ROUNDUP: Thyssenkrupp senkt Prognose erneut - Aktie fällt Richtung Rekordtief |
26.07.2024 10:38:00 |
ESSEN (dpa-AFX) - Der Industriekonzern Thyssenkrupp
wird nach einem schwachen dritten Quartal noch pessimistischer für
das laufende Geschäftsjahr. Grund sei das anhaltend herausfordernde
Marktumfeld, das unter anderem zu einem deutlichen Umsatzrückgang
führe, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend nach Börsenschluss
mit. Eine kurzfristige Marktstabilisierung im laufenden
Geschäftsjahr sei derzeit nicht absehbar. Die eingeleiteten
Effizienzsteigerungen wirkten den negativen Entwicklungen des
Marktes zwar entgegen, könnten diese aber nicht vollständig
kompensieren.
Thyssenkrupp hatte zuletzt Mitte Mai unter anderem wegen
Mengenrückgängen und geringerer Preise im Stahl- und
Werkstoffhandelsgeschäft seine Prognosen gesenkt. Die im MDax
notierte Aktie verlor am Freitag zu Handelsbeginn
mehr als acht Prozent auf 3,54 Euro und fiel in Richtung ihres
Rekordtiefs vom März 2020 von 3,28 Euro. Im laufenden Jahr hat das
Papier mehr als 40 Prozent eingebüßt. Auf lange Sicht ist die Bilanz
noch miserabler. Seit Jahren müssen Aktionäre Verluste hinnehmen.
Händler bemängelten, dass der Konzern nach wie vor nicht in der Lage
sei, einen positiven freien Mittelzufluss zu erwirtschaften und
sprachen von einer anhaltenden Enttäuschung. Barclays-Experte Tom
Zhang monierte, dass Thyssenkrupp nun ein weiteres Jahr mit einem
Mittelabfluss drohe. Das ebenfalls gesenkte operative Ergebnisziel
komme hingegen nicht ganz überraschend, der Konsens habe bereits
tiefer gestapelt.
Für das Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) rechnet der
Konzern nun mit einem Umsatzrückgang von sechs bis acht Prozent.
Zuvor war Thyssenkrupp von einem Erlös unter dem Vorjahreswert
ausgegangen. Beim um Sonderposten bereinigten Ergebnis vor Zinsen
und Steuern (Ebit) dürfte ein Wert oberhalb von 500 Millionen Euro
erreicht werden. Zuvor hatte es noch die Erwartung eines bereinigten
operativen Ergebnisses im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich
gegeben.
Beim freien Mittelzufluss ohne Berücksichtigung von Fusionen und
Übernahmen (FCF ohne M&A) rechnet Thyssenkrupp mit minus 100
Millionen Euro jetzt mit einem negativen Wert. Zuvor war der Konzern
von einem positiven Wert im niedrigen dreistelligen
Millionen-Euro-Bereich ausgegangen.
Im dritten Geschäftsquartal lag der Umsatz vorläufigen Angaben
zufolge mit rund 9 Milliarden Euro um gut 6 Prozent unter dem
entsprechenden Vorjahreswert. Experten hatten hier knapp 300
Millionen Euro mehr erwartet. Das bereinigte operative Ergebnis sank
um mehr als ein Drittel auf 150 Millionen Euro. Der
Zahlungsmittelabfluss lag bei minus 250 Millionen Euro nach plus 347
Millionen Euro im Vorjahr.
Thyssenkrupp befindet sich derzeit in einem tiefgreifenden Umbau.
Dabei sucht der Konzern insbesondere für die volatile Stahlsparte
eine Lösung. Der Bereich ächzt unter einer zu geringen Nachfrage und
zu hohen Kosten, hauptsächlich für Energie. Überkapazitäten drücken
auf die Preise. Hinzu kommen Billigimporte aus Asien. Zudem braucht
Thyssenkrupp viel Geld, um die Produktion CO2-ärmer zu machen und
auf "grünen Stahl" umzustellen.
Der Konzern plant einen deutlichen Abbau von
Stahl-Erzeugungskapazitäten in Duisburg, der mit einem Stellenabbau
verbunden sein soll. Details dazu sind nach wie vor offen. Die
Vorstellung der Pläne wurde mehrfach verschoben. Letzten
Medienberichten zufolge könnte es nun Anfang August soweit sein und
eine Entscheidung fallen. Zudem soll die EPCG-Holding des
tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky 20 Prozent der
Stahlsparte übernehmen, später 50 Prozent. Bei der geplanten
strategischen Partnerschaft mit der EPCG soll es vor allem um
Energielieferungen gehen. Wegen des Umbaus gibt es seit längerem
Streit mit der Gewerkschaft IG Metall./nas/he/men/jha/
ISIN DE0007500001
AXC0105 2024-07-26/10:38
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Autor: - dpa-AFX
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