Aktien Frankfurt: Dax legt zu - Vorsichtiger Optimismus nach Frankreich-Wahl |
08.07.2024 12:10:00 |
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem ausgebliebenen Rechtsruck bei den
französischen Parlamentswahlen haben die Anleger am Montag neuen Mut
gefasst. Allerdings hielt sich die Kaufbereitschaft am deutschen
Aktienmarkt in Grenzen. Denn der Wahlausgang in Paris lässt eine
schwierige Regierungsbildung befürchten. Zudem stehen im weiteren
Wochenverlauf noch wichtige Ereignisse an.
Der Dax schüttelte seine anfängliche Schwäche ab und
kletterte bis auf 18.631 Punkte. Gegen Mittag behauptete der
Leitindex mit 18.576,50 Punkten ein Plus von 0,55 Prozent.
Dagegen sank der MDax der mittelgroßen Unternehmen um
0,20 Prozent auf 25.677,19 Punkte - ihn bremsten die deutlichen
Kursverluste von Delivery Hero und K+S
. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
gewann knapp 0,7 Prozent.
Der rechtspopulistische Rassemblement National (RN) blieb am Sonntag
nicht nur überraschend deutlich hinter der angestrebten absoluten
Mehrheit zurück. Die Partei von Marine Le Pen, die im ersten
Wahlgang noch vorn gelegen hatte, fiel sogar hinter dem siegreichen
neuen Linksbündnis sowie dem Mitte-Lager von Präsident Emmanuel
Macron noch auf den dritten Platz zurück.
Allerdings zeichnet sich für keines der politischen Lager die für
eine Regierungsbildung nötige Mehrheit ab. Damit stecke das Land in
einer "politisch verfahrenen Situation", konstatierte Chefökonom
Thomas Gitzel von der VP Bank. Eine Regierung unter Jean-Luc
Mélenchon, dem Führer der Linkspartei, "wäre für die EU ein
Schreckgespenst". Denn der EU-Gegner würde den Stabilitäts- und
Wachstumspakt wohl konsequent ignorieren. Das bereits nicht
EU-konforme Staatsdefizit könnte sich damit noch ausweiten und die
zweitgrößte EU Volkswirtschaft Frankreich "zu einem
destabilisierenden Faktor werden".
Die kommenden Tage müssten sich die Anleger zudem mit der Anhörung
von US-Notenbankchef Jerome Powell vor dem heimischen Parlament
sowie neuen Preisdaten aus den USA, auseinandersetzen, erinnerte Jim
Reid von der Deutschen Bank. Und am Freitag starte die amerikanische
Berichtssaison mit Zahlen der Banken JPMorgan ,
Citigroup und Wells Fargo .
Unter den deutschen Einzelwerten stach am Montag Delivery Hero mit
einem Kursrutsch von zuletzt noch 4,8 Prozent auf 20,01 Euro heraus.
Damit setzen die Titel des abgeschlagenen MDax-Schlusslichts ihren
Abwärtstrend fort, auch wenn sie sich damit nach anfangs
zweistelligen Kursverlusten ein Stück weit berappelten. Angebliche
Verstöße gegen das EU-Kartellrecht könnten den Essenslieferdienst
nach eigener Aussage mehr als 400 Millionen Euro kosten. Bisher
hatte er für den Konflikt nur 186 Millionen Euro zurückgelegt.
Positiv sei immerhin, dass Delivery Hero über ausreichend Barmittel
verfüge und eine Erhöhung der entsprechenden Rückstellung
angekündigt habe, kommentierte Jefferies-Analyst Giles Thorne.
Dagegen waren Rüstungstitel am Tag vor Beginn eines Nato-Gipfels
gefragt. Dax-Spitzenreiter Rheinmetall konnte mit
einem Plus von 3,1 Prozent den Kursrutsch vom Freitag großteils
aufholen. Auch die Branchenkollegen Hensoldt und Renk
aus dem MDax beziehungsweise dem Nebenwerte-Index
SDax waren gefragt. Börsianer verwiesen auf die
voranschreitende Debatte rund um die Verteidigungsbudgets. Ein
Händler hob einen Medienbericht hervor, wonach die Nato unter neuen
Verteidigungsplänen bis zu 50 weitere Brigaden brauchen werde.
Ansonsten bewegten Analystenkommentare. Die Aktionäre von
MDax-Schlusslicht K+S mussten einen Kursrückgang um 6,1 Prozent auf
11,76 Euro verkraften. Damit rutschten die Titel des Salz- und
Düngerherstellers aus der Handelsspanne der vergangenen Wochen und
notierten erstmals seit dem Jahr 2021 unter 12 Euro. Die Bank of
America hatte zuvor ihre Kaufempfehlung infolge einer
Kurszielsenkung von 18 auf 10 Euro gestrichen und die Aktien gleich
doppelt auf "Underperform abgestuft. Analyst Alexander Jones geht
von einer weiter lahmen Dynamik der Düngerpreise aus. Diese dürfte
die Barmittelgenerierung auf Jahre hinaus begrenzen, da K+S mit
hohen Kosten und Investitionen kämpfe.
Für Nemetschek ging es um 1,2 Prozent bergab, nachdem
das Investmenthaus Bryan Garnier die Titel von "Buy" auf "Neutral"
abgestuft hatte. Die Aktien seien zwar ein Juwel und das Wachstum
sowie die Profitabilität des Bausoftware-Anbieters beispielhaft,
lobte der neu zuständige Analyst Aurélian Deside. Doch die zu
optimistischen Markterwartungen ließen keinen Spielraum für positive
Überraschungen./gl/mis
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0151 2024-07-08/12:10
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Autor: - dpa-AFX
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