ROUNDUP 2: Staatsbeteiligung an der Meyer Werft weiter offen |
15.08.2024 15:15:00 |
(neu: Stellungnahme FDP-Bundestagsfraktion.)
HANNOVER/PAPENBURG (dpa-AFX) - Im Ringen um einen Rettungsplan für
die finanziell angeschlagene Meyer Werft zeichnet sich noch keine
Lösung ab. Zwar soll nach Informationen des Redaktionsnetzwerks
Deutschland (RND) ein Einstieg des Staates bei der Werft
bevorstehen. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Hannover
erklärte aber: "Es gibt keinen konkreten neuen Sachstand." Ob sich
der Staat an der Werft beteilige und, wenn ja, wie, sei noch nicht
entschieden. "Alles, was wir tun, tun wir im Gleichschritt mit dem
Bund."
Dem Medienbericht zufolge soll eine bis 2028 befristete Übernahme
eines Anteils von rund 90 Prozent durch den Staat im Gespräch sein -
jeweils zur Hälfte durch den Bund und das Land, die dafür je 200
Millionen Euro bezahlen müssten. Zudem würden die Bundes- und die
Landesregierung Kreditgarantien in Höhe von 2,8 Milliarden Euro
übernehmen. Geringfügige Änderungen an den Prozentsätzen seien noch
möglich - dass der Staat klar die Mehrheit übernehme, gelte aber als
ausgemacht.
Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums erklärte dazu,
dass der Bund und das Land Niedersachsen gemeinsam mit der Werft
eine eventuelle Unterstützung prüfen. Details könnten nicht genannt
werden. Sie verwies auf eine frühere Aussage der parlamentarischen
Staatssekretärin Franziska Brantner, wonach das
Bundeswirtschaftsministerium eine finanzielle Hilfestellung prüfe.
Ein Sprecher der Meyer Werft teilte auf Anfrage mit, dass die
Verhandlungen noch nicht abgeschlossen seien. Es stehe auch noch
nicht fest, ob und gegebenenfalls in welchem Umfang Bund und Land
als Gesellschafter in das Unternehmen einsteigen. "Derzeit werden in
den Gesprächen zur Stabilisierung der Meyer Werft mehrere Optionen
durchgespielt." Man werde sich erst nach einer Einigung aller
Akteure äußern. "Die Rolle der Familie als Gesellschafter ist aber
unstrittig", hieß es.
Aus Sicht der FDP-Bundestagsfraktion kann die Übernahme von
Kreditgarantien durch Bund und Land sinnvoll sein. Eine umfassende
Beteiligung an dem Unternehmen sei jedoch nicht geboten, sagte der
wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Reinhard Houben. Es
müsse auch die Frage gestellt werden, ob die Werft noch auf das
richtige Geschäftsmodell setze. Die Übernahme von Großaufträgen etwa
für den Disney -Konzern sei nicht zwangsläufig klug.
Entscheidend sei der voraussichtliche Gewinn.
Die für ihre Kreuzfahrtschiffe bekannte Meyer Werft steckt in der
schwersten Krise ihrer mehr als 200-jährigen Existenz. Zur
Finanzierung von Schiffsneubauten muss sie bis Ende 2027 mehr als
2,7 Milliarden Euro aufbringen. Mit Banken, aber auch dem Bund und
dem Land Niedersachsen, laufen daher Gespräche über eine Rettung.
Bis zum 15. September müsse das Unternehmen frisches Geld bekommen,
hatte Sanierer Ralf Schmitz gesagt.
Hintergrund der finanziellen Schieflage ist, dass einige Verträge
für Kreuzfahrtschiffe vor der Corona-Pandemie abgeschlossen wurden
und keine Anpassung an die seitdem drastisch gestiegenen Energie-
und Rohstoffpreise vorsehen. Zudem werden in der Branche
üblicherweise 80 Prozent des Baupreises erst bei Ablieferung des
Schiffes gezahlt.
Erst vor wenigen Tagen verzeichnete die Werft einen neuen
Großauftrag: Bis 2031 soll sie vier Kreuzfahrtschiffe für die Disney
Cruise Line bauen. Nach Unternehmensangaben handelt es sich um den
größten Auftrag in der Geschichte der Meyer Werft. Das Volumen der
Bestellung nannte die Werft aus dem niedersächsischen Papenburg aber
nicht./cwe/DP/men
ISIN US2546871060
AXC0173 2024-08-15/15:15
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Autor: - dpa-AFX
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