EQS-News: Prozesskosten führten laut Swiss Re Institute zu Anstieg der US-Haftpflichtschäden um 57% in den vergangenen zehn Jahren (deutsch) |
07.09.2024 14:01:00 |
Prozesskosten führten laut Swiss Re Institute zu Anstieg der
US-Haftpflichtschäden um 57% in den vergangenen zehn Jahren
Swiss Re Ltd / Schlagwort(e): Research Update
Prozesskosten führten laut Swiss Re Institute zu Anstieg der
US-Haftpflichtschäden um 57% in den vergangenen zehn Jahren
07.09.2024 / 14:00 CET/CEST
* Soziale Inflation trägt stärker als wirtschaftliche Inflation zum
Anstieg der US-Haftpflichtschäden bei und stieg 2023 erstmals seit
zwei
Jahrzehnten auf 7%
* Soziale Inflation erweist sich als Hauptursache für Anstieg der
US-Haftpflichtschäden; das führt weltweit zu
versicherungstechnischen
Verlusten, erhöhter Unsicherheit und verringerter
Versicherungskapazität
für Unternehmen
* Anzeichen für Auswirkungen der sozialen Inflation auf
Grossbritannien,
Australien und Kanada aufgrund der Zunahme von Sammelklagen; dieser
Trend dürfte auch auf EU-Länder übergreifen, da
Prozessfinanzierungen
leichter zugänglich sind und Produkthaftung und kollektiver
Rechtsschutz
durch Reformen in der Rechtsprechung erweitert werden
Zürich, 7. September 2024 - Soziale Inflation ist zur wichtigsten
Ursache
für den Anstieg von US-Haftpflichtschäden geworden, wie der neue
Social
Inflation Index des Swiss Re Institute zeigt. Vor allem durch die
steigende
Zahl hoher Schadenersatzurteile hat soziale Inflation in den
vergangenen
zehn Jahren zu einem Anstieg der US-Haftpflichtschäden um 57%
geführt und
2023 mit 7% den höchsten Jahreswert erreicht.
Soziale Inflation ist ein seit den 1980er Jahren zu beobachtendes
Phänomen,
bei dem die versicherten Haftpflichtschäden schneller steigen, als
durch
wirtschaftliche Faktoren wie Löhne oder Kerninflation der
Verbraucherpreise
zu erklären ist. Die Ursache dafür sind verschiedene Trends in der
sozioökonomischen Entwicklung, der Gesetzgebung und der Klärung von
Rechtsstreitigkeiten, wie etwa die zunehmende Tendenz,
Schadensersatzansprüche gerichtlich zu regeln. Besonders ausgeprägt
ist dies
in den USA, wo das Deliktrecht auf Präzedenzfällen beruht und
Gerichtsverfahren von Geschworenen entschieden werden. Darüber
hinaus
erleichtert die externe Prozessfinanzierung - bei der Kläger und
Anwaltskanzleien ihren Rechtsstreit mit Hilfe eines Investors
finanzieren
können - den Zugang zu Gerichtsverfahren, und das Rechtssystem
ermöglicht
hohe Entschädigungssummen, besonders bei Personenschäden. Allein im
Jahr
2023 haben Gerichte Klägern in 27 Fällen eine Entschädigung von
jeweils über
100 Mio. USD zugesprochen.
Jérôme Jean Haegeli, Global Chief Economist von Swiss Re: «Anders
als bei
der wirtschaftlichen Inflation deutet bei der sozialen Inflation
nichts auf
einen Rückgang hin. Die Prozesskosten steigen und sind inzwischen
der
wichtigste Faktor für die Entwicklung der Haftpflichtschäden. Da die
Rechtsverteidigung für Unternehmen weltweit immer teurer wird, sind
die
Kosten für Haftpflichtversicherungen, besonders in den USA, in die
Höhe
geschnellt, und die Last tragen die Verbraucher. Angesichts dieser
beunruhigenden Entwicklungen quantifizieren wir die Kostentreiber
jenseits
der wirtschaftlichen Inflation nun mit unserem neuen Social
Inflation
Index.»
Die gestiegenen Schadenkosten führen nicht nur zu höheren Risiken
und Kosten
für Unternehmen, sondern sind auch ein Problem für die Versicherer.
In den
vergangenen fünf Jahren sind die Schäden in der
US-Industriehaftpflichtversicherung um durchschnittlich 11% jährlich
auf 143
Mrd. USD im Jahr 2023 gestiegen - weit mehr als die weltweiten
versicherten
Naturkatastrophenschäden, die sich im selben Jahr auf insgesamt 108
Mrd. USD
beliefen. Aktuellen Trends zufolge könnten die Auswirkungen der
steigenden
Schäden in der Haftpflichtversicherung in ein bis zwei Jahren den
positiven
Effekt der höheren Zinsen zunichtemachen.
Gianfranco Lot, Chief Underwriting Officer P&C Re von Swiss Re: «Wir
beobachten eine kontinuierliche Zunahme aggressiver
Prozesspraktiken, die
besonders für die Haftpflichtversicherung problematisch sind. In den
vergangenen fünf Jahren verzeichneten die US-Haftpflichtsparten, in
denen
Personenschäden versichert sind, versicherungstechnische Verluste in
Höhe
von insgesamt 43 Mrd. USD. Dadurch ist die Kapazität, die weltweit
für
Unternehmen zur Verfügung steht, stark zurückgegangen, und die
Prämienerhöhungen haben nicht mit den Schadentrends Schritt
gehalten.»
Obwohl soziale Inflation in erster Linie ein US-Phänomen ist,
spricht
manches dafür, dass sie auch auf andere Länder mit Common-Law-System
wie
Grossbritannien, Australien und Kanada übergreift, in denen das
Deliktrecht
auf Präzedenzfällen beruht. Die Indexanalyse von Swiss Re zeigt,
dass
soziale Inflation 2023 in Grossbritannien mehr als 10% zu den
Haftpflichtschäden beigetragen hat. Dieser Anstieg ist darauf
zurückzuführen, dass US-Entscheide ausstrahlen: Dieser Effekt
entsteht ,
wenn Unternehmen, die von einem US-Gericht zu hohem Schadenersatz
verurteilt
werden, den Anspruch bei ihrem britischen Versicherer geltend
machen. In
Australien und Kanada betrug der Effekt aufgrund der Zunahme von
Sammelklagen etwa 7%. In Kontinentaleuropa dagegen ist das
Deliktsrecht in
Zivilgesetzbüchern geregelt, und über Deliktsfälle entscheiden nicht
Geschworene, sondern Berufsrichter. In Ländern wie Frankreich und
Deutschland spielt soziale Inflation bisher keine grosse Rolle.
Allerdings
könnten weitreichende Änderungen der Richtlinien zur Produkthaftung
und zu
Verbandsklagen auch in der EU zu einer Zunahme von Sammelklagen
führen.
Bekämpfung der sozialen Inflation: eine gemeinsame Anstrengung
Ein wirksamer Ansatz zur Bekämpfung sozialer Inflation könnte vom
Rechtssystem selbst ausgehen: durch eine Reform des Deliktsrechts
mit dem
Ziel, den Umfang der immateriellen Schäden zu begrenzen. Mehr
Transparenz
und die Regulierung externer Prozessfinanzierer würden für Klarheit
und
Einheitlichkeit bei der Verschärfung von Offenlegungspflichten
sorgen.
Gleichzeitig müssen die Versicherer in die Bewertung und
Modellierung von
Risiken, die Verteidigungstaktik und in ein besseres
Schadenmanagement
investieren. Auch die Nutzung neuer Technologien und verbesserter
Datenanalysen wird bei der Vorbereitung auf das künftige
Schadensumfeld
helfen.
Social Inflation Index - Methodik
Um die soziale Inflation genauer zu messen, hat das Swiss Re
Institute einen
«Social Inflation Index» entwickelt. Dabei wurden das reale
BIP-Wachstum als
Indikator für das Wachstum der Exponierungen und
versicherungsmathematische
Annahmen für die Schadenhäufigkeit vom Wachstum der Schäden
subtrahiert. Das
Ergebnis ist ein Indikator für die Schwere der Schäden. Für die
wirtschaftliche Inflation als Teil der sozialen Inflation wurden die
makroökonomischen Kostentreiber mit der höchsten Korrelation zur
Schwere der
Haftpflichtschäden ausgewählt und ein gewichteter Durchschnitt der
Schadenvariablen berechnet, der die jeweilige Stärke der Korrelation
widerspiegelt. Alle Variablen wurden in Form des gleitenden
Durchschnitts
über drei Jahre analysiert.
So finden Sie diese Studie:
Die Publikation «Litigation costs driving claims inflation -
indexing
liability loss trends» des Swiss Re Institute kann hier
heruntergeladen
werden.
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+ 41
(0)43 285 7171 oder Media_Relations@Swissre.com.
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Swiss Re
Die Swiss Re Gruppe ist einer der weltweit führenden Anbieter von
Rückversicherung, Versicherung und anderen versicherungsbasierten
Formen des
Risikotransfers mit dem Ziel, die Welt widerstandsfähiger zu machen.
Sie
antizipiert und steuert Risiken - von Naturkatastrophen bis zum
Klimawandel,
von alternden Bevölkerungen bis zur Cyber-Kriminalität. Ziel der
Swiss Re
Gruppe ist es, der Gesellschaft zu helfen, erfolgreich zu sein und
Fortschritte zu machen, indem sie für ihre Kunden neue Möglichkeiten
und
Lösungen entwickelt. Die Swiss Re Gruppe hat ihren Hauptsitz in
Zürich, wo
sie 1863 gegründet wurde, und ist über ein Netzwerk von rund 80
Geschäftsstellen weltweit tätig.
Hinweise zu Aussagen über zukünftige Entwicklungen
Gewisse hier enthaltene Aussagen und Abbildungen sind
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Diese Aussagen (u. a. zu Vorhaben, Zielen und Trends) und
Illustrationen
nennen aktuelle Erwartungen bezüglich zukünftiger Entwicklungen auf
der
Basis bestimmter Annahmen und beinhalten auch Aussagen, die sich
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beziehen.
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Re's
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