ROUNDUP: TV-Duell: Walz und Vance setzen auf Inhalte statt Attacken |
02.10.2024 07:30:00 |
WASHINGTON/NEW YORK (dpa-AFX) - Inmitten des aufgeheizten
politischen Klimas in den USA haben sich die
Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz und J.D. Vance ein
überraschend sachliches TV-Duell geliefert. Ihre erste und
voraussichtlich einzige Fernsehdebatte in diesem Wahlkampf stach
durch inhaltliche Tiefe hervor: Themen wie die irreguläre Migration,
das Recht auf Abtreibung und die Klimakrise wurden intensiv
diskutiert. Ein Schlagabtausch zum Kapitol-Sturm der Anhänger Donald
Trumps am 6. Januar 2021 zeigte jedoch auch deutlich die tiefen
Gräben zwischen den politischen Lagern.
Am 5. November treten die Demokratin Kamala Harris und der
Republikaner Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl gegeneinander
an - Umfragen prognostizieren ein knappes Rennen. Beide werben
besonders um unentschlossene Wählerinnen und Wähler in den hart
umkämpften Bundesstaaten, auch mit Unterstützung ihrer "Running
Mates". Der Demokrat Walz und der Republikaner Vance kommen beide
aus dem Mittleren Westen.
Die 90-minütige Debatte, ausgetragen von CBS in New York, fand ohne
Publikum statt. Walz, Gouverneur des Bundesstaates Minnesota, und
Vance, Senator von Ohio, durften keine Spickzettel verwenden und
keinen Kontakt zu ihren Teams haben. Die Mikrofone konnten von
Moderatorinnen Norah O'Donnell und Margaret Brennan stummgeschaltet
werden, was nur einmal nötig war.
Der lange Schatten des Kapitol-Sturms
Etwas hitziger wurde die Debatte, als Vance die Wahlniederlage
Trumps im Jahr 2020 gegen Joe Biden nicht eindeutig einräumen
wollte. Stattdessen erklärte der Republikaner, "auf die Zukunft
fokussiert" zu sein. Walz konterte scharf und bezeichnete dies als
"Nicht-Antwort". Er stellte infrage, ob Vance den Mut aufbringen
könnte, sich wie der damalige Vizepräsident Mike Pence gegen Trumps
Willen zu stellen und somit eine friedliche Machtübergabe
sicherzustellen.
Die Inhalte: Von Abtreibung bis Nahost
Die konträren Ansichten wurden bei weiteren Themen deutlich. In der
Debatte über das Recht auf Abtreibung warf Walz den Republikanern
vor, sich mit ihrem restriktiven Kurs in das Privatleben von Frauen
einzumischen. Über Trump und Vance sagte Walz: "Diese Typen
versuchen immer wieder, den Frauen etwas vorzuschreiben."
Auch der Umgang mit Waffenbesitz sorgte für Diskussionsstoff. Walz
berichtete von einer persönlichen Erfahrung seines Sohnes, der bei
einem Volleyballspiel Schüsse erlebt hatte, und forderte striktere
Waffengesetze. Vance entgegnete, dass mehr Sicherheitsmaßnahmen in
Schulen notwendig seien, und verwies auf psychische Probleme als
Hauptursache der Gewalt.
Vance nutzte die Debatte unter anderem dazu, um Harris angesichts
der irregulären Zuwanderung aus Mittel- und Südamerika eine
verfehlte Migrationspolitik vorzuwerfen. "Wir haben eine historische
Einwanderungskrise, weil Kamala Harris damit anfing, die gesamte
Grenzpolitik von Donald Trump rückgängig machen", sagte der 40 Jahre
alte Senator.
Auch beim Thema Klimawandel traten Differenzen zutage. Vance gestand
"der Argumentation halber" CO2-Emissionen als Ursache der
Erderhitzung zu, wollte sich jedoch nicht auf "seltsame
Wissenschaft" einlassen. Er forderte mehr Energieproduktion in den
USA, einschließlich Atomkraft und Erdgas. Walz betonte dagegen
Bidens Fortschritte bei erneuerbaren Energien und kritisierte Trump
für dessen Leugnung der Klimakrise.
Das Thema Wirtschaft war eher schnell abgehandelt. Walz verwies auf
Harris' Pläne, unter anderem junge Familien und Geringverdiener zu
unterstützen. Vance sagte, unter Trump sein die Löhne in den USA
hoch und die Inflation niedrig gewesen.
Angesichts der Lage in Nahost, mit Gefechten nicht nur im
Gazastreifen sondern auch im Libanon, warnte Walz vor einer erneuten
Präsidentschaft Trumps. "Es kommt auf eine solide Führung an", sagte
der 50 Jahre alte Gouverneur des Bundesstaates Minnesota. "Donald
Trump ist wankelmütig", mahnte er. Vance entgegnete, der
Republikaner habe während seiner Amtszeit "für Stabilität gesorgt".
Vance über Trump: "Habe mich geirrt"
Vance war zu Beginn von Trumps Präsidentschaft ein ausgesprochener
Kritiker des Republikaners. Diese Meinung wandelte sich allerdings,
als er sechs Jahre später selbst ins Scheinwerferlicht trat - und
dafür auch Trump als Unterstützer umwarb.
In dem Duell gab er nun an, er habe mit seiner einst harschen Kritik
falsch gelegen. "Ich habe mich in Bezug auf Donald Trump geirrt",
sagte er. Er habe Geschichten geglaubt, die Trumps politische Bilanz
falsch dargestellt hätten, führte Vance aus. Trump habe "geliefert".
Wahrscheinlich letztes TV-Duell vor der Wahl
Zwar gelten Vize-Debatten nicht als wahlentscheidend, doch das Duell
dürfte bei vielen Wählern Eindruck hinterlassen. Im September hatten
sich Harris und Trump in einer hitzigen TV-Debatte gemessen. Trump
wirkte dabei genervt und defensiv. Harris hingegen blieb ruhig und
forderte ein zweites Duell, worauf Trump sich nicht festlegte.
Trump mit eigenem Live-Ticker
Zu Beginn der Debatte wirkte Walz nervös, fand dann jedoch festen
Boden. Er machte mehrfach Notizen, um auf die Argumente seines
Kontrahenten vorbereitet zu sein. Vance gelang derweil, was Trump
bei der Debatte gegen Harris schwergefallen war: Der Vize vermied
scharfe Attacken. Dafür sorgte Trump allerdings selbst: Er
kommentierte das Vize-Duell in einer Art Liveticker auf der von ihm
mitgegründeten Online-Plattform "Truth Social". Walz attestierte er
einen "niedrigen Intelligenzquotienten". Und auch die
CBS-Moderatorinnen O'Donnell und Brennan bekamen ihr Fett weg. Der
Republikaner bezichtigte die Journalistinnen, "extrem
voreingenommen" zu sein./trö/DP/stk
AXC0052 2024-10-02/07:30
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 19.462,28 | 88,45 | 0,46% |
TecDax | 3.410,71 | 24,42 | 0,72% |
MDAX | 26.878,94 | 40,44 | 0,15% |
Dow Jones (EOD) | 42.863,86 | 409,74 | 0,97% |
Nasdaq 100 | 20.271,97 | 30,21 | 0,15% |
S & P 500 (EOD) | 5.815,03 | 34,98 | 0,61% |
SMI | 12.240,11 | 85,92 | 0,71% |
|
EUR/US$ | 1,0928 | -0,00 | -0,06% |
EUR/Yen | 163,2835 | 0,19 | 0,12% |
EUR/CHF | 0,9394 | 0,00 | 0,21% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8366 | -0,00 | -0,03% |
Yen/US$ | 0,0067 | 0,00 | -0,07% |
CHF/US$ | 1,1632 | -0,00 | -0,16% |
|
baha Brent Indication | 78,47 | -0,84 | -1,05% |
Gold | 2.650,07 | 22,14 | 0,84% |
Silber | 31,19 | 0,54 | 1,75% |
Platin | 976,46 | 13,94 | 1,45% |
|
|
|