ROUNDUP 2: BASF konzentriert sich auf Kerngeschäft - Agrarsparte soll an Börse |
26.09.2024 14:31:00 |
(neu: Details zur Aufteilung der Sparten in Kern- und Randgeschäft,
aktualisierte Kursreaktion)
LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF
will sich stärker auf sein Kerngeschäft konzentrieren
und seine Agrarsparte an die Börse bringen. Der neue Vorstandschef
Markus Kamieth will den Dax-Konzern damit wieder profitabler machen,
wie er bei der Vorstellung seiner Strategie am Donnerstag in
Ludwigshafen ankündigte. Dort stellt der Vorstand weitere
Produktionsanlagen auf den Prüfstand, bekannte sich aber
ausdrücklich zu dem Heimatstandort am Rhein. Kürzen will das
Management auch die Dividende für die Aktionäre. An der Börse kamen
die Neuigkeiten schlecht an.
Die BASF-Aktie verlor bis zum frühen Nachmittag 2,1 Prozent und
gehörte damit zu den größten Verlierern im Dax. Seit dem
Jahreswechsel hat das Papier fast zehn Prozent an Wert eingebüßt. In
den vergangenen fünf Jahren summiert sich der Wertverlust sogar auf
fast 30 Prozent.
Vorstandschef Kamieth hatte die Führung des Konzerns erst Ende April
vom langjährigen BASF-Chef Martin Brudermüller übernommen. Dieser
hinterließ seinem Nachfolger ein schwieriges Erbe - und einen
Konzern mit Sparzwängen und Stellenabbau. In Deutschland schrieb
BASF zuletzt zwei Jahre lang rote Zahlen.
Kamieth will BASF nun von einem breit aufgestellten, integrierten
Chemiekonzern mit vielen vernetzten Geschäftsfeldern zu einem
Unternehmen mit einem Kerngeschäft aus vier Sparten und mehreren
eigenständigen Geschäftsteilen umbauen.
Zum Kerngeschäft zählt das Management künftig die Bereiche Chemicals
mit Basischemikalien und Zwischenprodukten, Materials mit modernen
Werkstoffen und Vorprodukten, Industrial Solutions mit Harzen,
Additiven und Elektronikmaterialien sowie Nutrition & Care mit
Produkten für die Lebens- und Futtermittelbranche sowie
Inhaltsstoffen für Pharma-, Kosmetik- und Reinigungsprodukte.
Nicht mehr zum Kerngeschäft zählt BASF hingegen den Bereich Coatings
mit Lacken und Beschichtungen etwa für die Auto- und Bauindustrie.
Gleiches gilt für Materialien für Batterien sowie Dienstleistungen
rund um Edel- und Nichtedelmetalle. Hier zeigte sich der Vorstand
offen für wertsteigernde Deals - etwa die Trennung von
Geschäftsteilen. In einem ersten Schritt bereitet der Konzern den
Verkauf seines brasilianischen Geschäfts mit Anstrichen für Gebäude
vor.
Konkreter sind auch schon die Pläne für die Agrarchemie. Kamieth
will den Bereich auf eigene Füße stellen und bis 2027 in separate
Gesellschaften ausgliedern. Anschließend will die Konzernführung die
Voraussetzungen schaffen, um mittelfristig einen Minderheitsanteil
des Agrargeschäfts an die Börse zu bringen. Für die Batteriesparte
sucht BASF nach Kooperationspartnern und will vorerst vor allem
seine bestehenden Kapazitäten auslasten.
Der Konzernumbau, Sparmaßnahmen und geringere Investitionen sollen
den operativen Gewinn mittelfristig deutlich nach oben treiben. So
soll das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern
und Abschreibungen (Ebitda) im Jahr 2028 zwischen 10 und 12
Milliarden Euro erreichen. Davon sollen 7 bis 9 Milliarden Euro aus
dem Kerngeschäft und 3,5 bis 4 Milliarden aus den neuen,
eigenständigen Sparten kommen.
2023 hatte BASF vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen 7,7
Milliarden Euro verdient und damit knapp 29 Prozent weniger als im
Jahr davor. Im Jahr 2021 hatte dieses Ergebnis mit 11,35 Milliarden
Euro allerdings schon in der jetzt für 2028 geplanten Größenordnung
gelegen.
Aus Sicht des Branchenexperten Chris Counihan vom Analysehaus
Jefferies liegen die Gewinnpläne des Konzerns weitgehend im Rahmen
der Erwartungen. Die angekündigte Kürzung der Dividenden dürfte
jedoch für Enttäuschung sorgen, schätzt er.
So will BASF in den kommenden Jahren weniger Dividende ausschütten
als zuletzt. Die direkte Gewinnbeteiligung der Anteilseigner soll in
den kommenden Jahren bei mindestens 2,25 Euro je Aktie liegen. Für
2023 hatte BASF noch 3,40 Euro je Aktie gezahlt.
Die jährliche Dividendensumme liege in den kommenden Jahren bei rund
zwei Milliarden Euro, hieß es weiter. Zwischen 2025 und 2028 sollen
damit insgesamt rund acht Milliarden ausgeschüttet werden. Ergänzt
werden soll dies durch den Rückkauf eigener Aktien. Dafür will BASF
spätestens ab dem Jahr 2027 voraussichtlich rund vier Milliarden
Euro ausgeben.
Der Chemiekonzern kämpft mit hohen Kosten, darunter den Ausgaben für
Energie. Als Konsequenz hatte der Konzern bereits im Februar ein
weiteres milliardenschweres Sparprogramm samt Stellenabbau und der
Schließung von Anlagen aufgelegt. In Ludwigshafen sollen bis Ende
2026 zusätzlich jährliche Kosten von einer Milliarde Euro eingespart
werden. Wie viele Stellen in Ludwigshafen wegfallen werden, ist noch
unklar.
Unterdessen stellt der Vorstand die Zukunft weiterer Anlagen in
Ludwigshafen in Frage. "Die Mehrzahl der Anlagen ist in ihren
jeweiligen Märkten wettbewerbsfähig", sagte Vorstandsmitglied Katja
Scharpwinkel am Donnerstag. Einige seien es jedoch nicht oder nicht
stark genug ausgelastet. So sieht die Managerin kurz- bis
mittelfristig bei 16 Prozent der 900 Anlagen am Standort
Wettbewerbsrisiken. Bei weiteren 6 Prozent sei dies langfristig der
Fall.
Schon jetzt schließt BASF Anlagen in Ludwigshafen, etwa für
Adipinsäure, Cyclododecanon und Cyclopentanon (CPon). Weitere
Anpassungen würden geprüft und soweit erforderlich schrittweise
umgesetzt, erklärte Scharpwinkel. Zudem werde der Konzern seine
Strukturen außerhalb der Produktion am Konzernsitz anpassen und
seine Kosten erheblich senken. Wie bereits bekannt, will BASF bis
Ende 2026 jährlich fortlaufende Gesamteinsparungen von rund 2,1
Milliarden Euro erzielen. Davon sollen 800 Millionen schon Ende 2024
erreicht sein./stw/zb/glb/nas/stk
ISIN DE000BASF111
AXC0206 2024-09-26/14:31
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Autor: - dpa-AFX
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