ROUNDUP: Siemens bestätigt Ausblick trotz schwächelndem Automatisierungsgeschäft |
16.05.2024 10:45:00 |
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Eine gedämpfte Nachfrage in seinem
Automatisierungsgeschäft hat den Technologiekonzern Siemens
im zweiten Geschäftsquartal belastet. Eine bessere
Entwicklung in den anderen Bereichen konnte dies jedoch nahezu
ausgleichen. Die Prognose bestätigte Siemens bei der Vorlage der
Zahlen am Donnerstag in München, wird aber für seine Sparte Digital
Industries pessimistischer. So dürfte sich der Abbau voller Lager
bei Kunden im Automatisierungsgeschäft länger hinziehen als
erwartet, insbesondere in China, hieß es. Für das gut laufende
Geschäft mit intelligenter Infrastruktur hob Siemens das untere Ende
der erwarteten Spanne bei Umsatz und Profitabilität an.
Der Aktienkurs, der zum Wochenauftakt mit 188,88 Euro noch ein
Rekordhoch erreicht und damit allein seit Ende Oktober um 58 Prozent
zugelegt hatte, gab am Vormittag um rund 2,5 Prozent nach auf die
Marke von 183 Euro. Er setzte damit seine Korrektur fort.
Deutsche-Bank-Analyst Gael de-Bray bezeichnete das Quartal als
"gedämpft".
Auch Experte Mark Fielding von der kanadischen Bank RBC sprach von
durchwachsenen Resultaten der Münchener. Die enttäuschende
Gewinnentwicklung im Industriegeschäft gehe neben der Sparte Digital
Industries (DI) vor allem auf Siemens Healthineers
zurück. Dagegen habe das überraschend hohe Ergebnis je Aktie von
einem positiven Steuereffekt profitiert.
Die Senkung bei der Sparte Digital Industries sei abzusehen gewesen,
so Andrew Wilson von JPMorgan. Diese falle jedoch stärker aus als
vom Markt erwartet. Die Probleme seien dabei rein von der
Industrieautomation getrieben, dagegen habe sich das
Software-Geschäft anhaltend stark entwickelt.
"Wir haben im zweiten Quartal eine solide Leistung erbracht. Wir
sind widerstandsfähig in einer Zeit, die weiter von einer
zurückhaltenden wirtschaftlichen Lage geprägt ist", sagte
Konzernchef Roland Busch in einer Telefonkonferenz. Er verwies dabei
auf den weiter gestiegenen Auftragsbestand, der per Ende März einen
Rekordwert von 114 Milliarden Euro erreicht habe.
Die Nachfrage im Geschäft mit der Fabrikautomatisierung blieb dabei
Busch zufolge verhalten. Die Lagerbestände bei Kunden und
Vertriebspartnern blieben insbesondere in China hoch, erläuterte der
Manager. "Wir erwarten, dass sich die Lage in den kommenden
Quartalen kontinuierlich verbessert, jedoch langsamer als bisher
erwartet." Hauptgrund sei die verhaltene Entwicklung in China, auch
aufgrund von Überkapazitäten in bestimmten Kundenbranchen, wie etwa
Solarenergie oder Elektroautos. "Zudem kommen die wichtigen
exportgetriebenen Märkte Europas, wie etwa Deutschland, nur sehr
langsam auf Touren."
Der Umsatz sank in den drei Monaten per Ende März um ein Prozent auf
19,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Das
Ergebnis des industriellen Geschäfts sank um zwei Prozent auf 2,5
Milliarden Euro. Rückgänge in der Automation konnte Siemens mit
einer besseren Entwicklung in den anderen Bereichen nahezu
auffangen. Unter dem Strich ging der Gewinn um 38 Prozent auf rund
2,2 Milliarden Euro zurück, wobei Siemens im Vorjahresquartal von
einer Wertzubuchung bei seiner Beteiligung Siemens Energy profitiert
hat.
Für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) erwartet
Siemens weiter ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis von vier
bis acht Prozent. Ausgeklammert sind Währungs- und Portfolioeffekte.
Dabei dürfte das Plus eher am unteren Ende der Spanne liegen, sagte
Finanzchef Ralf Thomas in der Telefonkonferenz. Dies steht im
Einklang mit aktuellen Analystenschätzungen, die derzeit im Schnitt
von einem Wachstum von 4,5 Prozent ausgehen. Für DI rechnet Siemens
nun mit einem vergleichbaren Umsatzrückgang. Zuvor hatte das
Unternehmen stabile bis leicht steigende Erlöse in Aussicht
gestellt. Die Nachfrage in der Industrieautomation soll in der
zweiten Geschäftsjahreshälfte wieder anziehen, zudem rechnet Siemens
mit großen Aufträgen im Software-Geschäft.
Das Ergebnis je Aktie vor bestimmten Kaufpreiseffekten nach
Übernahmen erwartet Siemens bei 10,40 bis 11,00 Euro. Im
abgelaufenen Jahr war der entsprechende Gewinn auf 9,93 Euro
angezogen. Herausgenommen ist dabei die Beteiligung an Siemens
Energy, die nur noch als finanzieller Vermögenswert und nicht mehr
in der Gewinn- und Verlustrechnung bilanziert wird.
Unterdessen ist Siemens bei der Optimierung seines Portfolios einen
weiteren Schritt vorangekommen und hat einen Käufer für seine
Tochter Innomotics gefunden. Die Sparte für Motoren und Großgetriebe
mit rund 15 000 Mitarbeitern soll für 3,5 Milliarden Euro an die
US-Beteiligungsgesellschaft KPS verkauft werden. Der Preis liegt
über den Erwartungen der Analysten. Der Abschluss wird Siemens
zufolge für die erste Hälfte des Geschäftsjahrs 2024/2025
angestrebt. Den daraus folgenden Buchgewinn nach Steuern bezifferte
Konzernchef Busch auf rund zwei Milliarden Euro. Die Transaktion
muss noch unter anderem von den Fusionskontrollbehörden genehmigt
werden. Siemens will sich seit Längerem von dem Geschäft trennen und
hat den Bereich verselbständigt. Ein Börsengang war ebenfalls
geprüft worden./nas/lew/jha/
ISIN DE0007236101
AXC0128 2024-05-16/10:45
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Autor: - dpa-AFX
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