OMV macht bei Joint Venture Borealis mit Borouge keine Fortschritte / Vier neue Mitglieder im Aufsichtsrat - Umweltorganisationen fordern Vergesellschaftung des Unternehmens |
28.05.2024 17:02:00 |
---------------------------------------------------------------------
AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Durchgehend neu nach Beantwortung von Aktionärsfragen
---------------------------------------------------------------------
Die teilstaatliche OMV verhandelt weiter über ein
Joint Venture ihrer Chemie-Tochter Borealis mit Borouge aus Abu
Dhabi. Fortschritte gab es dazu auf der Hauptversammlung am Dienstag
nicht zu berichten. Man befinde sich weiter in "ergebnisoffenen
Verhandlungen" mit Borouge-Eigentümerin und OMV-Großaktionärin
ADNOC, teilte OMV-Vorstand Daniela Vlad auf Aktionärsfragen mit.
Ziel bleibe eine Zusammenlegung der Chemie-Töchter unter
"gleichberechtigten Partnern".
Sollte das Projekt eines Tages zustande kommen, werde die OMV
selbstverständlich darüber informieren, eine außerordentliche
Hauptversammlung dazu sei aber nicht vorgesehen.
Sollte Gazprom kein Gas mehr nach Österreich liefern können, etwa
weil die Leitungen über die Ukraine ausfallen, muss die OMV der
Gazprom auch nichts zahlen. Der umstrittene langfristige Vertrag der
OMV mit der Gazprom, der eine Abnahmeverpflichtung beinhaltet, sei
in diesem Punkt "sehr branchenüblich". Der Lieferpunkt für
russisches Gas liege im österreichischen Baumgarten, erinnerte der
Vorstand in diesem Zusammenhang. Wobei Aufsichtsratschef Lutz
Feldmann auf eine konkrete Frage versicherte, dass er, wie der
gesamte Aufsichtsrat, über die wesentlichen Eckpunkte des Vertrages
informiert seien.
Etwas mehr Klarheit brachte die Hauptversammlung zu den
Schiedsgerichtsverfahren der OMV gegen die russische Gazprom.
Demnach läuft eines vor dem ICC in Genf. Dort hat die OMV 1,82 Mrd.
Euro aus entgangenen Einkünften aus dem Gasfeld Juschno-Russkoje in
der Zeit Februar 2022 bis Juni 2023 eingeklagt, sagte
Energie-Vorstand Berislav Gaso. Gazprom habe aber am Handelsgericht
in St. Petersburg ein Urteil erwirkt, das die Fortsetzung dieses
Verfahrens untersagt. Die OMV anerkennt wiederum das Gericht in St.
Petersburg nicht und geht davon aus, dass das Schiedsverfahren in
Genf weitergeht und dort auch eine Entscheidung fallen wird.
Abgesehen davon hat die OMV wegen der Gaslieferungen nach
Deutschland und nach Österreich ein Schiedsgerichtsverfahren in
Stockholm angestrengt, wie OMV-Chef Alfred Stern auf eine weitere
Frage erläuterte. Auch dieses Verfahren wurden von Gazprom vor dem
Gericht in St. Petersburg bestritten, das russische Gericht hat dem
russischen Monopolisten auch hier Recht gegeben.
Die Abstimmung war zwar am Nachmittag noch offen, aber
vorgeschlagen ist, dass für die ausscheidenden
Aufsichtsratsmitglieder Gertrude Tumpell-Gugerell, Alyazia Ali Al
Kuwaiti, Karl Rose und Saeed Al Marrouei neu die Vorarlbergerin
Dorothée Deuring (bis 2027), der Niederländer Patrick Lammers (bis
2026) sowie Khaled Salmeen und Khales Mohamed Alalkeem Al Zaabi
(beide bis 2027) in das Gremium einziehen. Damit fällt der
Frauenanteil unter den 10 Kapitalvertretern von 40 Prozent auf das
gesetzliche Minimum von 30 Prozent.
Die OMV will sich die Möglichkeit offen halten, in den kommenden
vier Jahren Hauptversammlungen auch online oder hybrid abzuhalten,
auch wenn derzeit Präsenzveranstaltungen geplant sind, wie der
Vorstand versicherte. Ansonsten ging die Hauptversammlung ruhig über
die Bühne. Antworten auf Aktionärsfragen gab es erst nach der
Mittagspause, in der sich der Saal gelichtet hatte. Diejenigen, die
ausharrten, erfuhren unter anderem, dass die Tankstellenshops ein
Drittel zum Ergebnis des Tankstellengeschäfts beitragen, oder dass
der Frauenanteil im Management derzeit bei 24,4 Prozent liegt, aber
bis 2030 auf 30 Prozent steigen soll. Die OMV hat den Angaben
zufolge keine Probleme, ihre Projekte zu versichern, auch wenn
Versicherungsunternehmen zunehmend Umweltfreundlichkeit als
Bedingung herausstellen. Eine Kapitalerhöhung werde aktuell nicht
erwogen, die Nettomiete für den Hauptsitz in Wien betrug 2023 10,8
Mio. Euro, der unbefristete Vertrag dazu kann von der OMV 2030
gekündigt werden. Auch hat die OMV für 2023 ergebniswirksam eine
Übergewinnsteuer von 18 Mio. Euro verbucht - für 2024 rechnet die
OMV nicht mit einer Übergewinnsteuer, weil der erwartete Gewinn
innerhalb der Spanne der Vergleichsjahre liegen dürfte.
Die Hauptversammlung der OMV begann am Dienstag fast schon
traditionsgemäß mit Protesten von Umweltorganisationen. Ein Dutzend
Aktivisten aus den Gruppierungen Attac, Jugendrat, System Change,
Not Climate Change, Block Gas und der Kampagne OMV & Co.
vergesellschaften verlangten vor der Messehalle eine
Vergesellschaftung des Unternehmens - und langfristig des gesamten
Energiesektors. Drei Aktivisten waren im Saal und skandierten vor
dem Start einige Minuten ihre Forderungen, bevor sie sich friedlich
hinausleiten ließen. Die Aktionärinnen und Aktionäre beobachteten
diese Szene noch entspannt, oder suchten unterdessen noch ihre
Plätze.
Weniger entspannt reagierten Aktionäre, als nach dem Start der
Ausführungen von OMV-Chef Alfred Stern ein weiterer Aktivist mit
lauten Zwischenrufen die Veranstaltung störte. Dafür gab es Buhrufe
und unfreundliche Reaktionen aus dem Publikum. Der Aktivist wurde
nach einigen Minuten unter Applaus der Aktionäre von
Sicherheitskräften aus dem Saal gedrängt. Am Abend ab 17 Uhr soll
eine Demonstration gegen die OMV vor dem Gebäude dann mehr
Teilnehmer anlocken. Aktivisten waren aber auch bei den
Aktionärsfragen an die Unternehmensführung sehr präsent und stellten
einen Gutteil der Fragen.
Die Umweltorganisation Greenpeace demonstrierte unterdessen am
Wiener Karlsplatz mit einem sechs Meter hohen Modell-Gasbohrturm.
Damit wendet sich die Organisation gegen geplante Gasprojekte im
Allgemeinen und gegen das Neptun Deep Gasfeld im Schwarzen Meer vor
Rumänien im Speziellen. Diese stünden "im Widerspruch zu jeglichen
Klimaschutzbemühungen", schreibt Marc Dengler, Klima- und
Energieexperte bei Greenpeace, in einer Aussendung.
Offizielle Abstimmungen standen am Nachmittag noch aus, es ist
aber zu erwarten, dass die beiden Großaktionäre ÖBAG (Republik
Österreich) und ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company), die in einem
Syndikat gemeinsam über 56 Prozent an der OMV halten, alle
Entscheidungen durchtragen werden.
tsk/cri/kre
ISIN AT0000743059
WEB http://www.omv.com
|
Autor: - APA/tsk/cri/kre
|
Copyright APA. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von APA ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 19.884,75 | -85,11 | -0,43% |
TecDax | 3.413,81 | -19,04 | -0,55% |
MDAX | 25.549,77 | 121,41 | 0,48% |
Dow Jones (EOD) | 42.840,26 | 498,02 | 1,18% |
Nasdaq 100 | 21.289,15 | 178,65 | 0,85% |
S & P 500 (EOD) | 5.930,85 | 63,77 | 1,09% |
SMI | 11.384,92 | -29,92 | -0,26% |
|
EUR/US$ | 1,0434 | 0,01 | 0,68% |
EUR/Yen | 163,0813 | -0,06 | -0,04% |
EUR/CHF | 0,9314 | -0,00 | -0,01% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8296 | 0,00 | 0,08% |
Yen/US$ | 0,0064 | 0,00 | 0,82% |
CHF/US$ | 1,1198 | 0,01 | 0,68% |
|
baha Brent Indication | 73,42 | -0,52 | -0,71% |
Gold | 2.617,55 | 25,03 | 0,97% |
Silber | 28,86 | -0,67 | -2,28% |
Platin | 930,93 | 3,83 | 0,41% |
|
|
|