ROUNDUP: Zustand des deutschen Schienennetzes erneut leicht verschlechtert |
08.05.2024 17:15:00 |
BERLIN (dpa-AFX) - Der Zustand des Schienennetzes in Deutschland hat
sich erneut leicht verschlechtert. Die Deutsche Bahn gibt der
eigenen Infrastruktur für das vergangene Jahr lediglich eine
mittelmäßige Note von 3,03, wie aus dem aktuellen
Netzzustandsbericht der Bahn-Infrastrukturtochter InfraGo
hervorgeht, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Für das Vorjahr
war der Wert mit 3,01 nur etwas besser. Erstmals vergibt der Konzern
in dem Bericht auch eine Note für die rund 5400 Personenbahnhöfe der
InfraGo. Sie kommen dabei auf einen ebenfalls nur mittelmäßigen Wert
von 3,09.
Die Bahn betont, dass sämtliche Anlagen der Infrastruktur "stand-,
betriebs- und verkehrssicher" seien. "Jedoch liegen vor allem
pünktlichkeitsrelevante Anlagen wie Weichen, Bahnübergänge und
Stellwerke im hochbelasteten Netz nur im Notenbereich mittelmäßig
bis mangelhaft." Das spüren vor allem die Bahnfahrgäste im
Fernverkehr: Jeder dritte Fernzug war im vergangenen Jahr verspätet
unterwegs. Ähnlich unzuverlässig ist die Bahn bislang auch in diesem
Jahr. Grund sind die vielen Baustellen auf dem sanierungsbedürftigen
Netz, die den Verkehr ausbremsen.
Dem Netzzustandsbericht zufolge beläuft sich der Erneuerungsbedarf
im Netz inzwischen auf mehr als 92 Milliarden Euro. Die Summe
bezeichnet den Wert der Anlagen mit den Notenstufen schlecht bis
mangelhaft, die mittel- bis kurzfristig ersetzt werden müssen. Im
Vergleich zum Vorjahr stieg sie dem Bericht zufolge um knapp zwei
Milliarden Euro. Hinzu kommen 17,6 Milliarden Euro für
sanierungsbedürftige Bahnhöfe.
Besonders schlecht bestellt ist es dem Bericht zufolge um
Bahnübergänge und Stellwerke. Davon sind viele inzwischen so
überaltert, dass lediglich ein Neubau infrage kommt. Die Bahn
vergibt bei den Stellwerken inzwischen den schlechten Wert 4,02.
"Das ist eindeutig ein Alarmsignal", teilte der Geschäftsführer der
Allianz pro Schiene, Dirk Flege, am Mittwoch mit. "Zu viele unserer
Stellwerke sind reif fürs Museum. Die Politik muss den Schalter
umlegen und die Digitalisierung der Stellwerke zügig vorantreiben."
Davon profitierten dann auch die Fahrgäste und Transporteure durch
pünktlichere Züge.
Auch die Bahn sieht laut dem Bericht "besonderen Handlungsbedarf".
Mit einem großangelegten Investitionsprogramm will sie in den
kommenden Jahren Dutzende, vor allem hochbelastete
Streckenabschnitte umfassend modernisieren. Start ist in diesem Jahr
auf der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, die während der
Bauarbeiten für rund fünf Monate vollständig gesperrt wird.
"Der schlechte Zustand der Bahn nach einem jahrelangen Spardiktat
ist offensichtlich", teilte die Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena
Donat am Mittwoch mit. "Um vernachlässigte Strecken, runtergekommene
Bahnhöfe und veraltete Anlagen zu modernisieren, braucht die Bahn
eine langfristige Finanzierung durch einen staatlichen Fonds. "Das
jährliche Hin und Her, was ins jeweils aktuelle Budget passt, muss
ein Ende haben."
Für einen solchen Fonds zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur
hatte sich zuletzt auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP)
ausgesprochen. Mit welchen Mitteln ein solcher Fonds ausgestattet
werden und was er alles umfassen soll, ist aber weiter unklar.
Das Notensystem des Netzzustandsberichts funktioniert ähnlich wie
Schulnoten. Werte zwischen 1,0 und 1,99 stehen für neue oder
neuwertige Anlagen. 2,0 bis 2,99 bedeutet "Gut", 3er-Noten stehen
für einen mittelmäßigen Zustand. Anlagen mit 4er-Werten gelten als
"Schlecht". Hier können Ersatzinvestitionen bereits überfällig sein.
Anlagen mit Noten zwischen 5,0 und 5,99 bekommen das Etikett
"Mangelhaft". Sie könnten den Betrieb beeinträchtigen und hätten
bereits erneuert werden müssen./maa/DP/he
AXC0342 2024-05-08/17:15
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Autor: - dpa-AFX
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