Neue Massendemos in Israel für Gaza-Deal |
08.09.2024 11:32:00 |
TEL AVIV (dpa-AFX) - Während Israels Armee im abgeriegelten
Gazastreifen weiter gegen die islamistische Hamas vorgeht, kommt es
im eigenen Land zu neuen Massendemonstrationen. Bei der
Hauptkundgebung in der Hafenmetropole Tel Aviv sowie weiteren
Protesten in anderen israelischen Städten forderten die Teilnehmer
ein Abkommen mit der Hamas zur Freilassung von rund 100 Geiseln. Die
Organisatoren sprachen laut örtlichen Medienberichten von 500.000
Demonstranten allein in Tel Aviv.
"Wir dürfen kein Leben mehr opfern, wir dürfen sie (die
verbleibenden Geiseln) nicht opfern", sagte die Verwandte einer von
den islamistischen Extremisten erschossenen Geisel auf der
Kundgebung in Tel Aviv. "Ihre Zeit läuft ab."
Trauer und Wut
Terroristen der Hamas hatten Carmel Gat und eine weitere Frau sowie
vier Männer in der vergangenen Woche mit Schüssen aus nächster Nähe
getötet. Das israelische Militär fand ihre Leichen in einem Tunnel
in Gaza, wie es am vergangenen Sonntag bekanntgab. "Die Sechs wären
heute hier unter uns, wenn (Israels Ministerpräsident Benjamin)
Netanjahu Ja zu einem Deal gesagt hätte", rief Gats Verwandte mit
Trauer und Wut in der Stimme in die Menge.
Die Hamas und andere islamistische Terrorgruppen hatten am 7.
Oktober vergangenen Jahres den Süden Israels überfallen und dabei
mehr als 1.200 Menschen getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in
den Gazastreifen verschleppt. Das beispiellose Massaker war Auslöser
des Gaza-Kriegs. Nach israelischer Zählung befinden sich noch 101
Menschen in der Gewalt der Hamas, wobei unklar ist, wie viele von
ihnen noch leben.
Die indirekten Verhandlungen zu ihrer Freilassung, bei denen die
USA, Ägypten und Katar zwischen den Konfliktparteien vermitteln,
drehen sich seit Monaten ergebnislos im Kreis. Das angestrebte
mehrstufige Abkommen würde auch die Beendigung des Krieges, den
Rückzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen und die
Entlassung tausender palästinensischer Häftlinge aus israelischen
Gefängnissen einschließen.
Verhandlungen sollen weitergehen
Kritiker werfen Israels Regierungschef Netanjahu vor, den Abschluss
einer derartigen Vereinbarung mit überzogenen Forderungen - wie etwa
der nach einem dauerhaften Verbleib des israelischen Militärs an
strategischen Stellen des Gazastreifens - zu torpedieren. Netanjahu
regiert in einer Koalition mit rechtsextremen Parteien, die jegliche
Zugeständnisse an die Hamas ablehnen und ihm mit dem Platzen des
Regierungsbündnisses drohen.
Der Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, hat
weitere indirekte Verhandlungen angekündigt. "Wir werden diesen
detaillierteren Vorschlag vorlegen, in den nächsten paar Tagen, wie
ich hoffe, und dann werden wir sehen", sagte Burns auf einer
Veranstaltung der Zeitung "Financial Times" in London. Er leitet in
der Regel die US-Delegation bei den indirekten Verhandlungen, die
meist in Kairo oder in Doha stattfinden.
US-Delegationsleiter hofft auf Durchbruch
US-Medien hatten bereits kürzlich über einen geplanten letzten
Vorschlag für ein Abkommen berichtet. Sollten beide Konfliktparteien
auch diesen wieder nicht akzeptieren, könnte es das Ende der
Verhandlungen bedeuten, hieß es. Burns' Worten zufolge steht
unermesslich viel auf dem Spiel - auch für die Zukunft und
Sicherheit der gesamten Nahost-Region.
Die nötigen Fortschritte bei den Verhandlungen seien am Ende "eine
Frage des politischen Willens", sagte er. Er hoffe zutiefst, dass
die Führungen beider Konfliktparteien die nötigen harten
Entscheidungen treffen und politische Kompromisse eingehen werden,
sagte Burns.
Wieder Tote im Libanon
Unterdessen gehen die militärischen Auseinandersetzungen zwischen
der israelischen Armee und der proiranischen Hisbollah-Miliz im
Libanon weiter. In der Nacht heulten im Nordens Israels im Grenzort
Kirjat Schmona die Sirenen, wie das israelische Militär bekanntgab.
Insgesamt seien mehr als 50 Geschosse aus dem Libanon abgefeuert
worden. Die Luftabwehr habe die meisten abgefangen. Mindestens zwei
Geschosse seien in dem evakuierten Ort Kirjat Schmona eingeschlagen
und hätten Schäden verursacht, berichtete die "Times of Israel"
unter Berufung auf die Behörden. Es habe keine Verletzten gegeben.
Zuvor waren bei einem israelischen Angriff im Südlibanon nach
örtlichen Behördenangaben am frühen Abend mindestens drei Menschen
getötet worden. Bei den Opfern handele es sich um Mitarbeiter des
Zivilschutzes, wie das Gesundheitsministerium in der libanesischen
Hauptstadt Beirut mitteilte. Das israelische Militär äußerte sich
zunächst nicht dazu. Die Hisbollah reklamierte über den Tag verteilt
mehrere Angriffe auf Israel für sich.
Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen zwischen Israel und der mit
der Hisbollah verbündeten Hamas vor elf Monaten kommt es im
Grenzgebiet der beiden Länder nahezu täglich zu militärischen
Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der
libanesischen Schiiten-Miliz. Auf beiden Seiten gab es dabei Tote -
die meisten von ihnen waren Mitglieder der Hisbollah. Die Miliz
handelt nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der
Hamas./ln/DP/men
AXC0025 2024-09-08/11:32
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Autor: - dpa-AFX
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