ANALYSE: Deutsche Bank könnte Unicredit bei Coba-Deal ausstechen - JPMorgan |
19.09.2024 13:08:00 |
FRANKFURT/LONDON (dpa-AFX) - Die italienische Großbank Unicredit
dürfte bei einer möglichen Übernahme der Commerzbank
nach Einschätzung eines Experten aufs Tempo drücken.
Dafür sprechen aus Sicht des Bankenanalysten Kian Abouhossein von
der US-Bank JPMorgan die öffentliche Abwehrhaltung der Commerzbank
sowie Medienberichte, denen zufolge die Italiener die
Bundesregierung mit ihren Kaufplänen kalt erwischt haben. Außerdem
könnte die Deutsche Bank den Italienern in die Quere
kommen.
JPMorgan sieht in den Aktienkursen der beiden deutschen Institute
jedenfalls eine Kaufgelegenheit und stuft deren Papiere mit
"Overweight" ein. Der Aktie der Deutschen Bank schreibt Abouhossein
ein Kursziel von 20 Euro zu. Das ist rund ein Drittel mehr als der
jüngste Kurs von etwa 15 Euro. Dem Papier der Commerzbank traut er
einen Kurs von 17,20 Euro zu und liegt damit über den jüngsten
Kursen von etwa 15,50 Euro.
Zwar beteuert Unicredit-Chef Andrea Orcel, mit dem Kauf weiterer
Commerzbank-Aktien keine Eile zu haben. Doch Abouhossein traut dem
Braten nicht. Er hält es für denkbar, dass die Italiener den Prozess
zu beschleunigen versuchen.
Inzwischen hält die Unicredit 9 Prozent der Commerzbank-Anteile;
davon hat sie je die Hälfte vom Großaktionär Bund und vom Markt
gekauft. Um auf mehr als 9,9 Prozent aufzustocken, benötigt sie die
Genehmigung der deutschen Finanzaufsicht Bafin. Sollte sie sogar die
Marke von 30 Prozent erreichen, müsste die Unicredit ein
öffentliches Übernahmeangebot vorlegen, merkt Abouhossein an.
Die meisten Commerzbank-Aktien hält mit 12 Prozent noch immer der
Bund, der das Geldhaus in der Finanzkrise 2008/2009 mit Milliarden
vor dem Untergang gerettet hatte. Wann sich der Bund von seinen
verbliebenen Anteilen trennt, ist offen. Orcel hat daran jedenfalls
Interesse bekundet.
Entscheidend für die weitere Entwicklung sei die Reaktion der
Bundesregierung, schreibt Abouhossein. Nach dem Verkauf des ersten
Aktienpakets von 4,5 Prozent an die Unicredit am 11. September hat
sie sich für weitere Anteilsverkäufe eine Beschränkung für 90 Tage
auferlegt.
Sollte die Deutsche Bank nun im Commerzbank-Poker mitmischen wollen,
müsse sie sich entscheiden, was sie tut, schreibt Abouhossein. Er
verweist auf einen Medienbericht, dem zufolge die Deutsche Bank der
Unicredit möglicherweise die ganze restliche Staatsbeteiligung oder
einen Teil davon wegschnappen will. Ein solcher Kauf werde jedoch
die Eigenkapitalquote der Deutschen Bank mit etwa 0,3 Prozentpunkten
belasten, rechnet der Experte vor.
Andererseits habe Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing betont, dass
sich sein Institut auf seine eigenen Rentabilitätsziele
konzentrieren wolle. Sollte die größte deutsche Bank ihre Rendite
auf das materielle Eigenkapital bis 2025 wie geplant auf mehr als 10
Prozent steigern, würde dies aus Sicht Abouhosseins auch ihren
Aktienkurs nach oben treiben. Damit wäre das Geldhaus besser
gerüstet, um in einem reinen Aktiendeal mit der Commerzbank zu
fusionieren, schätzt er.
Ein Zusammenschluss der beiden größten börsennotierten deutschen
Kreditinstitute ist nach Einschätzung Abouhosseins nach wie vor
nicht unwahrscheinlich - und wäre sogar im besten Interesse der
Deutschen Bank und des Landes. Denn der deutsche Bankenmarkt ist
wegen der großen Marktanteile von Sparkassen und
Genossenschaftsbanken stark fragmentiert.
Durch einen Zusammenschluss mit der Commerzbank könnte die Deutsche
Bank ihren Marktanteil besonders im Privatkundengeschäft stark
ausbauen, argumentiert der Experte.
Deutsche Bank und Commerzbank hatten bereits im Jahr 2019 eine
Fusion geprüft, das Vorhaben aber verworfen. Damals befanden sich
beide Institute in einer deutlich schlechteren Lage als heute.
Seitdem haben beide umfangreiche Sparprogramme durchlaufen, tausende
Arbeitsplätze abgebaut und viele Filialen geschlossen.
Gemäß der Einstufung "Overweight" geht JPMorgan davon aus, dass sich
die Aktien in den kommenden sechs bis zwölf Monaten besser als der
jeweilige Sektor entwickeln werden./stw/la/bek/jha/
Analysierendes Institut JPMorgan.
Veröffentlichung der Original-Studie: 18.09.2024 / 19:41 / BST
Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 19.09.2024 / 00:15 / BST
ISIN DE000CBK1001 DE0005140008 IT0005239360
AXC0127 2024-09-19/13:08
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Autor: - dpa-AFX
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