ROUNDUP 2/Nabu: Klimaziele der Kreuzfahrtbranche inakzeptabel |
10.07.2024 16:27:00 |
(neu: Einordnung Experte, Stellungnahme Aida Cruises)
HAMBURG (dpa-AFX) - Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu)
kritisiert die Klimaziele mehrerer Kreuzfahrtunternehmen. "Es ist
unverantwortlich, wenn sich eine Branche selbst Ziele steckt, die
hinter den Klimazielen der Bundesrepublik zurückbleiben", sagte
Nabu-Verkehrsreferent Sönke Diesener. Dem Nabu zufolge gaben in
einer Befragung acht von zwölf Kreuzfahrtunternehmen an, 2050
Klimaneutralität erreichen zu wollen. "Das ist weder akzeptabel noch
vermittelbar - insbesondere für eine Freizeitaktivität", sagte
Diesener. Insgesamt wurden 14 Unternehmen befragt, zwei antworteten
nicht.
Klimaneutral heißt, dass das Klima nicht beeinflusst wird. Die
Bundesregierung will in Deutschland bis 2045 Treibhausgasneutralität
erreichen.
In der Nabu-Befragung ging es unter anderem um Umwelt- und
Klimaschutzmaßnahmen, Schweröleinsatz, Landstromnutzung,
Rußpartikelfilter und Katalysatoren, die den Stickoxidausstoß
reduzieren.
Aus den Antworten hat der Nabu eine Rangliste gemacht, in der
Hurtigruten , Havila und Hurtigruten Expeditions aus
Norwegen die ersten Plätze belegen. Diesener sagte, in Norwegen gebe
es eher günstigen Landstrom aus Wasserkraft und strengere Regeln.
Aus Deutschland schneidet Mein Schiff am besten ab, es folgen die
Anbieter Aida Cruises und Hapag-Lloyd Cruises. Der
Kreuzfahrtriese Carnival ist auf dem vorletzten Platz, die Linie
Marella auf dem letzten.
Kreuzfahrtverband fordert mehr erneuerbare Kraftstoffe
"Die Kreuzfahrtindustrie verschreibt sich dem übergeordneten Ziel
der Klimaneutralität 2050", teilte der Kreuzfahrt-Branchenverband
Clia in Deutschland zur Nabu-Rangliste mit. Das Ziel stünde im
Einklang mit einer Treibhausgasstrategie der internationalen
Seeschifffahrtsorganisation (IMO) für den internationalen
Schiffsverkehr. Die IMO ist eine Sonderorganisation der Vereinten
Nationen.
Eine Herausforderung bei der Dekarbonisierung der Schifffahrt ist
dem Verband zufolge die breite Verfügbarkeit erneuerbarer
Energieträger. Die Politik sei gefragt, mit ehrgeizigen
Produktionszielen den Hochlauf von erneuerbaren Kraftstoffen
anzureizen, fordert der Verband. Auch Landstrom müsse verfügbar
sein, teilte Clia mit. Die Hälfte der Clia-Flotte verfüge über
Landstromanschlüsse. Die Zahl solle in den nächsten Jahren weiter
steigen.
Kreuzfahrt wird laut Wirtschaftsfachmann nachhaltiger
Kreuzfahrtschiffe beeinträchtigen zunächst immer die Umwelt, sagt
Burkhard Sommer, stellvertretender Leiter des maritimen
Kompetenzzentrums bei der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Dennoch werde die Branche in
Deutschland und auch im Ausland nachhaltiger, was unter anderem mit
der Verwendung neuer Treibstoffe und Filter sowie den
Landstromanlagen zusammenhänge.
Sommer glaubt, die Entwicklung werde sich fortsetzen. "Zum einen
aufgrund einer sich immer weiter verschärfenden Regulatorik", sagt
der Experte. "Und zum anderen aufgrund einer Kundschaft, die immer
mehr auf Nachhaltigkeit auch im Urlaub achtet und bereit ist, dafür
Geld auszugeben."
Nabu: Landstrom steht bereit
In Hamburg, Kiel und Rostock stehe Landstrom für Kreuzfahrtschiffe
bereit, sagte der Vorsitzende des Nabu Hamburg, Malte Siegert.
Siegert rief die Reedereien auf, die Anlagen zu nutzen. "Ansonsten
muss eine Landstrompflicht her, um die Menschen in den Städten vor
den Abgasen zu schützen." In Bremerhaven gibt es noch keinen
Landstrom. Geplant ist, dass zunächst eine Anlage 2025 am
Kreuzfahrtterminal in Betrieb gehen soll, wie Bremenports mitteilte.
Landstromnutzung nimmt in Hamburg zu
Landstromanlagen versorgen Schiffe mit Strom. Ein Vorteil ist, dass
Schiffe, die an die Anlagen angeschlossen sind, keinen
klimaschädlichen Schiffsdiesel verfeuern müssen. Viele Schiffe
nutzen die Landstromanlagen bislang dennoch nicht. In Deutschland
sind die Kosten für den Strom eher hoch und nicht alle Schiffe
können Landstrom beziehen.
In Hamburg gibt es mehrere Kreuzfahrtterminals. Am Terminal in
Altona fließt Landstrom seit 2017, am Terminal Steinwerder seit
April, teilte die Hamburg Port Authority (HPA) auf Anfrage mit. An
einem weiteren Terminal, dem im Bau befindlichen Cruise Center
Hafencity, ist eine Landstromanlage vorgesehen. Der HPA zufolge sind
während der diesjährigen Kreuzfahrtsaison in Hamburg 270
Schiffsanläufe geplant. Bei 135 Anläufen, also der Hälfte, ist
vorgesehen, dass die Schiffe Landstrom aus erneuerbaren Energien
nutzen sollen. In den vergangenen Jahren wurde Landstrom weitaus
weniger genutzt.
Aida Cruises teilte anlässlich der Nabu-Rangliste mit, dass das
Unternehmen im vergangenen Monat bei 45 Anläufen in europäischen
Häfen Kreuzfahrtschiffe mit Landstrom aus erneuerbaren Energien
versorgt habe. Im gesamten vergangenen Jahr habe das Unternehmen
weniger Abnahmen erreicht. Alle Schiffe von Aida Cruises, die in
Nordeuropa eingesetzt werden, können dem Unternehmen zufolge
Landstrom nutzen./lkm/DP/he
ISIN DE000TUAG505 PA1436583006 DE000HLAG475 BMG667211046
AXC0207 2024-07-10/16:27
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Autor: - dpa-AFX
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