Ukraine warnt vor iranischen Raketenlieferungen an Russland |
08.09.2024 11:34:00 |
KIEW/TEHERAN/MOSKAU (dpa-AFX) - Die ukrainische Staatsführung hat
den Iran eindringlich aufgerufen, Russland unter keinen Umständen
mit ballistischen Raketen für seinen Angriffskrieg auszustatten.
Sollten sich Berichte internationaler Medien bestätigen, dass der
Iran Russland mit solchen Raketen für Angriffe auf die Ukraine
versorge, werde das die bilateralen Beziehungen zwischen Kiew und
Teheran schwer beschädigen, teilte das ukrainische Außenministerium
mit. Gemäß den Regeln der Vereinten Nationen und des Völkerrechts
sei Russland ein Aggressorstaat.
Eine Vertiefung der militärischen Zusammenarbeit zwischen Teheran
und Moskau bedrohe nicht nur die Sicherheit der Ukraine, sondern
ganz Europas, des Nahen Ostens und der Welt, teilte das Ministerium
weiter mit. Die iranische Führung müsse durch Taten unter Beweis
stellen, dass sie Russlands Kriegsmaschine nicht unterstütze. Kiew
wirft Teheran schon seit langem vor, Moskaus Krieg zu unterstützen -
anfangs vor allem auch mit der Überlassung iranischer Drohnen und
Bauplänen für die Herstellung der unbemannten Flugobjekte.
Die internationale Gemeinschaft müsse den Druck auf Teheran und
Moskau erhöhen, um den internationalen Frieden und die Sicherheit zu
schützen, forderte das Außenministerium in Kiew. Die ukrainische
Bevölkerung leide schon seit mehr als zwei Jahren unter täglichen
russischen Terrorangriffen mit allen möglichen Waffen, darunter auch
solchen aus iranischer Produktion.
Der Iran dementierte indes einen Bericht der US-Zeitung "Wall Street
Journal" über die Lieferung von ballistischen Raketen an Russland.
"Der Iran hält die Lieferung von Militärhilfe für Kriegsparteien für
unmenschlich und wird daher diesbezüglich nichts unternehmen", gab
Teherans UN-Mission in New York in einer Presseerklärung bekannt.
Eine solche Kooperation würde auch den Friedensprozess schwächen und
zu einer weiteren Eskalation des Konflikts führen - auch dies wolle
Teheran nicht, zitierte das Nachrichtenportal Mashregh aus der
Presseerklärung.
Neuer ukrainische Außenminister dankt Baerbock
Der neue ukrainische Außenminister Andrij Sybiha dankte unterdessen
seiner deutschen Kollegin Annalena Baerbock und anderen westlichen
Verbündeten für die Unterstützung des Landes im Kampf gegen die
russische Aggression. Die Ukraine sei "für die starke und beständige
Unterstützung Deutschlands dankbar" und setze weiter "auf
Zusammenarbeit bei der Stärkung ukrainischer Verteidigung", schrieb
Sybiha auf Deutsch im sozialen Netzwerk X. Beide hätten auch ihre
Positionen für die Generalversammlung der Vereinten Nationen
kommende Woche abgestimmt.
Zudem informierte der Minister über ein Telefonat mit seinem
US-Kollegen Antony Blinken, bei dem einmal mehr die strategische
Partnerschaft zwischen Washington und Kiew bekräftigt worden sei. Es
sei auch darüber gesprochen worden, wie die Militärhilfe für die
Ukraine beschleunigt und die Sanktionen gegen Russland verschärft
werden könnten. Details nannte Sybiha nicht.
Kritik an Wahlen auf annektierter Halbinsel Krim
In einer weiteren Mitteilung kritisierte das ukrainische
Außenministerium zudem die von Russland an diesem Sonntag auch auf
der schon 2014 von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim
angesetzten Wahlen. Der Urnengang sei eine Farce, ein Verstoß gegen
internationales Recht. Er habe nichts mit dem Wählerwillen zu tun
und sei daher nichtig, teilte das Ministerium mit. Die zur
Abstimmung stehenden Politiker seien von ukrainischer Seite in
keiner Weise legitimiert.
In Russland enden an diesem Sonntag die vielerorts auch unter dem
Eindruck des Angriffskriegs gegen die Ukraine abgehaltenen Kommunal-
und Regionalwahlen. Kremlchef Wladimir Putin, der selbst online über
den neuen Moskauer Stadtrat abstimmte, sprach von wichtigen Wahlen.
Die Urnengänge hätten immer "eine große Bedeutung für die politische
Stabilität im Land, und heute ist das besonders wichtig", sagte er
in einem vom Kreml veröffentlichten Video.
Insgesamt laufen seit Freitag im flächenmäßig größten Land der Erde
rund 4.000 verschiedene Abstimmungen. Mehr als 57 Millionen Menschen
sind zur Stimmabgabe aufgerufen.
Eine echte Opposition ist bei den Wahlen neuer Gouverneure,
Regionalparlamente und Bürgermeister nicht zugelassen. Unabhängige
Beobachter der in Russland als "ausländischer Agent" geächteten
Organisation "Golos" beklagten schon vorab Manipulationen, mit denen
die Behörden vor allem den Kandidaten der Kremlpartei Geeintes
Russland zum Sieg verhelfen wollen.
Stimmungstest für den Kreml in Kriegszeiten
Trotzdem gilt die Abstimmung als wichtiger Stimmungstest für den
Kreml, der besonders auch durch die ukrainische Offensive auf
russischem Gebiet im Raum Kursk und durch den Beschuss von
Grenzgebieten unter Druck steht. In 21 Regionen sind
Gouverneurswahlen angesetzt, darunter auch in St. Petersburg, der
Heimatstadt Putins, wo der wegen Misswirtschaft umstrittene
Politiker Alexander Beglow dank der Unterstützung des Kreml mit
einer neuen Amtszeit rechnet. "Golos" registrierte zahlreiche
Beschwerden über Verstöße gegen die Wahlgesetze sowie mutmaßliche
Fälschungen von Stimmzetteln.
Kampfhandlungen und Drohnenangriffe gehen weiter
Die Kampfhandlungen an der Front gingen indes unvermindert weiter.
Neuer russischer Artilleriebeschuss tötete in der Stadt
Kostjantyniwka im ostukrainischen Gebiet Donezk nach offiziellen
Angaben mindestens drei Menschen. Drei Männer im Alter zwischen 24
und 69 Jahren seien ihren Verletzungen erlegen, teilte die
ukrainische Militärverwaltung mit. Sie rief die Bewohner erneut auf,
den Evakuierungsaufforderungen Folge zu leisten. Die strategisch
wichtige Stadt Kostjantyniwka ist immer wieder Ziel russischer
Angriffe.
Im russischen Gebiet Woronesch meldeten die Behörden Explosionen im
Kreis Ostrogoschsk und verhängten dort den Ausnahmezustand.
Gouverneur Alexander Gussew teilte bei Telegram mit, dass mehrere
Ortschaften in dem Kreis evakuiert würden. Hunderte Menschen seien
in Sicherheit gebracht worden. Ukrainische Medien berichteten, das
Munitionslager im Dorf Soldatskoje im Westen Russlands sei getroffen
worden. Von dort seien die russischen Truppen in der Ukraine
versorgt worden, hieß es unter Berufung auf den ukrainischen
Militärgeheimdienst SBU.
Gouverneur Gussew teilte auch mit, dass die Autobahn auf einer
Strecke von 54 Kilometern gesperrt worden sei - aus
Sicherheitsgründen. Gemeint ist die Autobahn von Woronesch in
Richtung der ostukrainischen Stadt Luhansk, die schon seit 2014
nicht mehr unter Kontrolle Kiews ist. An der Strecke standen Flächen
in Brand, durch die anhaltenden Explosionen gebe es Probleme beim
Löschen, teilte der Gouverneur mit./mau/DP/men
AXC0026 2024-09-08/11:34
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Autor: - dpa-AFX
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