ROUNDUP 2: Lufthansa geht wegen Streikkosten auf Sparkurs - Aktie dreht ins Plus |
30.04.2024 13:50:00 |
(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz zu Sparmaßnahmen, Tarifabschluss
bei Eurowings, Ita-Übernahme, Kurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Lufthansa geht nach den
teuren Streiks zu Jahresbeginn auf Sparkurs. Vorstandschef Carsten
Spohr kündigte am Dienstag ungeachtet der starken Buchungen für den
Sommer einen Einstellungsstopp in der Verwaltung an. Gespart werden
müsse bei allen Themen, die den Kunden nicht direkt betreffen, sagte
Spohr bei der Vorstellung der Zahlen für das erste Quartal in
Frankfurt.
Grundsätzlich habe sich das Unternehmen vorgenommen, im Vergleich zu
2019 in den administrativen Bereichen mit 20 Prozent weniger
Führungspersonal und Mitarbeitern auszukommen. Auch die hohen
Streikkosten müssten durch eine erhöhte Produktivität wieder
hereingeholt werden.
Die Tickets der Konzerngesellschaften wie Swiss, Austrian, Eurowings
oder Lufthansa werden auch im laufenden Sommer knapp und teuer
bleiben. Er sehe allerdings keine weiteren Preiserhöhungen, sondern
eher ein Abflachen der Preise, sagte Spohr und zeigte sich
überzeugt: "Es wird wieder ein sehr starker Reisesommer." Die
Buchungen für die warme Jahreshälfte lägen 16 Prozent höher als
2023, was ein "hochprofitables Wachstum" verspreche. Es werde sicher
erneut ein "sehr, sehr gutes Jahr" für den Lufthansa-Konzern. Helfen
soll dabei auch die neue Kabinen-Ausstattung "Allegris", die am 1.
Mai in einem ersten Langstreckenflugzeug an den Start geht.
Einen operativen Gewinn auf dem Niveau des Vorjahres hat sich Spohr
für 2024 jedoch abgeschminkt. Wegen der Belastungen durch die
fortgesetzten Streiks und schlechter laufender Geschäfte mit der
Luftfracht sah sich die Lufthansa-Spitze bereits Mitte April
gezwungen, ihr Gewinnziel um eine halbe Milliarde Euro
zusammenzustreichen. Statt rund 2,7 Milliarden wie 2023 soll das
bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) im laufenden Jahr
nur noch 2,2 Milliarden Euro erreichen. Im saisonbedingt
reiseschwachen ersten Quartal hatte sich der operative Verlust im
Vergleich zum Vorjahresquartal auf 849 Millionen Euro verdreifacht.
Zur gekappten Gewinnerwartung trägt bei, dass der Konzern wegen der
Streikausfälle, stockender Flugzeuglieferungen und einer
vorsichtigeren Kapazitätsplanung im Gesamtjahr nur 92 Prozent seines
Angebots aus dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019 in die Luft bringen
kann. Ursprünglich hatte Spohr 94 Prozent für das Gesamtjahr
angepeilt. Im reisestarken dritten Quartal sollen es nun immerhin
mehr als 95 Prozent werden.
Die Belastungen durch die diversen Streiks bezifferte das
Unternehmen auf rund 450 Millionen Euro. Davon fielen 350 Millionen
Euro bereits im ersten Quartal an, als unter anderem das eigene
Bodenpersonal wie auch die Kabinen-Crews, aber auch das
Sicherheitspersonal an vielen Flughäfen in den Ausstand getreten
waren.
Spohr berichtete am Dienstag von einem frischen Tarifabschluss mit
den Piloten der Tochtergesellschaft Eurowings bis Ende 2026, der
ganz ohne Streiks erreicht worden sei. Verträge für die allermeisten
Mitarbeiter seien nun abgeschlossen. "Für die nächsten Jahre
herrscht Tariffrieden", sagte Spohr zuversichtlich. Die
Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit bestätigte die Einigung auf
ein Eckpunkte-Papier.
Kritik übte Spohr an der Europäischen Kommission, die mit Auflagen
die dringend notwendige Konsolidierung der europäischen Luftfahrt
erschwere. Gemeint ist der geplante Einstieg des deutschen Konzerns
bei der italienischen Staatsairline Ita, über den die EU-Kommission
nach einer Fristverlängerung bis zum 13. Juni entscheiden will.
Der Lufthansa-Konzern hat demnach noch bis zum 6. Mai Zeit, mit
kommerziellen Zugeständnissen die Wettbewerbsbedenken zu zerstreuen.
Die Behörde befürchtet ein Übergewicht des Lufthansa-Konzerns auf
einzelnen Strecken und Flughäfen. Spohr machte klar, dass es für
sein Unternehmen keinen "Plan B" zur Ita-Übernahme bei einem
ablehnenden Bescheid aus Brüssel gebe. Es gehe darum, für die
italienischen Kunden ein besseres Angebot auf Lang- und Kurzstrecken
zu schaffen. "Es muss sich aber auch für uns lohnen."
An der Börse wurden die Neuigkeiten unentschlossen aufgenommen: Der
Kurs der Lufthansa-Aktie sank am Morgen zunächst um mehr als
anderthalb Prozent und kletterte später ähnlich stark ins Plus. Am
frühen Nachmittag lag das Papier leicht in der Gewinnzone und damit
im Mittelfeld des MDax . Seit dem Jahreswechsel ist
der Kurs jedoch um rund 16 Prozent gesunken./stw/ceb/jha/
ISIN DE0008232125 DE0008467416
AXC0233 2024-04-30/13:50
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Autor: - dpa-AFX
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