ROUNDUP 2: Pistorius verärgert über Wehretat - Kühnert rät zu Atempause |
08.07.2024 09:06:00 |
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BERLIN/FAIRBANKS (dpa-AFX) - Nach der Einigung der Ampel-Spitzen auf
einen Haushaltsentwurf kritisiert Verteidigungsminister Boris
Pistorius die geringen Steigerungen für die Bundeswehr deutlich.
"Ja, ich habe deutlich weniger bekommen, als ich angemeldet habe.
Das ist ärgerlich für mich, weil ich bestimmte Dinge dann nicht in
der Geschwindigkeit anstoßen kann, wie es Zeitenwende und
Bedrohungslage erforderlich machen", sagte Pistorius, der in Alaska
die Übung Arctic Defender 2024 besuchte und dann zum Nato-Gipfel
nach Washington weiterreisen wollte. Auch Generalinspekteur Carsten
Breuer erwartet nun Garantien für eine deutliche Aufstockung in den
kommenden Jahren. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hofft indes
zumindest vorübergehend auf ein Ende der Haushalts-Debatte.
Verteidigungsetat wächst nur um 1,2 Milliarden Euro
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck
(Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatten in der
Nacht zum Freitag den seit Monaten schwelenden Haushaltsstreit
beigelegt und sich auf Eckpunkte für den Bundeshaushalt 2025
geeinigt. Die Schuldenbremse wird eingehalten, eine Haushaltsnotlage
etwa wegen der Ausgaben für die militärische und humanitäre
Unterstützung der Ukraine wird nicht festgestellt. Dies war der FDP
und ihrem Finanzminister Christian Lindner wichtig.
Der Verteidigungshaushalt von derzeit rund 52 Milliarden Euro soll
demnach nur um etwa 1,2 Milliarden Euro aufwachsen. Pistorius hatte
deutlich mehr und eine Ausnahme dieser Ausgaben von der
Schuldenbremse gefordert. Daran gibt es deutliche Kritik, auch aus
der Ampel-Koalition. Pistorius sagte zu dem Etatentwurf: "Wir werden
sehen, was sich in den nächsten Wochen und Monaten weiter ergibt.
Ich muss mich darauf einstellen und das Beste daraus machen."
Generalinspekteur: Was nützt Gerät, wenn Soldaten es nicht betreiben
können?
"Angesichts der Bedrohungslage brauchen wir eine Verstetigung",
sagte Generalinspekteur Breuer der "Süddeutschen Zeitung". Das
100-Milliarden-Sondervermögen werde bis Ende des Jahres vertraglich
komplett gebunden sein. Mit der Anschaffung von neuen Waffensystemen
stiegen auch die Betriebskosten. "Was nützt neues Gerät, wenn die
Soldaten es nicht betreiben können?" Er warnt, Russland könne sich
um das Jahr 2029 herum auch gegen Nato-Staaten wenden, daher sei die
Abschreckung so wichtig. "Die russischen Streitkräfte planen einen
Aufwuchs auf 1,5 Millionen Soldaten, das sind mehr Soldatinnen und
Soldaten als in der gesamten EU."
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, sagte
dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): "Wir bräuchten eine
Diskussion darüber, wie viel uns Sicherheit wert ist und worauf wir
verzichten wollen, wenn wir die zwei Prozent langfristig im Haushalt
verankern." Gemeint ist die Vorgabe der Nato an ihre
Mitgliedstaaten, mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts
für Verteidigung auszugeben.
SPD-Generalsekretär wünscht sich "kleine Sommerpause"
Kühnert hingegen hofft in der Debatte nun erstmal auf Ruhe.
"Konkrete Diskussionen über Korrekturen am Haushalt ergeben erst
Sinn, sobald der ausgefertigte Haushaltsentwurf des Kabinetts
beschlossen wurde. Das wird am 17. Juli der Fall sein", sagte
Kühnert der Düsseldorfer "Rheinischen Post". "Zumindest bis dahin
sollte der Berliner Politikbetrieb sich und den Menschen im Land
eine kleine Sommerpause gönnen."
Kühnert bezeichnet den Kompromiss der Ampel-Spitzen als "gute
Grundlage" für die weiteren Haushaltsberatungen. "Selbstverständlich
wird der Deutsche Bundestag im Herbst noch kleinere und größere
Änderungen am Haushalt vornehmen, das ist ganz normal", sagte er der
"Rheinischen Post". Der Bundestag soll sich dann im September
erstmals mit dem Etat befassen. Die Beschlussfassung steht dort
üblicherweise im November/Dezember an.
Grüne rechnen mit schwierigen Verhandlungen im Bundestag
Die Grünen haben bereits deutlich gemacht, dass sie schwierige
Verhandlungen im Bundestag erwarten, und zwar in mehreren Bereichen.
Führende Finanz- und Haushaltspolitiker mahnten höhere Investitionen
an. "Die Bahn muss besser finanziert werden", sagte der
Grünen-Haushaltsexperte Sven-Christian Kindler der "Süddeutschen
Zeitung". Die Regierung müsse die Sanierung der wichtigsten Trassen
garantieren. Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch sagte dem Blatt:
"Deutschland kann sich kaputtsparen nicht leisten." Alle Wege für
mehr Investitionen müssten nun tatsächlich maximal ausgeschöpft
werden, ob in den einzelnen Etats, bei der Bahn oder über die
KfW./cn/DP/mis
ISIN DE0007030009 NL0000235190 GB0002634946 DE000HAG0005 DE000RENK730
AXC0086 2024-07-08/09:06
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Autor: - dpa-AFX
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