ROUNDUP: Flüge und Pauschalreisen bleiben für deutsche Kunden teuer |
16.07.2024 13:58:00 |
WIESBADEN (dpa-AFX) - Kunden aus Deutschland müssen weiterhin tief
in die Tasche greifen, wenn sie mit dem Flugzeug verreisen wollen.
Vor allem Europaflüge und Pauschalreisen sind auch im ersten
Halbjahr 2024 noch einmal teurer geworden, wie das Statistische
Bundesamt berichtet. Für die meisten Touristen fallen die
gleichzeitig registrierten Preisrückgänge von bis zu 15,8 Prozent
nach Nord-, Süd- und Mittelamerika sowie nach Asien (minus 12,3
Prozent) nicht ins Gewicht, denn die klassischen Urlaubsziele liegen
rund ums Mittelmeer.
So haben sich die internationalen Ticketpreise durchschnittlich zwar
um 3,1 Prozent verringert, aber für Flüge ins europäische Ausland
kassierten die Fluggesellschaften im Schnitt 2,7 Prozent mehr als
vor einem Jahr. Auch Ziele in Afrika sind 4,1 Prozent teurer
geworden. Ohnehin wurde das sehr hohe Preisniveau aus dem Jahr 2023
kaum verlassen: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 waren
sämtliche Tickets im Schnitt 20,9 Prozent teurer.
Nur Ägypten ist billiger geworden
Bei den Pauschalreisen, die meist zu Zielen in Europa oder
Nordafrika führen, mussten die Gäste 5,2 Prozent mehr zahlen als im
ersten Halbjahr 2023. Im Vergleich zu 2022 ist das ein Anstieg von
19 Prozent. Den größten Preisanstieg von 7,6 Prozent registrierten
die Statistiker für Reisen in die Türkei. Auch die spanischen Inseln
Kanaren (+6,7 Prozent) und Balearen (+6,3 Prozent) sowie
Griechenland (+4,5 Prozent) legten zu. Günstiger wurden Reisen nach
Ägypten.
Die Verbände der Luftverkehrswirtschaft wie der Touristik nennen als
Erstes die Erhöhung der Ticketsteuer zum 1. Mai als wichtigen Grund
für die gestiegenen Preise. Sie werde nicht ohne Folgen für die
Flugpreise bleiben, sagt ein Sprecher des Bundesverbands der
Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Je nach Entfernungsklasse
wird seitdem jedes Ticket mit einer Steuer zwischen 15,53 und 70,83
Euro belastet.
Effizienz eingebüßt
In den vergangenen Jahren wurde nicht nur die Luftverkehrsteuer
mehrfach erhöht. Nach der Corona-Pandemie setzten die Gewerkschaften
in allen Bereichen des Luftverkehrs am Boden und in der Luft
kräftige Gehaltssteigerungen durch, während gleichzeitig nicht die
frühere Effizienz erreicht wurde. Die Kerngesellschaft Lufthansa
Airlines führe mit der gleichen Mannschaft wie 2019
rund 20 Prozent weniger Flüge aus, schimpfte kürzlich Konzernchef
Carsten Spohr. Das bedeute 20 Prozent weniger Effizienz.
Gleichzeitig sind an den Flughäfen die Kosten für die Passagier- und
Gepäckkontrollen gestiegen, für die Leistungen der Fluglotsen auf
der Strecke wie beim Starten und Landen und für die Abfertigung an
den Flughäfen. Beim Start eines Mittelstreckenjets vom Typ Airbus
A320 werden an deutschen Flughäfen rund 4000 Euro
staatliche Abgaben fällig, klagt die Lufthansa. Der gleiche Start in
Madrid oder Barcelona werde nur mit 600 Euro belastet. All diese
Kosten müssen über die Tickets wieder hereingeholt werden, dazu
kommen noch milliardenschwere Investitionen in neue Flugzeuge.
Deutschland ist teures Pflaster
Dass Deutschland ein teures Pflaster für Passagierflüge geworden
ist, hat auch langfristige Auswirkungen. Während das
Sitzplatzangebot hierzulande erst rund 80 Prozent des
Vor-Corona-Niveaus erreicht, wird in den meisten anderen
europäischen Ländern längst wieder so viel geflogen wie vor der
Pandemie. Die Folgen hat das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) analysiert. Von deutschen Flughäfen werden insgesamt
deutlich weniger Ziele angeflogen als vor der Pandemie. Vor allem
die nach Passagieren stärkste europäische Airline Ryanair
macht weiterhin einen großen Bogen um das teure
Deutschland.
Die Iren wie auch die Konkurrenz Easyjet oder Wizz
Air setzen ihre Flugzeuge in Märkten mit geringeren Eingangskosten
ein, weil sie dort schneller ihre Gewinnschwelle erreichen. Ihr
Angebot von Flügen mit billigen Tickets wächst in Italien, Spanien
oder Polen, während es für die Konsumenten in Deutschland deutlich
geschrumpft ist. Nutznießer ist die Lufthansa-Tochter Eurowings als
größter Anbieter von Direktflügen aus Deutschland. Laut
DLR-Untersuchung sind ihre Tickets im Schnitt gut 43 Euro teurer als
bei Ryanair.
Selbst auf der vor Kurzem noch so lukrativen Langstrecke ist die
Lufthansa mit ihren hohen Kosten und einem immer noch knappen
Angebot ins Hintertreffen geraten. In der vergangenen Woche hat der
umsatzstärkste Luftverkehrskonzern Europas seine Gewinnerwartung für
das laufende Jahr um ein rundes Drittel gekappt. Man sehe in allen
Verkehrsgebieten Druck auf die Durchschnittserlöse, sagt ein
Sprecher.
Chinesen mit Preisvorteilen
Konkurrenten wie British Airways haben ihr Angebot wieder auf das
Vor-Corona-Niveau gehievt, wozu dem Lufthansa-Konzern immer noch
rund 15 Prozent fehlen. In Richtung Asien bauen insbesondere die
chinesischen Airlines ihr Flugangebot aus und sind weit günstiger
unterwegs, weil sie den russischen Luftraum nicht umfliegen müssen
wie ihre westliche Konkurrenz.
Bei den Pauschalreisen sieht sich der Deutsche Reiseverband in
seiner Prognose bestätigt, dass die Preise im laufenden Jahr nur
noch "moderat" im einstelligen Prozentbereich steigen dürften. Die
Inflation habe sich zwar abgeschwächt, spiele beim Einkauf von
Flügen und Hotelzimmern aber weiterhin eine Rolle, sagt ein
Verbandssprecher. Im ersten Halbjahr 2023 waren zudem die
Preissteigerungen bei den Pauschalreisen ins Ausland mit plus 10
Prozent hinter denen bei den Flugtickets (+24,9 Prozent)
zurückgeblieben./ceb/DP/nas
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AXC0142 2024-07-16/13:58
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Autor: - dpa-AFX
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