte an die
Netzbetreiber auktioniert und dafür Milliarden einnimmt: 2019 waren
es rund 6,6 Milliarden Euro und im Jahr 2000 sogar rund 50
Milliarden Euro. Bei der Verlängerung nimmt der Bund nur relativ
geringe Gebühren ein. Die etablierten Mobilfunker müssen sich aber
dazu verpflichten, ihre Netze auf dem Land zu verbessern.
Das entsprechende Regelwerk will die Bundesnetzagentur am 13. Mai
ihrem Beirat vorstellen, in dem Politiker sitzen. Dem internen
Schreiben zufolge soll es später ein "wettbewerbliches Verfahren"
geben - also eine Auktion, die erst in einigen Jahren stattfinden
wird. Weitere Details enthält das interne Schreiben nicht - es
handelt sich um die Tagesordnung für besagte Beiratssitzung. Ein
Sprecher der Behörde wollte das Dokument nicht kommentieren.
Final entschieden ist das Regelwerk nicht. Es geht um einen
"Konsultationsentwurf", den Marktteilnehmer in den kommenden Monaten
kommentieren können. Der Entwurf gilt aber als Vorentscheidung und
ein Sinneswandel der Behörde als unwahrscheinlich.
Die Verlängerung der Nutzungsrechte wäre Rückenwind für die
alteingesessenen Netzbetreiber Deutsche Telekom ,
Vodafone und O2 Telefónica. Für sie bliebe alles wie
gehabt. Der Neueinsteiger 1&1 , der 2019 erstmals
eigenes Funkspektrum in anderen Frequenzbändern ersteigerte, würde
hingegen in die Röhre gucken.
Das Handynetz von 1&1 ist noch sehr klein, der Ausbau kam bislang
nur schleppend voran. Dort, wo 1&1 keine eigenen Antennen hat - also
in den allermeisten Gegenden Deutschland - werden dessen Kunden
derzeit noch mit dem Handynetz von O2 verbunden und künftig mit dem
Netz von Vodafone, dies im Rahmen eines National-Roaming-Vertrags.
Beim Handynetz werden verschiedene Frequenzbänder genutzt, die
unterschiedliche Stärken und Schwächen haben: Je höher das Band ist,
desto leistungsstärker ist es - es können also viele Menschen
gleichzeitig in einer Funkzelle sein und alle gutes Netz haben.
Allerdings sinkt die Reichweite der Antennen, je höher ein Band ist
- es müssen also viel mehr Funkmasten gebaut werden als in den
niedrigen Frequenzen, die auch Flächenfrequenzen genannt werden. Sie
sind vor allem auf dem Land wichtig sind. Um solche Frequenzen - das
800 Megahertz-Band - geht es nun. Nutzungsrechte daran laufen Ende
2025 aus.
Nach Darstellung der etablierten Netzbetreiber ist in diesem
Funkband zu wenig Spektrum vorhanden, als dass man es gut durch vier
und nicht durch drei Nutzer teilen könnte. Dieser Sichtweise schloss
sich die Bundesnetzagentur an. Einen Frequenztausch mit Spektrum aus
anderen Bändern lehnten die Platzhirsche ab - so ein Modell hatte
1&1 eingefordert. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bonner
Behörde ihre Überlegungen zum Verzicht auf die Auktion publiziert.
Nun wird klar, dass sie das Vorhaben weiterverfolgt hat./wdw/DP/zb
ISIN DE0005545503 ES0178430E18 DE0005557508 GB00BH4HKS39 DE0005089031
AXC0033 2024-04-30/06:02
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Autor: - dpa-AFX
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